MiFID II
Wieviel ist Research wert?
Mit der Umsetzung von MiFID II dürfen Fondsgesellschaften ihr Research nicht mehr kostenlos zur Verfügung stellen. Vermögensverwalter sollen dafür zahlen. Es gibt aber auch eine elegantere Lösung.
Sitzt ein Mann in der Kneipe, trinkt sein Bier und greift nach den Erdnüssen, die vor ihm auf dem Tisch stehen. Da spricht ihn der Kellner an und sagt: „Dafür müssen Sie extra bezahlen“. Diese Karikatur aus einer Präsentation der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG macht derzeit in Finanzkreisen die Runde. Sie beschreibt mit einem Schuss bitterer Ironie ein Problem, vor dem derzeit Fondsgesellschaften, Vermögensverwalter und andere Finanzintermediäre stehen. Hintergrund: Ab kommendem Jahr dürfen mit Inkrafttreten der EU-Finanzmarktrichtlinie MiFID II unabhängige Asset Manager in Europa keine Zuwendungen mehr von Banken entgegennehmen. Und als Zuwendung gilt auch Investment-Research.
Für Vermögensverwalter ist diese Regelung eine bittere Pille. Sie haben im Prinzip nur drei Möglichkeiten, mit der neuen Regelung umzugehen: Sie verzichten auf Research, sie geben die Research-Kosten an ihre Kunden weiter oder sie übernehmen die Kosten auf eigene Rechnung. Das Fatale daran: Keine dieser Lösungen bedeutet eine Verbesserung des Services oder der Kostenstruktur für die Anleger, die Vermögensverwalter können sich nur zwischen schlechten Optionen entscheiden, und die Fondsgesellschaften wissen noch überhaupt nicht, wie sie mit dieser neuen Regelung umgehen sollen. Das fängt schon mit der Preisfindung für ein Produkt an, das bisher kostenfrei weitergegeben wurde.
Der erste Vermögensverwalter zahlt
Der Genfer Asset Manager Unigestion hat sich nun als erster Vermögensverwalter für die dritte Lösung entschieden. Unigestion wird ab Januar die Kosten für Research-Dienstleistungen im Auftrag seiner Kunden selbst übernehmen. Mit der Kostenübernahme bleiben die Verwaltungsgebühren unverändert. Dies teilte Unigestion nun offiziell mit.
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„Wir tun einfach das Richtige, um unseren Kunden auch weiterhin umfassende Transparenz zu bieten und klar darzustellen, welche Gebühren bei unseren Produkten wofür in Rechnung gestellt werden“, erklärt Fiona Frick, CEO von Unigestion. „Gleichzeitig schützen wir unsere Kunden durch ´Best Execution´ vor potenziellen Interessenkonflikten. Sowohl unser maßgeschneidertes internes Research als auch das Research externer Dienstleister sind ein integrierender Bestandteil unseres Investmentprozesses. Wir werden sie weiterhin parallel nutzen, um bestmögliche Anlagelösungen und Renditen für unsere Kunden weltweit zu bieten“, so Frick weiter.