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    Marktentwicklung Europa  1152  0 Kommentare Euroraum: Ist endlich alles im Lot?

    Noch immer überrascht das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr positiv. Das BIP-Wachstum wird herauf revidiert, für 2017 erwarten wir über 2 Prozent. Mittlerweile erholt sich in allen Euroraumländern die Konjunktur, und zum zweiten Mal in Folge dürfte der Euroraum die USA beim Wachstum hinter sich lassen.

    Die Europäische Zentralbank stützt dies, indem sie weiterhin für sehr günstige Finanzbedingungen sorgt. Sie wird ihre Bilanzsumme auch im nächsten Jahr ausweiten und so für noch mehr Liquidität sorgen. Die Leitzinsen dürfte sie unterdessen unverändert lassen.

    Seit Mai geht der Konjunkturaufschwung mit einem deutlichen Rückgang der politischen Risiken einher, zumindest aus Anlegersicht. Immer wieder hieß es, das Auseinanderbrechen der Europäischen Union sei eines der wichtigsten Marktrisiken. Doch jetzt haben sich die Befürchtungen der Investoren verflüchtigt. Vor allem die französischen Wahlen haben maßgeblich dazu beigetragen; die Idee der europäischen Integration findet wieder mehr Zuspruch.

    Ist im Euroraum damit endlich wieder alles im Lot? Die Wertentwicklung europäischer Aktien scheint seit Mai zu enttäuschen. Bis Mitte August waren Euroraum-Aktien um 5 Prozent gefallen, während US-Aktien um 2 Prozent zugelegt hatten (jeweils in lokaler Währung).

    Entscheidend ist heute der Wechselkurs. Gegenüber dem US-Dollar hat der Euro seit Jahresbeginn um 10 Prozent aufgewertet, was der Performance europäischer Titel schadete. Aber handelt es sich wirklich um eine Eurostärke – oder doch eher um eine Dollarschwäche? Beides ist richtig: Der Euro hat stark von der wirtschaftlichen Erholung und den abnehmenden politischen Risiken in Europa profitiert. Zugleich sind die politischen Risiken in den USA gestiegen: Die Unberechenbarkeit von Präsident Trump, dem es überdies nicht gelingt, seine Wahlversprechen einzulösen, belastet die amerikanische Währung. Die Schwäche europäischer Aktien scheint uns daher übertrieben. Die Unternehmensgewinne dürften in diesem Jahr zweistellig wachsen und die Aktienbewertungen liegen dicht am Median der letzten 20 Jahre. Verglichen mit den Bewertungen anderer Regionen sind sie attraktiv. Noch immer besteht bei europäischen Aktien die Aussicht auf steigende Bewertungen.

    Aber was muss geschehen, damit europäische Aktien wirklich aufholen? Nötig ist die Stabilisierung der Wechselkurse, mit der wir in den nächsten Wochen rechnen. Wir glauben, dass die Äußerungen der Notenbanken auf der Jackson-Hole-Konferenz Ende August den Gegensatz zwischen der Straffung der US-Geldpolitik (durch eine allmähliche Verringerung der Notenbankbilanz, vielleicht in der zweiten Jahreshälfte) und der noch immer expansiven Geldpolitik im Euroraum (einhergehend mit noch immer zu niedrigen Inflationserwartungen) einmal mehr deutlich machen. Es darf aber auch keine weltpolitischen Risiken geben. Doch das hat der Euroraum nicht allein in der Hand.




    Stefan Keller
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    Stefan Keller ist Asset-Allocation-Stratege beim europäischen Multi-Assetspezialisten Candriam in Luxemburg. Vor seinem Eintritt bei der Candriam Investors Group 2015 arbeitete Keller als Managing Director bei Scope Ratings in Berlin sowie, von 2007-2013, bei Lyxor Asset Management in Paris, wo er als Stratege und Portfoliomanager sowie als Head of Managed Account Platform Research tätig war.
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    Verfasst von Stefan Keller
    Marktentwicklung Europa Euroraum: Ist endlich alles im Lot? Wie geht es weiter in Europa? Ob der bevorstehenden Urnengänge standen die Zeichen zu Beginn von 2017 auf Sturm. Mittlerweile hat sich gezeigt: Wirtschaftlich erholt und unter dem Einfluss von abnehmenden politischen Risiken in Europa profitiert die gesamte Zone. Mindestens bis zum Ende des Jahres.