Krisenwährung Gold – einsteigen oder abwarten?
Aktuell klettert der Goldpreis wieder mal nach oben. Die Marke von 1300 USD testete Gold bereits im Frühjahr. Hält der Trend an?
„In Krisen zählt nur Gold“ titelt die Börsen Zeitung heute in ihrer Printausgabe. Anleger würden sich ins Edelmetall flüchten und hätten allen Grund dazu. Das klingt zumindest so, als sei der gegenwärtige Anstieg des Goldpreises leicht zu erklären. Die Zeitschrift „Der Aktionär“ geht noch weiter. In der aktuellen Ausgabe wird der nächste „Goldrausch“ heraufbeschworen. Wie immer lohnt es, einen Schritt zurück zu treten und genau hinzusehen. Tatsächlich zeigt der Trend für Gold seit Anfang des Jahres nach oben. Auf Jahressicht liegt der Preis aber immer noch im Minus. Wer im August 2016 in das Edelmetall investiert hätte, stünde heute mit einem Prozent knapp im Minus. Noch schlechter sieht es für Anleger aus, die vor fünf Jahren eingestiegen sind. Sie verlieren gut 21%. Ob dieser Trend tatsächlich gebrochen und „Gold zurück“ ist, wie Redakteur Markus Bußler vom „Der Aktionär“ konstatiert, bleibt offen.
Amschel Meyer Rothschild, einer der Gründer jener Bank, die bis zum Ende 2015 zum exklusiven Zirkel jener Finanzhäuser zählte, die den Goldpreis mitbestimmten, stünde dem kritisch gegenüber. „Ich lese keine Zeitungen. Was wirklich wichtig ist, erfahre ich an der Börse“, soll er einmal gesagt haben.
An der Börse gibt es viele Indikatoren für die Goldpreisentwicklung…
Zunächst das allgemeine Zinsniveau. „Je höher das Zinsniveau, desto niedriger ist der Preis in Gold“, sagt Raphael Vogt von der Handelsplattform Norddeutsche Edelmetall. Physisches Gold wirft keine Zinsen ab. Daher steigen mit den Zinserträge die Opportunitätskosten eines Goldinvestments. Eine konstante Korrelation zwischen den beiden Kenngrößen gibt es allerdings nicht. „Die Hälfte der Zeit entwickeln sich beide in die gleiche Richtung“, so Vogt, „um sich dann wieder entgegen zu bewegen“.
Richtig ist: Angesichts der anhaltend expansiven Geldpolitik der Notenbanken und der damit verbundenen Niedrigzinsphase sind die Kosten der Goldhaltung daher aktuell gering. Draghis Kurs, den Markt weiter mit billigem Geld zu versorgen, hat zudem den Effekt, dass der Geldwert sinkt, während Gold in seinem Wert stabil bleibt. „Die Kaufkraft des Goldes kann durch geldpolitische Manöver nicht entwertet werden“, so Dr. Thorsten Pulleit von der Degussa Gold und Silber. In Kombination mit den niedrigen Zinsen lasse das den Goldpreis steigen, so Pulleit. Theoretisch. Praktisch fällt die Inflation im Euroraum mit 1,32% (Stand Juli 2017) relativ moderat aus.