Sinkflug
Air Berlin-Aktie im freien Fall - Lufthansa im Höhenrausch
Während die Air Berlin-Aktie innerhalb eines Monats mehr als die Hälfte an Wert einbüßte und stetig weitere Verluste einfährt, kletterte die Aktie des deutschen Branchenprimus Lufthansa auf ein Zehnjahreshoch. Lufthansa profitiert gleich mehrfach von der Air Berlin-Insolvenz: Einerseits ist sie einen ungeliebten Konkurrenten los, andererseits wird sie als ein wichtiger Kandidat im Bieterverfahren um Air Berlin gehandelt.
Seit dem die Air Berlin am 15. August Gläubigerschutz beantragen musste, nach dem der Großaktionär Etihad keine weiteren Kredite gewährt hatte, ging es mit dem Pleite-Flieger kontinuierlich
abwärts. Für die weitere Zukunft von Air Berlin spielt jetzt insbesondere der Gläubigerausschuss am 21. September eine zentrale Rolle. So können Interessenten, die Air Berlin als Ganzes oder Teile
des Unternehmens erwerben möchten, noch bis zum 15. diesen Monats ihr Angebot abgeben.
Laut einer Meldung des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ erwägt Utz Claassen, ehemaliger Chef des Energieversorgungsunternehmens EnBW, als einer der letzten Bieter die Komplettübernahme von Air
Berlin. Claassen habe „hochpotente und hochseriöse internationale Investoren“ angesprochen, die womöglich an einer Komplettübernahme und Sanierung von Air Berlin interessiert sind.
Zuvor hatte bereits der Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl bekannt gegeben, dass er nicht weiter am Bieterrennen um Air Berlin teilnehmen werde, da er die geforderte Vertraulichkeitserklärung nicht unterschreiben wolle.
Europas größte Fluggesellschaft Ryanair hatte ebenfalls der Übernahme von Air Berlin eine Absage erteilt, da sie von einem abgekarteten Spiel ausging bei dem die Lufthansa bevorzugt werde. So sei der Notkredit der Bundesregierung für Air Berlin in Höhe von 150 Millionen Euro ein Verstoß gegen europäisches Wettbewerbsrecht. Ryanair hatte deshalb beim Bundeskartellamt und bei der Europäischen Kommission Beschwerde eingelegt.
Neben Claassen sind die Lufthansa, Easyjet sowie laut der BILD noch Condor wichtige Kandidaten im Air Berlin-Bietermarathon.
Doch selbst wenn sich ein Bieter findet, der Air Berlin komplett übernimmt, sehen die Prognosen für die Aktie ziemlich Düster aus und die Air Berlin-Aktionäre werden laut dem Übernahme-Gewinner
wohl große Verluste oder gar einen Totalverlust hinnehmen müssen. Denn bei einem Schuldenberg von 1,5 Milliarden Euro, werden sicherlich erst eine ganze Reihe von anderen Schuldnern, wie
beispielsweise der Großinvestor Etihad, bedient werden, sodass nicht mehr viel Geld für die Aktionäre übrig bleiben wird. So ist es selbst fraglich, ob der Bund sein Geld aus der Bürgschaft wieder
sehen wird.
Auch die heute bekannt gegebene massive Senkung der Ticketpreise wird wohl keine Trendwende bei Air Berlin einläuten. Erste Panikverkäufe scheinen schon begonnen zu haben. Erschwerend hinzu kommt,
dass laut dem Handelsblatt der Air-Berlin-Kredit bisher immer noch nicht ausgezahlt wurde.
Flugreisende können sich hingegen über fallende Ticketpreise freuen. So ist es momentan möglich für 333 Euro mit Air Berlin in die USA und zurück zu fliegen. Für Air-Berlin-Aktionäre könnte
dies die einzige freudige Nachricht sein.