checkAd

     1632  0 Kommentare Staatsfonds auf der Jagd nach dem nächsten Einhorn

    Die Entwicklungen im Technologiebereich sind mehr als atemberaubend, die Wertzuwächse teilweise phantastisch. Aber auch das entstehende Know How macht ein Investment für Staaten attraktiv. Deshalb engagieren sich Staatsfonds auch zunehmend in Technologieunternehmen.

     

    Ende 2016 stammten sechs der zehn ertragreichsten Unternehmen aus dem Technologiesektor. Zehn Jahre zuvor war es nur eines. Diese Veränderung haben auch die Staatsfonds festgestellt – und handeln nun entsprechend, stellt Markus Massi, Senior Partner und Managing Director bei der Boston Consulting Group, in seiner Studie “Sovereign Wealth’s Hunt for the Next Unicorn“ fest.

    Früher, so Massi, haben sich Staatsfonds fast ausschließlich auf Investments in reife Branchen wie Healthcare, Handel, Konsum, Energie und Finanzen beschränkt. Mittlerweile werden sie jedoch verstärkt in digitalen und technologischen Unternehmen aktiv und finanzieren innovative Geschäftsideen, die sich hoffentlich zu sprudelnden Erlösquellen entwickeln.

    Seit 2012 hat die Anzahl der Investitionen von Staatsfonds in Technologieunternehmen um  38 Prozent zugenommen, so Messi. Mittlerweile wird jeder vierte Deal der Fonds auf dem Tech-Sektor abgewickelt. Dabei bedienen sich die Fonds einer Vielzahl von Instrumenten –  von der direkten Beteiligung über Co-Sponsorships, Private Equity Funds, Co-Investments bis hin zur Kommanditgesellschaft.

    Dabei sind es nach Erkenntnis von Messi und seinen Mitarbeitern vor allem Investoren aus Asien und dem Mittleren Osten, die für Bewegung auf dem Markt sorgen: China allein investiert mehr Technologie-fokussiertes Venture Capital als alle europäischen Staaten zusammen. Allerdings sind fernöstliche Unternehmen wie Huawei, Lenovo, und Samsung auch bekannt für die Marktführerschaft in ihren jeweiligen Branchen und deshalb dankbare Ziele für Investments.


    Quelle: Pitch Book, Preqin, BCG

    Der Beitrag des Mittleren Ostens ist laut der BCG-Studie jedoch differenzierter zu betrachten: Viele Staaten der Region erwarten von ihren Staatsfonds eine Diversifizierung, die von der traditionellen Fixierung auf Rohstoffe wegführt. Saudi Arabien nutzt die Investitionen seines Public Investment Fund in den Fahrdienstvermittler Uber, das E-Commerce Unternehmen Noon und den SoftBank Vision Fund, um Zugang zu Technologie, Wissen und Produktivitätssteigerung zu erhalten – die dann in der eigenen Wirtschaft eingesetzt werden sollen. Ähnlich verhält es sich auch mit dem Staatsfonds von Bahrain: Dieser nutzt seine Investition in das Unternehmen Envirogen Technologies, um die wachsende heimische Nachfrage nach sauberem Wasser zu befriedigen.

    Auf der Basis des eigenen Research und geführter Interviews kommt Massi zu dem Schluss, dass der Dreh- und Angelpunkt für die Staatsfonds vor allem in der Wahl des richtigen Einstiegs liegt. Da die meisten Fonds nicht über tiefere Expertisen auf dem Technologiesektor verfügen, ist das Mittel der Wahl die Frühphasenfinanzierung als Limited Partner in einem Venture Capital Fonds. Diese Investitionen lassen sich später in direktere Formen der Beteiligung umwandeln, nachdem das zugrunde liegende Geschäftsmodell sich als tragfähig erwiesen hat.

    Indirekte Beteiligungen, erklärt Managing Director Massi, führen zu einem höherwertigen, diversifizierten Dealflow und können dem Staatsfonds ersten Zugang zu speziellen Technologien verschaffen. Demgegenüber ist die Gebührenbelastung bei der indirekten Beteiligung erheblich höher.

    Direkte Beteiligungen hingegen zeichnen sich durch günstigere Gebührenstrukturen und einen tieferen Zugang in Unternehmen und Management aus. Dafür erfordern sie aber auch spezielle Inhouse-Expertise, die zuerst einmal zeit- und kostenintensiv aufgebaut werden muss.

    Einige Staatsfonds gehen nach Erkenntnissen der Boston Consulting Group einen dritten, hybriden Weg: Sie halten zuerst eine relevante Position als Limited Partner in einem Fonds und wandeln diese später in eine direkte Beteiligung um. Während dabei der General Partner insgesamt die Führung behält, steigt der Staatsfonds innerhalb der Beteiligung zum gleichwertigen Partner auf.

    Zusammenfassend erklärt Messi, dass Staatsfonds durch die Investition in Technologieunternehmen wertvolle Einblicke in Praktiken, Werkzeuge und Trends gewinnen können, die die Weltwirtschaft in Zukunft prägen werden. Dadurch können sie in ihren Heimatländern die Entwicklung junger Unternehmen beschleunigen und ihre eigenen Portfolios absichern. Um jedoch erfolgreich zu sein, müssen die Staatsfonds klare Ziele formulieren und ihre internen Risikomodelle anpassen sowie eigene Wissens-Infrastrukturen aufbauen – und die Fähigkeiten entwickeln, die nötig sind, um sich gegen andere Investoren durchzusetzen.

     

    (TG)




    Verfasst von Thomas Gräf
    Staatsfonds auf der Jagd nach dem nächsten Einhorn Die Entwicklungen im Technologiebereich sind mehr als atemberaubend, die Wertzuwächse teilweise phantastisch. Aber auch das entstehende Know How macht ein Investment für Staaten attraktiv. Deshalb engagieren sich Staatsfonds auch zunehmend in Technologieunternehmen.

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer