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    Marktkommentar  756  0 Kommentare Dr. Andreas Busch (BANTLEON): China trübt globalen Konjunkturausblick

    Bei der Debatte zur europäischen Integration sollte sich kurzfristig nichts ändern. Daher dürfte der globale Konjunkturausblick die Finanzmärkte bestimmen, meint Dr. Andreas Busch.

    Nach der Bundestagswahl steht auch zur Debatte, wie es mit der europäischen Integration weitergeht. Hier sollte sich aber kurzfristig nichts ändern. Die Finanzmärkte dürften sich daher schon bald wieder dem Tagesgeschäft zuwenden: Dem globalen Konjunkturausblick, meint Dr. Andreas Busch.

    Der globale Konjunkturausblick trübt sich indes ungeachtet der zuletzt erfreulichen Entwicklung langsam ein, da Chinas Wirtschaft an Schwung verliert. Im Reich der Mitte werden die staatlichen Investitionen eingebremst, ebenso wie der Immobilienmarkt. Die Eurozone wird dies in den kommenden Monaten durch langsamer wachsende Exporte zu spüren bekommen, was den Optimismus der Unternehmen dämpft – in der Folge wird eine Korrektur der Aktienmärkte immer wahrscheinlicher.

    Das Ergebnis der Bundestagswahl wirft eine ganze Reihe an Fragen auf – aus Sicht der Finanzmärkte steht vor allem im Fokus, wie es mit der europäischen Integration weitergeht, wenn die »Jamaika«-Koalition tatsächlich realisiert wird. Die von der FDP genannten »roten Linien« (u.a. keine weitere Vergemeinschaftung der Schulden) dürften hier sicherlich für einige Diskussionen sorgen. Bis eine gemeinsame Marschrichtung formuliert werden kann, wird mithin einige Zeit vergehen. Befürchtungen, dass es zu einer Schwächung der Eurozone kommt, können wir jedoch nicht teilen, da letztlich alle mutmasslichen Regierungsparteien im Kern pro-europäisch sind.

    Die Finanzmärkte sollten ihre Aufmerksamkeit daher schon bald wieder von den voraussichtlich zäh verlaufenden Koalitionsgesprächen ab- und stattdessen dem Tagesgeschäft zuwenden: der wirtschaftlichen Entwicklung. Und diese scheint derzeit äusserst erfreulich zu sein. Der Einkaufsmanagerindex der Industrie für die Eurozone sprang im September überraschend in die Höhe und markierte mit 58,2 Punkten den zweithöchsten Stand seit 17 Jahren!

    Diese Verbesserung ist aber letztlich nur Ausdruck der aktuell starken Wirtschaftsleistung. Mit Blick voraus sind die Botschaften der neusten Erhebung dagegen weniger rosig. So konnten sich die in die Zukunft gerichteten Komponenten – wie z.B. der Teilindex zur Auftragslage – nicht verbessern. Der Sub-Index zu den Bestellungen aus dem Ausland rutschte sogar auf den tiefsten Stand seit sechs Monaten ab und zeigt damit, dass sich die weltwirtschaftliche Grosswetterlage eintrübt. Verantwortlich ist dafür zum einen die EUR-Aufwertung, die an der preislichen Wettbewerbsfähigkeit der Exporteure nagt.

    Zum anderen beginnt sich aber auch die Nachfrage aus China abzuschwächen – der drittgrössten Exportdestination der Währungsunion. Bis in die Sommermonate befand sich das Reich der Mitte auf einem robusten Expansionskurs und sorgte für eine deutliche Beschleunigung beim Wachstum der Eurozonenausfuhren nach China. Inzwischen deutet dort aber immer mehr auf eine langsamere konjunkturelle Gangart hin.

    So hat sich schon im August das Wachstum der Industrieproduktion mit 6,0% auf den niedrigsten Wert seit Ende 2016 verringert. Unübersehbar ist daneben die Abschwächung bei den Investitionen der staatseigenen Unternehmen, die bis zur Jahresmitte als wichtiger Wachstumsmotor fungierten. Mit für chinesische Verhältnisse mageren 7,2% beträgt das Expansionstempo hier nur noch rund ein Drittel von dem, was noch vor einem Jahr zu verzeichnen war.

    Eingebremst wird daneben der Immobilienmarkt. Als Reaktion auf vielfältige staatliche Restriktionen beim Häuserkauf in den grössten Metropolen und moderate geldpolitische Straffungen ist das Umsatzwachstum fast zum Erliegen gekommen. Die Bauaktivität hat sich in diesem Zuge schon abgeschwächt und sollte sich mit der üblichen zeitlichen Verzögerung in den kommenden Monaten weiter abkühlen.

    In der Eurozone wird Chinas Wachstumsverlangsamung unweigerlich für Bremsspuren sorgen, ebenso wie die EUR-Aufwertung. Die bis zuletzt boomenden Exporte in das Reich der Mitte werden an Schwung verlieren, wodurch der ausgeprägte Optimismus der Industrieunternehmen einen Dämpfer erhält. Der Höhenflug der Einkaufsmanagerindikatoren sollte mithin enden und in einen Abwärtstrend übergehen. Auch wenn nicht mit einem scharfen konjunkturellen Abschwung zu rechnen ist, sollten die Finanzmärkte darauf reagieren. Bei Aktien rechnen wir nach der ordentlichen Entwicklung im bisherigen Jahresverlauf mit einer Welle von Gewinnmitnahmen. Begleitet von nach unten drehenden EMIs sehen wir beim DAX eine Korrektur von 10% bis 15% als wahrscheinlich an.




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