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     1014  0 Kommentare Wege aus der Zinsfalle - Seite 2

    Aufgabe ist derzeit noch viel schwieriger als sonst. Obwohl sich das Wachstum der Euro-Zone deutlich stabilisiert hat und die Inflation kräftig gestiegen ist, muss der EZB-Chef die Investoren überzeugen, dass die EZB dennoch an ihrer lockeren Geldpolitik festhalten wird. So hat Draghi am Donnerstag die Inflationsprognose für 2017 von 1,3 Prozent auf 1,7 Prozent angehoben und jene für 2018 von 1,5 auf 1,6 Prozent. Damit läge die Inflationsrate knapp unter dem Ziel von zwei Prozent, das die EZB anstrebt.

    Gleichzeitig hat Draghi den Ausblick für das Wirtschaftswachstum für 2017 und 2018 minimal angehoben. Er versuchte die Änderungen aber gleich abzuschwächen und verwies darauf, dass der jüngste Inflationsanstieg hauptsächlich auf eine Verteuerung des Ölpreises und der Nahrungsmittel zustande gekommen ist. Der Effekt sei daher nur vorübergehender Natur. Deshalb bleibt die EZB dabei, ihre expansive Geldpolitik fortzuführen, um eine Beschleunigung der Kerninflation ohne Nahrungsmittel und Energie zu erreichen.

    Draghi machte aber auch unmissverständlich klar, dass die EZB jederzeit bereit sei, das Anleihenkaufprogramm, das im April von 80 auf 60 Milliarden Euro pro Monat gedrosselt wird, aufzustocken oder zu verlängern. Draghi will mit Blick auf die Niederlande-Wahl am 15. März und die Präsidentschaftswahl am 23. April in Frankreich und den entsprechend hohen politischen Risiken die Lage am Anleihenmarkt der Euro-Zone unter Kontrolle halten. Dennoch sind die Zinsen in Deutschland und in der gesamten Euro-Zone deutlich auf dem Weg nach oben, was vor allem am Zinsanstieg der US-Anleihen liegen dürfte. Denn Fed-Chefin Janet Yellen beabsichtigt am 15. März, die Leitzinsen anzuheben, im Jahresverlauf sollen zwei weitere Zinserhöhungen folgen. Deshalb sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen auf 2,6 Prozent gestiegen und liegen damit in der Nähe des höchsten Niveaus seit Frühjahr 2014.

    Steigende Zinsen hätten erhebliche Folgen

    Euro_EZB_2Der ehemalige Anleihen-„König“ Bill Gross hat bereits gewarnt, dass diese Marke den Beginn eines Bärenmarkts am Anleihenmarkt bedeuten würde, also eines nachhaltigen Abwärtstrends am Anleihenmarkt – sprich deutlich steigende Zinsen. Diese Tendenz zieht aber auch die Zinsen in der Euro-Zone mit nach oben, weil Investoren europäische Anleihen verkaufen und das Geld in höherverzinsliche US-Anleihen stecken. Entsprechend ist der Zinsaufschlag für zehnjährige US-Anleihen gegenüber deutschen zuletzt auf 217 Basispunkte (2,17 Prozentpunkte) gestiegen. Damit nähert er sich allmählich dem Hoch von 236 Basispunkten vom Dezember 2016 – der höchste Wert seit 1990. Sollte die Zinsschere zwischen den USA und der Euro-Zone weiter auseinandergehen, hätte das erhebliche Folgen für die USA. Einerseits dürfte der Dollar weiter steigen, wodurch sich die Perspektiven für die US-Exportwirtschaft und damit die Wirtschaft insgesamt eintrüben, weil US-Produkte im Ausland teurer und ausländische Produkte in den USA günstiger werden. Gleichzeitig belasten die steigenden Zinsen die hochverschuldete Privatwirtschaft.

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    Daniel Saurenz
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    Der ehemalige FTD-Redakteur und Börse Online-Urgestein Daniel Saurenz hat zusammen mit Benjamin Feingold das Investmentportal „Feingold Research“ gegründet. Dort präsentieren die beiden Börsianer und Journalisten ihre Markteinschätzungen, Perspektiven und Strategien samt Produktempfehlungen. Im strategischen Musterdepot werden die eigenen Ideen mit cleveren und meist etwas „anderen“ Produkten umgesetzt und für alle Leser und aktiven Anleger verständlich erläutert. Weitere Informationen: Feingold Research.
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    Verfasst von Daniel Saurenz
    Wege aus der Zinsfalle - Seite 2 Obwohl sich die Renditen zuletzt etwas erholt haben, bleiben sie noch auf einem niedrigen Niveau, insbesondere in Deutschland. Alternativen sind im aktuellen Umfeld Nachranganleihen und Income Fonds. EZB-Chef Mario Draghi steht nach der …