Schieflage
Donald Trump: Der verzweifelte Präsident?
Der US-Präsident scheint immer mehr an die Grenzen seines Einflusses zu stoßen - zumindest was die Reformen im eigenen Land betrifft: keine Änderung bei Obamacare, keine Steuerreform und keine Aufweichung der Finanzmarktregeln. Um doch etwas Schwung in die nationale Politikbilanz zu bringen, lobt Trump die Entwicklung des S&P 500.
Am Mittwoch twitterte Trump, dass der S&P 500 seit seiner Wahl um 5 Billionen Dollar zugelegt habe und die "Fake News Media" von diesem beispiellosen Erfolg nicht berichtet hätten, so der Nachrichtensender CNBC. Trump vereinnahmt die positive Entwicklung des S&P 500 als seinen Regierungserfolg und wirbt somit um das Vertrauen der Investoren und Börsianer.
Tatsächlich stieg der S&P 500 seit Trumps Wahlsieg um 19,21 Prozent. Schaut man zurück auf das Jahr 2013, dann war der S&P 500 nach Barack Obamas Übernahme der zweiten Amtszeit um 19,24 Prozent gestiegen, wie CNBC berichtet. Somit kann die derzeitige Entwicklung nicht als beispielloser Erfolg gelten. Vielmehr ist es vor dem Hintergrund der Trump-Politik geradezu ein Wunder, dass der S&P 500 und Dow Jones noch nicht nachgegeben haben. Die Finanzmärkte zeigen sich sehr robust gegenüber dem geopolitischen Spiel mit dem Feuer.
Für Trump ist der Erfolg des S&P 500 ein Argument, um seiner Steuerreform neue Impulse zu geben. Der US-Präsident meinte, dass wenn der Kongress den neuen Gesetzen zur Steuerreduzierung zustimmt, dann könnte der S&P 500 noch viel höher steigen. Der Index stand am Mittwoch bei 2.552 Punkten.
Sam Stovall von CFRA sagte gegenüber CNBC, dass die aktuelle Dynamik durchaus auf die angekündigten Reformen zurückzuführen sei. Laut Stovall basiert der Optimismus der Anleger bereits auf eine Senkung des effektiven Steuersatzes für Kapitalgesellschaften.
Blick man auf die Entwicklung des S&P 500 in den ersten neun Monaten nach einer Präsidentenwahl, dann zeigt sich ein ganz unterschiedliches Bild. Nach der ersten Wahl von Bill Clinton (1993) stieg der S&P 500 um sieben Prozent, während der Index nach seiner Wiederwahl (1997) um 35 Prozent zulegte. Nach der Wahl von George H. W. Bush (1989) stiegen Aktien um 24,1 Prozent. Nach der Wahl von George W. Bush (2001) fielen die Kurse um 15 Prozent. Barack Obamas Amtszeit begann in der Hochphase der Finanzkrise. Bei seiner ersten Amtszeit konnten die Aktien in den ersten neun Monaten nur um 1,9 Prozent zulegen, während zur zweiten Amtszeit der S&P 500 um 19,4 Prozent stieg.