Studie: Afrika: China sorgt für Wachstum, die Weltbank nicht

Eine empirische Studie unter Leitung des Entwicklungsökonomen Axel Dreher zeigt, dass Chinas entwicklungspolitisches Engagement in Afrika im Durchschnitt zu einem Wirtschaftswachstum von 0,7 Prozent innerhalb von zwei Jahren führt. Weltbank-Entwicklungshilfe hat hingegen keinen Wachstumseffekt in afrikanischen Ländern.
Chinas entwicklungspolitischer Ansatz unterscheidet sich radikal vom westlichen Modell. Während westliche Entwicklungshilfe auf einer Geber-Nehmer-Beziehung fußt, strebt China gleichberechtigte Wirtschafts- und Entwicklungspartnerschaften auf Augenhöhe an, die für beide Parteien Vorteile bieten sollen. China baut daher in Afrika Straßen, Krankenhäuser und Schulen und erhält im Gegenzug dafür beispielsweise Ressourcen. Das chinesische Entwicklungsmodell wurde massiv vom Westen kritisiert. Es ginge China nur um geopolitische Eigeninteressen und Rohstoffe und nicht um Afrikas Entwicklung, so die Kritik.
Eine empirische Studie unter Leitung des Heidelberger Entwicklungsökonomen Axel Dreher kann diesen Vorwurf jetzt teilweise entkräften. Die in der aktuellen F.A.Z-Ausgabe (13.10.2017) behandelte Studie, kommt zum Schluss, dass chinesische Entwicklungspartnerschaften genauso stark zum afrikanischen Wirtschaftswachstum beitragen, wie amerikanische und europäische Entwicklungsprojekte. Bei Hilfsprojekten der Weltbank konnte hingegen kein Wachstumseffekt festgestellt werden.
Die Wissenschaftler der Studie untersuchten mehr als 4300 chinesische Entwicklungsprojekte aus den Jahren 2000 bis 2014 mit einem Volumen von mehr als 350 Milliarden US-Dollar. Im Durchschnitt trug eine chinesische Entwicklungspartnerschaft nach zwei Jahren zu einem Wirtschaftswachstum von 0,7 Prozentpunkten in den afrikanischen Ländern bei.
Die Ergebnisse der Studie gelten allerdings nur für chinesische Entwicklungsprojekte, die unter die offizielle (westliche) Definition von öffentlicher Entwicklungszusammenarbeit fallen. Nach dem Development Assistance Committee (DAC) werden nur Entwicklungsprojekte, bei denen mindestens ein Viertel der Gelder geschenkt wird, als Entwicklungshilfe anerkannt. Nur für solche Projekte konnten die Forscher einen positiven Effekt auf das Wirtschaftswachstum der afrikanischen Länder ermitteln. Wie sich die Entwicklungspartnerschaften Chinas, die nicht unter die offizielle DAC Definition fallen, auf das Wirtschaftswachstum Afrikas auswirken, ist unklar.
Insgesamt hat China seit der Jahrtausendwende in Afrika Entwicklungspartnerschaften für rund 1,5 Billionen US-Dollar realisiert. Nur ein Viertel dieser Gelder können nach der DAC-Definition als Entwicklungshilfe gelten. Hier sind deshalb weitere Forschungen nötig.
Aus Afrika selbst kommen indes Stimmen, die eine Abschaffung des westlichen Modells der Entwicklungshilfe fordern. Die sambische Ökonomin Dambisa Moyo argumentiert in ihrem Buch „Dead Aid“ , dass westliche Entwicklungshilfe nicht zu Wirtschaftswachstum in Afrika geführt habe. Deshalb müssten neue Ansätze, wie die Chinas, gefördert werden, die vermehrt auf den Markt als Motor für Wirtschaftswachstum setzen. Eine Abschaffung von Nothilfeprojekten fordert Moyo nicht. Auch andere Schwellenländer, wie Indien und Brasilien, setzten auf Entwicklungs- und Wirtschaftspartnerschaften statt Entwicklungshilfe.
Die Studie ''Aid, China, and Growth: Evidence from a New Global Development Finance Dataset" kann HIER KOSTENLOS HERUNTERGELADEN WERDEN.
Quellen:
F.A.Z. : „Chinas Entwicklungshilfe wirkt“
Axel Dreher: ''Aid, China, and Growth: Evidence from a New Global Development Finance Dataset''
Dambisa Moyo: "Dead Aid"