Kobalt: Volkswagen holt sich Abfuhr bei Lieferanten
Volkswagen will bis zum Jahr 2025 die Nummer eins bei Elektroautos sein. Nun holte sich der Konzern aber bei der Sicherung des Kobaltbedarfs eine Abfuhr von Lieferanten. Die Machtverhältnisse kehren sich offenbar zwischen Produzenten und Abnehmern um.
Arroganz ist Fehl am Platz
Vor einigen Wochen hatten wir von einer Ausschreibung des Volkswagen-Konzerns berichtet (Details siehe hier). Demnach wollten sich die Wolfsburger für mindestens fünf Jahre den Kobalt-Nachschub sichern und hatten Angebote bei Produzenten eingeholt. Nun meldet die Financial Times, dass der VW-Konzern dabei einen richtigen Bauchplatscher hingelegt hat. Laut einem Insider hätten die Händler dem Konzern einen Korb gegeben. Niemand wolle jetzt schon Kobaltpreise für solch lange Zeiträume festlegen. Der Hintergrund: der Kobaltpreis hat sich in den vergangenen zwei Jahren mehr als verdoppelt, weil die Nachfrage aus der Batterieindustrie stark gestiegen ist. Und dabei bewegt sich die Notiz noch unter dem Allzeithoch (siehe Chart). Mit dem Wachstum des Elektroautomarktes wird Kobalt zu einem echten Engpassfaktor, es kommt bei Lithium-Ionen-Batterien zum Einsatz. Für Produzenten kommt es daher derzeit nicht in Frage, sogenannte Forward-Verkäufe über längere Zeiträume zu tätigen. Hinzu kommt laut dem Bericht, dass der Konzern ziemlich arrogant aufgetreten sei. Bei einem austauschbaren C-Teil aus Plastik mag das möglich sein, bei dem knappen Angebot an Kobalt aber kann sich das keiner mehr leisten. Nicht einmal die Dieselkönige aus Wolfsburg.
Enger Markt, dubiose Anbieter
Lesen Sie auch
Der Preisanstieg von Kobalt resultiert aus zwei Faktoren. Zum einen ist das Angebot beschränkt, weil es lediglich ein Beiprodukt ist. Es existiert weltweit lediglich eine Mine, die hauptsächlich Kobalt aus dem Boden holt. Zum anderen ist die Demokratische Republik Kongo mit einem Anteil von mehr als 50 Prozent der mit Abstand größte Produzent der Welt. Dort haben aber Glencore und China Molybdenum das Sagen. Hinzu kommen zwar viele weitere kleine Förderer. Aber hier stecken oft Warlords und dubiose Gestalten dahinter, die oft illegal ihre Minen betreiben. Bis zu 20.000 Kinder sollen dort laut Schätzungen zur Arbeit gezwungen werden. Damit will kein namhafter Autoproduzent etwas zu tun haben. Dennoch wird allein der Kobaltbedarf von Volkswagen von Händern auf etwa 80.000 bis 130.000 Tonnen geschätzt. Zum Vergleich: die globale Förderung lag 2016 bei 123.000 Tonnen (siehe Tabelle).