Allianz warnt
Nach Abgasaffäre: Kommt jetzt der Car-Hacking-Skandal?
Europas größter Versicherer, die Allianz, warnt vor Hackerangriffen auf Autos. Hacker könnten fahrende Fahrzeuge angreifen. Erste Autohersteller reagieren bereits.
Stellen Sie sich vor, Sie fahren in Ihrem Auto auf einer Landstraße. Plötzlich, ohne Ihr Zutun, beschleunigt ihr Auto. Ein Tritt auf die Bremse geht ins Leere, Ihr Fahrzeug wurde gehackt! Was nach einem schlechten Film klingt, könnte tatsächlich passieren. Der Versicherungskonzern Allianz warnt aktuell Autofahrer und Hersteller vor den Risiken von Hackerangriffen auf PKWs.
Das Problem sind ungesicherte und harmlos erscheinende Datenschnittstellen, die beispielsweise zum Auslesen von Abgaswerten dienen. Hacker, Datendiebe und Kriminelle könnten durch sie, insbesondere bei älteren Autos, in die Fahrzeugsoftware eindringen und diese manipulieren. Joachim Müller, Sachversicherungs-Vorstand bei der Allianz Deutschland sagte der Deutschen Presse-Agentur hierzu: „Die Schutzmechanismen vor Hackerangriffen sind - gerade bei älteren Fahrzeugen - oft unzureichend. Deshalb wird die Zahl der Angriffe auf vernetzte Fahrzeuge in den kommenden Jahren steigen."
Die OBD2-Schnittstelle wird seit der Jahrtausendwende in alle Fahrzeuge eingebaut und gilt als besonders gefährdet für Cyberangriffe. Sie wurde bewusst nicht gesichert, da sie für das Auslesen von Fahrzeugdaten in der Werkstatt per Kabel gedacht ist. Oftmals wird die OBD2-Schnittstelle nachträglich jedoch mit sogenannten „Smart Dongels“, die eine Datenübertragung per WLAN oder UMTS ermöglichen, ausgestattet. So lässt sich z. B. schnell und kostengünstig ein elektronisches Fahrtenbuch realisieren. Doch der Schutz gegen Manipulationen durch unberechtigte Dritte ist bei diesen Lösungen meist mangelhaft.
Aber auch moderne vernetzte Fahrzeuge bieten Angriffspunkte. Müller hierzu: „Wichtige Fahrfunktionen, wie etwa ESP oder Bremsassistenten sind in die fahrzeuginterne Datenkommunikation eingebunden. Wem es gelingt, in diese Systeme einzudringen, der kann zum Beispiel auch ein ungewolltes Bremsmanöver auslösen.“ Das oben beschriebene Szenario scheint also durchaus möglich.
Cyberangriffe auf Fahrzeuge bedrohen aber nicht nur den individuellen Fahrzeughalter, sondern auch große Unternehmen. Sollten Unternehmen mit großer Fahrzeugflotte zum Erpressungsopfer werden, wäre der Reputationsschaden für die Automobilbranche riesig, so Müller.
Dass Europas größter Versicherer Cyber-/Hackerangriff bei Vollkasko-Policen mitversichert, zeigt wie real die Gefahr ist. Auch die deutsche Autoindustrie beginnt die Risiken von Hackingangriffen auf PKWs ernstzunehmen. Einige Autohersteller entwickeln bereits spezielle Schutzkonzepte. BMWs CarData System sendet beispielsweise Fahrzeugdaten ausschließlich verschlüsselt an die Server. Dadurch soll verhindert werden, dass Unbefugte sich Zugriff auf das fahrende Fahrzeug verschaffen. Auch die Sicherheitslücke bei der OBD-Schnittstelle hat das Münchner Unternehmen geschlossen. Maik Böres, Leiter "Future Mobility" hierzu: "Bei BMW sind alle fahrsicherheitsrelevanten Dinge von der OBD-Schnittstelle abgekoppelt"
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Fazit: Datensicherheit wird für Wirtschaft und Gesellschaft immer wichtiger. Es geht nicht nur um abstrakte Dinge, wie Firmengeheimnisse und Privatsphäre, sondern um unsere physische Unversehrtheit.
Quellen:
dpa