Droht eine Bankenkrise?
Katalanische Separatisten fordern zum Bank Run auf
Katalanische Separatisten haben zum Bank Run auf spanische Banken aufgerufen. Erste Aktionen sind bestätigt. Ob es tatsächlich zu einem großen Bank Run kommt, ist fraglich. Sprecher der Banken dementieren Auswirkungen auf das Tagesgeschäft. Die Papiere der spanischen Caixabank gaben heute trotzdem (20.10.2017, 12:46:35 Uhr) um 1,45 Prozent nach.
Katalanische Separatisten haben auf Twitter ihre Anhänger zum Bank Run auf spanische Banken aufgefordert. Bei einem „Banken-Sturm“ (engl. Bank Run) versuchen viele Anleger gleichzeitig ihre Einlagen abzuheben. Da Bankhäuser jedoch nur einen Bruchteil ihres Vermögens als Bargeld bereithalten und den Rest längerfristig angelegt haben, kann ein Bank Run zur Insolvenz des Geldinstituts führen. Die Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre wurde unter anderem auch durch Bank Runs ausgelöst. Bei der Finanzkrise ab 2007 kam es ebenfalls zu Bank Runs.
Die Katalanische Nationalversammlung (Catalan National Assembly; ANC), der Kulturverein Omnium Cultural und weitere Bürgerinitiativen stecken hinter dem Aufruf. Auf Twitter hieß es: „Morgen separatistischer mini Bank Run: Geht zu einer der fünf Hauptbanken und hebt soviel Geld ab wie ihr wollt. Vergesst nicht, es ist euer Geld“. Die Aktion steht auch im Zusammenhang mit der Verhaftung und Inhaftierung der Präsidenten der beiden Organisationen, Sordi Sànchez (ANC) und Jordi Cuixart (Omnium), so die Bild.
Gestern hatte sich der Konflikt in Katalonien massiv zugespitzt. Die Separatisten hatten ein Ultimatum der spanischen Zentralregierung zur Beendigung der Unabhängigkeitsbestrebungen zurückgewiesen. Madrid kündigte daraufhin Zwangsmaßnahmen an. Im schlimmsten Fall könnte die spanische Zentralregierung die Autonomie Kataloniens aufheben. Aber auch die Übernahme der Kontrolle über die Staatsfinanzen oder die Auflösung des katalanischen Regionalparlaments sind denkbar.
Ein groß angelegter katalanischer Bank Run, könnte die kriselnden spanischen Banken tatsächlich in Schwierigkeiten bringen, so Silke Hahne aus der Deutschlandfunk-Wirtschaftsredaktion. Es ist jedoch fraglich, ob es zu einem großen Run auf die Banken kommen wird. Prof. Dr. Günther Maihold, stellvertretender Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik, sagte im Deutschlandfunk, dass die Menschen „wegen der „Hängepartie" nach dem Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien massiv verunsichert [seien] und sich nicht an einem Chaos beteiligen, das die eigenen Lebensbedingungen nur massiv beeinträchtigen werde.“
Laut einer Eilmeldung von dpa (20.10.2017, 10:21 Uhr), weiten die Separatisten ihre Aktionen jedoch aus. Unter dem Hashtag #LaForcaDeLaGent waren auf Twitter Bilder von langen Schlangen vor der spanischen CaixaBank zu sehen:
Quelle: https://twitter.com/HelleKettner
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Ob es sich hier um vereinzelte Aktionen, oder um einen wirklichen Bank Run handelt, ist noch unklar. Fest steht, der Kurs der spanischen Caixabank gab heute (20.10.2017, 12:46:35 Uhr) um 1,45 Prozent nach:
Aktien der Banco de Sabadell SA verbilligten sich sogar um 2,73 Prozent (20.10.2017,10:47:25 Uhr) :
In wie weit der heutige Kursverlust mit den Aktionen der katalanischen Separatisten in Verbindung steht, ist nach derzeitigem Erkenntnisstand unklar. Sprecher der CaixaBank SA und der Banco Sabadell SA sagten gegenüber Bloomberg, dass es bisher keinerlei Auswirkungen auf das Bankgeschäft gebe. Immer mehr Banken und Unternehmen planen jedoch die politisch instabile Region zu verlassen (siehe HIER).
Quellen:
Bild: "Separatisten rufen zum Banken-Sturm auf"
Deutschlandfunk: "Aufruf zu Sturm auf Banken"
dpa: "Separatisten weiten Aktionen aus"
twitter.com/hashtag/LaForcaDeLaGent
Bloomberg: "Catalan Banks Say Business Normal After Calls to Pull Cash"