Übertriebene "Trump Trades"
Hartmann: "Geld verdienen war noch nie so einfach"
Der Fokus auf Fundamentaldaten und die Stärke einzelner Geschäftsmodelle rückt erneut in den Vordergrund, so Gabrielle Hartmann, Fondsmanagerin und Vorständin bei Perspektive Asset Management.
Im Interview spricht Gabrielle Hartmann über die aktuelle Marktlage und ihre Einschätzung zu Europa und den USA. "Ich habe mich das ganze Jahr über für europäische Aktien starkgemacht", betont sie. Sie sieht weiterhin Potenzial in Qualitätsunternehmen, die in Europa günstiger bewertet seien als ihre Pendants in den USA. Allerdings habe sich die Lage geändert:
In Europa wurden die Wachstumsprognosen nach unten korrigiert, während sie in den USA angehoben wurden.
Dennoch betont Hartmann, dass es in Europa attraktive Investmentmöglichkeiten gebe. "Fresenius in Deutschland und Accor in Frankreich sind Beispiele für Aktien mit langfristigem Potenzial", erklärt sie. Beide Unternehmen hätten sich gut positioniert und böten attraktive Einstiegsmöglichkeiten.
Donald Trump und der Gegenwind für grüne Investments
Der Wiedereinzug von Donald Trump ins Weiße Haus könnte erneuerbare Energien unter Druck setzen, so Hartmann und weiter:
Trump hat während seines Wahlkampfs erneut auf fossile Energien gesetzt – 'Drill, Baby, Drill' – und könnte der nachhaltigen Entwicklung in den USA einen Dämpfer verpassen.
Dennoch gibt sie sich optimistisch:
Die USA sind eine gespaltene Gesellschaft. Es gibt auch hier große Bewegungen in Richtung Erneuerbare Energie, wie etwa den größten Solarpark in Florida.
Europa bleibt für sie in Sachen Nachhaltigkeit führend, was Unternehmen wie Schneider Electric im Bereich grüner Technologien attraktiv mache.
Trotz aller politischen Turbulenzen sind europäische Firmen hier gut aufgestellt und profitieren von der globalen Nachfrage.
Hartmann sieht jedoch auch Risiken:
Die Börse hat nach Trumps Wahlsieg erneut schnell reagiert – Finanztitel, Ölwerte und Industriewerte legten zu. Aber die aktuellen Rahmenbedingungen unterscheiden sich deutlich von seiner ersten Amtszeit.
Sie verweist auf höhere Inflation, steigende Anleiherenditen und höhere Bewertungen bei Aktien.
Die Verschuldung der USA liegt jetzt bei über 125 Prozent des BIP, während sie bei Trumps erster Amtszeit unter 100 Prozent lag.
Laut Hartmann könnten diese Faktoren zu einer Überbewertung führen:
Kurzfristig mögen die Märkte optimistisch sein, doch das große Bild sieht anders aus.
Anleger sollten daher vorsichtig sein und sich nicht von kurzfristigen Trends blenden lassen. Wie Sie sich nun positionieren sollten, verrät Hartmann im Interview mit wallstreetONLINE TV.
Moderation: Martin Kerscher, Text: Nicolas Ebert, wallstreetONLINE Redaktion