"Trump macht uns ärmer"
Dudenhöffer: US-Zölle gefährden die deutsche Automobilindustrie!
Trumps geplante Autozölle könnten erhebliche Auswirkungen auf die deutsche Automobilindustrie haben. Wie Anleger auf diese Risiken reagieren sollten, beantwortet Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research.
Unterschiedlich betroffen wären die deutschen Hersteller, sagt Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer. Porsche und Audi hätten kaum Möglichkeiten, den Zöllen auszuweichen, da sie keine Produktionsstätten in den USA unterhalten. BMW und Mercedes hingegen produzieren vor Ort und exportieren ihre SUVs weltweit. Volkswagen kämpfe bereits mit einer schwachen Marktposition in den USA und wäre besonders betroffen.
Eine Strategie zur Vermeidung von Zöllen sei der Aufbau eigener Produktionsstätten in den USA. "Das haben die Japaner in den 1960er Jahren gemacht, als Amerika den Markt für japanische Autos schließen wollte", so Dudenhöffer. "BMW könnte beispielsweise den 3er, 5er oder 7er in den USA produzieren." Eine weitere Möglichkeit sei das Completely Knocked Down (CKD)-Verfahren, bei dem Autos in Einzelteilen verschickt und erst vor Ort montiert werden. "Allerdings lohnen sich solche Investitionen nur ab einer bestimmten Produktionsmenge."
Sollten deutsche Hersteller ihre Produktion verstärkt in die USA verlagern, hätte das massive Folgen für den Arbeitsmarkt. "Wir haben derzeit 750.000 Jobs in der Automobilindustrie. Langfristig würde die Beschäftigung sinken, besonders bei Zulieferern und Anlagenbauern", warnte Dudenhöffer.
Zudem sei die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands bereits ohne zusätzliche Zölle ein Problem. "Wir erleben eine Deindustrialisierung. Die Kostenstrukturen in Deutschland sind hoch, die Standortbedingungen schwierig. Wenn nun auch noch Trumps Zölle kommen, wird die Situation katastrophal."
Die Auswirkungen träfen auch Zulieferer wie Bosch, ZF und Continental. "Seit einem Jahr hören wir nur noch von Stellenstreichungen. Continental wird in verschiedene Unternehmen aufgeteilt, ZF hat sich durch Übernahmen stark verschuldet. Die Automobilproduktion wird nach Amerika abgesaugt und beschleunigt die Deindustrialisierung in Deutschland."
Trump argumentiert, dass die EU höhere Zölle auf US-Autos erhebt als umgekehrt. Doch Dudenhöffer hält das für übertrieben: "Faktisch importiert Europa kaum US-Fahrzeuge, weil sie nicht dem Markt entsprechen – sie sind zu groß und verbrauchen zu viel Sprit." Trump nutze die 25-Prozent-Zölle vor allem, um Verhandlungsdruck aufzubauen und Produktionsverlagerungen in die USA zu erzwingen.
Ein weiterer wichtiger Akteur im globalen Automarkt ist China. Sollten sich die Handelskonflikte zwischen den USA und China verschärfen, könnte die europäische Autoindustrie davon profitieren. China ist der weltweit größte Automarkt mit rund 28 Millionen verkauften Fahrzeugen pro Jahr. Doch westliche Hersteller verlieren dort Marktanteile. "Die Lösung kann nur eine engere Zusammenarbeit mit chinesischen Unternehmen sein", betonte Dudenhöffer. "Chinesische Tech-Konzerne sind führend in der Software- und Batterietechnologie. Eine Kooperation könnte helfen, verloren gegangene Marktanteile zurückzugewinnen."
Deutsche Autobauer investieren daher zunehmend in China. VW, Mercedes und BMW verlagern immer mehr Entwicklungsaktivitäten dorthin. "Das Auto der Zukunft wird in China entwickelt, nicht in Wolfsburg oder Stuttgart“, so Dudenhöffer.
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Autor: Nicolas Ebert, wallstreetONLINE Redaktion