US-Quartalssaison
Das ist zu wenig: AMD bricht ein!
Nach Intel in der vergangenen Woche hat am Mittwochabend auch Halbleiterwert AMD seinen Geschäftsbericht vorgestellt. Der kann Anleger nicht überzeugen.
- AMD enttäuscht mit Geschäftsbericht Anleger
- Umsatz und Gewinn steigen leicht
- Unsicherheit über KI-Beschleuniger MI300 bleibt bestehen
Als die wichtigste Halbleiteraktie dieser Quartalssaison hatte die japanische Investmentbank Mizuho in einer Analystenstudie AMD vorab bezeichnet.
Die These der Experten: Aufgrund der hohen Unsicherheit über den Markterfolg des KI-Beschleunigers MI300, der die Flaggschiffprodukte von Konkurrent Nvidia angreifen soll, wird sich an den Zahlen von AMD zeigen, was der KI-Hype nach dem Sensationsjahr 2023 in diesem Jahr wert ist.
Aber auch unabhängig von dieser Studie stand AMD in der Pflicht, denn mit seinem letzten Quartalsbericht hatte der Halbleiterwert noch für Enttäuschung gesorgt – auch dieses Mal kann das Unternehmen den Erwartungen nur bedingt gerecht werden.
Umsatz und Gewinn legen leicht zu
Der Erlös kletterte gegenüber dem Vorjahr um 2,2 Prozent auf 5,47 Milliarden US-Dollar, womit der Halbleiterkonzern die Erwartungen um 20 Millionen US-Dollar schlug. Der Gewinn fiel mit 0,62 US-Dollar pro Aktie um einen Cent höher aus als Analysten erwartet hatten.
Gegenüber dem Vorjahresquartal bedeutet das einen Anstieg um 2 Cent. Die Geschäftslage von AMD hat sich also trotz des KI-Hypes kaum verändert. Insgesamt erzielte das Unternehmen einen bereinigten Nettogewinn in Höhe von 1,01 Milliarden US-Dollar und damit vier Prozent mehr als im Vorjahr.
Heterogene Geschäftsentwicklung: Gaming schwach, Rechenzentren stark
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Was die einzelnen Geschäftssegmente angeht, kam es in den vergangenen 12 Monaten zu tektonischen Verschiebungen. Während die Erlöse aus dem Gaming- und Embedded-Bereich um 48 beziehungsweise 46 Prozent gesunken sind, legten die Umsätze im Geschäft mit Produkten für Server- und Datenzentren sowie mit zentralen Recheneinheiten für PCs (CPUs) jeweils um über 80 Prozent zu.
Wie zuvor Intel kann also auch AMD von der langsam einsetzenden Erholung auf dem PC-Markt profitieren. Auch die starke Umsatzentwicklung im Datencenter-Geschäft ist ein gutes Zeichen: Genau hierunter fällt der von Mizuho als kritisch bezeichnete KI-Beschleuniger MI300.
Prognose im Rahmen der Erwartungen
Für das kommende Quartal legte das Management um CEO Lisa Su eine Umsatzprognose von 5,4 bis 6,0 Milliarden US-Dollar vor. Damit die liegt die Midpoint-Guidance genau im Rahmen der Markterwartung in Höhe von 5,7 Milliarden US-Dollar und deutet auf eine geringfügige Beschleunigung der Wachstumsdynamik hin.
Insgesamt kommentierte Firmenchefin Lisa Su das Ergebnis mit den Worten: "Das ist eine unglaublich aufregende Zeit für die Industrie, in der die weitverbreitete Implementierung von Künstlicher Intelligenz die Nachfrage nach signifikant mehr Rechenleistung in einer großen Bandbreite von Endmärkten antreibt."
In der Pressemitteilung fügte sie des Weiteren hinzu: "Wir performen gut, während wir unser Datencenter-Geschäft hochfahren und KI-Fähigkeiten überall in unserem Produktportfolio ergänzen."
-5 Prozent in wenigen Sekunden!
Am Markt zeigen sich Anleger von der Selbsteinschätzung des Unternehmens wenig beeindruckt: Die Aktie verlor unmittelbar nach Veröffentlichung der Quartalszahlen über 5 Prozent an Wert und setzte bei der Marke von 150 US-Dollar auf.
Gegenwärtig bemühen sich die Käufer in der Aktie zwar um Schadensbegrenzung und versuchen, die Verluste einzudämmen. Nach 3,3 Millionen gehandelten Stücken und einem Verlust in Höhe von noch immer 4 Prozent gelingt ihnen das bislang aber nur bedingt (Stand: 22:50 Uhr).
Fazit: Grundloser Bewertungsaufschlag gegenüber Marktführer Nvidia
Grundsätzlich gibt die Geschäftsentwicklung von AMD wenig Anlass zur Klage. Die Quartalszahlen sind insgesamt im Rahmen der Erwartungen ausgefallen – und genau das dürfte der Grund für die nachbörslichen Probleme der Aktie sein.
Das mit einem Plus von zwei Prozent überschaubare Wachstum gegenüber dem Vorjahresquartal sowie eine im kommenden Vierteljahr mutmaßlich ebenfalls wenig beeindruckende Steigerung sind für ein Unternehmen, dessen Papiere sich in den vergangenen 12 Monaten um knapp 80 Prozent verteuert haben, schlicht zu wenig.
Erst recht, wenn man die Konkurrenz als Vergleich heranzieht: Während die Aktie von Nvidia für 2024 mit einem geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 35 bewertet ist, wird AMD zum 44-fachen seines erwarteten Gewinns gehandelt. Die Zahlen zum abgelaufenen Quartal liefern allerdings keinen Grund, warum AMD höher als der Konkurrent bewertet sein sollte – das Gegenteil ist der Fall.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion
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