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[posting]60591785[/posting]
Zitat von FoxSr:
Zitat von Huta: Guten Tag !

Vossloh gehört hier ja nicht grade zu den meistdiskutierten Unternehmen. Das ist mMn aber auch kein Wunder, denn irgendwie erscheint mir die Aktie immer noch ziemlich hoch bewertet und das Unternehmen kommt was den Ertrag angeht nicht so recht vom Fleck.

Es gab mal Zeiten (lang lang ist es her), dalagen die Ergebnisse je Aktie bei 4,30 - 7,30 Euro ( diese Werte wurden in den Jahren 2012 erreicht). Danach hat man sich bei Vossloh dazu entschieden bzw. entscheiden müssen (?) "den Laden vollkommen umzukrempeln" - angeblich weil das Unternehmen mit Vossloh Kiepe und den Lokomotiven nicht mehr zukunftsfähig genug aufgestellt wäre und hat sich komplett auf die Schieneninfrastruktur konzentriert. Gleichzeitig wurde der alte Vorstand (insbesondere das langjährige Vorstandsmitglied Herr Andree) entlassen und es droht ein, soweit ich weiß, immer noch nicht beschlossener Schadenersatzprozess gegen den alten Vorstand.

In 2014 ff hat man den Umstrukturierungsprozess begonnen, Vossloh Kiepe an Knorr Bremse verkauft, versucht seitdem das Lokomotivengeschäft an den Mann zu bringen - bisher noch ohne Erfolg. In den Jahren seit 2014 hat man Beteiligungen veräußert oder abgeschrieben, in den Bereich "Infrastruktur", der ja Vosslohs alleiniges Geschäftsfeld werden soll, investiert, Projekte mit Verlust abgewckelt oder abgeschrieben etc.

Das alles hat viel Geld gekostet (alleine im Jahr 2014 lag der Verlust je Aktie bei 16,50 Euro). Inzwischen wird der Bereich "Transportation", der den Lokomotivenbau beinhaltet als "zu veräußernder Geschäftsbereich" geführt und Vossloh konzentriert sich, wie vom seinerzeitigen AR Herrn Thiele (den Gründer von Knorr Bremse) gewünscht, auf die Bereiche "Schienenbefestigungen, Weichen und Dienstleistungen wie Schleifen von Schienen".

Alles gut also?

Weit gefehlt würde ich sagen. Als außenstehender Aktionär wurde mir in den Jahren vor 2014 vom seinerzeit amtierenden AR und dem von diesem installierten Vorstand klar gemacht, dass das Unternehmen in gewaltiger Schieflage sei und nur durch ganz erheblich ins Portfolio einschneidende Maßnahmen überhaupt erst wieder lebensfähig gemacht werden müsste. Deshalb sei der Verkauf von Kiepe und Locomotives dringend erforderlich.

Natürlich gibt es kein Naturgesetz, dass man eine Gesellschaft wie Kiepe, die sich ja mit Bahnelektrik und E-Bussen beschäftigt hatte oder dass man das "Lokomotivenwerk in Valencia", das mit der Fertigung von S-Bahnen und Straßenbahnen etc. zu tun hatte, gleich verkaufen muss, wenn dort Aufträge hereingeholt worden sind, die man nicht kostendeckend abarbeiten konnte (das scheint mMn tatsächlich zweifelsfrei zu sein, dass der seinerzeitige Vorstand "auf Teufel komm raus" Umsatz generieren wollte, und dabei tatsächlich wohl auch Aufträge angenommen hatte, für die bei Kiepe oder im Gesamtkonzern die Expertise fehlte und die man dementsprechend nicht kostendeckend abarbeiten konnte.

Was für mich schon ein kleines "Gschmäckle" hatte war die Tatsache, dass Vossloh Kiepe ausgerechnet an Knorr Bremse verkauft worden ist, die Gesellschaft, in der der seinerzeitige AR- Vorsitzende von Vossloh das Sagen hatte.
Wie gesagt: Man muss eine Gesellschaft mMn nicht zwingend verkaufen, nur weil dort die Verantwortlichen Murks gemacht haben - und soooo furchtbar schlecht konnte das Geschäft nicht sein, wenn die Firma des AR-Vorsitzenden diese Firma dann aufkauft (und wenn jetzt eingewendet wird, dass Vossloh Kiepe alleine vielleicht zu klein gewesen ist, um den Markt zu beackern, kann man immer noch über Kooperationen reden - das gilt im Übrigen 1:1 auch für das Werk in Valencia).

Wenn ich mir die Homepage von Kiepe heute anschaue, beschleicht mich schon der Verdacht, dass das Unternehmen der heutigen Vossloh weiterhin gut zu Gesicht stehen würde (https://www.kiepe.knorr-bremse.com/

Was mich jedenfalls stört ist, dass man mit der "neuen Vossloh" nun zwar einen "astreinen" Schieneninfrastrukturanbieter geschaffen hat, dass dieser aber von der Ertragsstärke der "alten Vossloh" in etwa so weit entfernt zu sein scheint wie die Erde vom Mond.

Offenbar ist insbesondere das Weichengeschäft extrem abhängig von den Aufträgen aus China.

Davon unabhängig stimmen in jedem Fall aber die Zahlen nicht mit der Aktienbewertung überein. Wie gesagt- früher hat man Ergebnisse von zwischen 4 und 7,50 Euro erzielt - da wäre ein Kurs von 42,50 Euro sehr günstig und ich würde wetten, dass der Kurs längst schon in anderen Regionen wäre. Und ich kann mir beim besten (?) Willen nicht vorstellen, dass die Ergebnisse in den Jahren vor 2014 ausschließlich gefaked waren und nicht realistisch zustandengekommen sind.

Heute (nachdem man Vossloh also zum reinen Schieneninfrastrukturanbieter gemacht hat) liegen die Ergebnisse je Aktie laut GB 2018 bei sage und schreibe 1,14 Euro (in 2017 gab es sogar noch einen leichten Verlust alles in allem) - und selbst wenn man die Betrachtung auf die fortzuführenden Geschäftsbereiche konzentriert, liegt das EpS 2018 bei 1,27 Euro und in 2017 lag es bei 1,74 Euro.

Für das laufende Jahr prognostiziert Vossloh ein EBIT von "zwischen 50 und 60 Mio Euro" und für 2020 mit dann wieder erheblich anziehendem Chinageschäft eins von "zwischen 65 und 80 Mio Euro" - wie gesagt in 2018 lag das EBIT bei 54,2 Mio Euro und in 2017 bei 70,3 Mio Euro. Vergleicht man die prognostizierten EBITs mit den zuletzt erreichten, kommt man nicht dran vorbei festzustellen, dass Vossloh wohl auch im laufenden und im kommenden Jahr (dort sogar trotz sehr gut laufendem Chinageschäft) nicht mehr als zwischen 1,20 und 1,90 Euro EpS erreichen wird (rein rechnerisch ermittelt - aber die Richtung dürfte schon stimmen).

Von 4 oder 5 oder gar 7 Euro ist die neue Vossloh so weit entfernt, dass man als Aktionär nicht einmal davon träumen sollte. Und die Frage, die auf der letzten HV zu meiner Überraschung gestellt wurde, warum denn die Aktie von Vossloh nicht schon lange wieder deutlich höher stünde (die vom Vorstand dann auch noch mit sinngemäß "Ich weiß es auch nicht" beantwortet wurde, stellt sich mMn eben auch nicht. Nimmt man mal das letzte und das laufende Jahr als Maßstab, bewegen wir uns derzeit bei einem KGV von deutlich über 30 ! Für mich ist das nicht attraktiv - zumal ja auch die alten Ergebnishöhen nicht wieder in Sicht sind.

Stellt sich die Frage, ob es wirklich so eine gute Idee war, Vossloh auf die reine Schieneninfrastruktur zu beschränken und ob es im Nachhinein nicht ein Fehler war, Kiepe und Valencia zu verkaufen?

Ich würde mich freuen, wenn es hier Meinungen dazu geben würde - vielleicht sehe ich ja irgendwas total falsch oder übersehe irgendein wichtiges Faktum?!?

Einen angenehmen Tag allerseits.


Soeben wollte ich kaufen, aber Ihr Artikel hat mich vor einem Fehler bewahrt. Fundamental spricht gar nix für Vossloh. Neulich dachte ich, daß es große Aufträge aus den USA geben sollte, falls Trump die Infrastruktur aufbessert. ...Diese Woche las ich, daß Vossloh nach dem 26.5. erfahren wird, ob die Aktie aus dem SDAX im Juni 19 fliegt. Also wurde Kursschwäche mit minus 18% generiert. Privat halte ich mich raus und habe für einen kurzfristigen Trade eine kleine Position in meinem Muster-Wiki gekauft.

Schönes Wochenende
FoxSr


Guten Tag!

Immerhin hat Vossloh in den USA ja vor etwa einem Jahr eine durchaus beachtliche Übernahme getätigt - die Firma Concrete Ties, die die Betonschwellen für die dortigen Schienen fertigt.

Aber so einen richtig messbaren Effekt scheint das bisher auch noch nicht zu haben.

Das Schieneninfrastrukturgeschäft scheint mir halt nicht wirklich farbenprächtig zu sein (und wenn man hohe Chinaerlöse hat, gibt es immer auch einen erklecklichen Teil des Jahresüberschusses, den man an die chinesische Partnerfirma abliefern muss)!

Vossloh agiert ja nicht im luftleeren Raum sondern ist an der Börse trotz des letzten kleinen Kurseinbruchs immer noch mit immerhin 35 Euro je Aktie bewertet (als Unternehmen insgesamt also 560 Mio Euro)!

Bisher kann ich nicht erkennen, dass dieser Wert für die reine "Schieneninfrastruktur-Vossloh" gerechtfertigt ist - bei einem 2018er EpS von 1,14 Euro - und wie gesagt: Auch in den nächsten Jahren soll nach Vosslohs eigenen Prognosen kein nachhaltig kräftiger Aufschwung kommen...
 
aus der Diskussion: Vossloh AG WKN 766710
Autor (Datum des Eintrages): Huta  (17.05.19 17:55:06)
Beitrag: 809 von 944 (ID:60592009)
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