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[posting]60794347[/posting]Zitat:
"1. Gesamtmarkt
Es herrscht Unsicherheit über die zukünftige Weltwirtschaftsentwicklung. Sollte der Handelskrieg eskalieren, dürfte sich das negativ auf die Weltwirtschaft auswirken, das wiederum negativ auf die Ölpreise, das dann negativ auf die Finanzen von XOG, und das ganze wirkt sich jetzt schon einmal negativ aufs Sentiment aus.

2. Ölmarkt -> Man muß sich auf jeden Fall ehrlich machen über den Ölmarkt. Trotz der Tatsache, daß aus Venezuela und Iran jeweils Millionen Barrel Öl auf der Angebotsseite weggefallen sind, daß die OPEC sich eine strikte Förderbeschränkung auferlegt hat, daß Saudi-Arabien, wie man 2016 gesehen hat, problemlos deutlich mehr Öl fördern könnte, als sie vor den Förderkürzungen schon verkauft haben, gibt es immer noch einen Angebotsüberhang. Dieser wird durch die rapide steigende US-Förderung (die sich wahrscheinlich in den nächsten Jahren um 4 Mio. Barrel erhöhen wird) noch mehr vergrößert. Und ständig werden irgendwo neue Ölfunde gemeldet. Eine Ölknappheit im Sinne der technisch derzeit und zukünftigen verfügbaren Mengen wird es auf abshebare Zeit nicht geben."


-> Heute hat die IEA ihren ersten Ausblick für 2020 veröffentlicht:


"Oil Market Report: 2020 vision"


https://www.iea.org/newsroom/news/2019/june/omr-june.html


Zitate:
"In May, the OECD published an outlook for global GDP growth for 2019 of 3.2%, lower than our previous assumption. World trade growth has fallen back to its slowest pace since the financial crisis ten years ago"


-> Das Weltwirtschaftswachstum ist auf den geringsten Wert seit 10 Jahren.


"This suggests that global oil demand growth will have scope to recover from 1.2 mb/d in 2019 to 1.4 mb/d in 2020."

-> Für 2019 wird ein Ölnachfrageanstieg von 1,2 Mio. Barrel/Tag erwartet, für 2020 von 1,4 Mio. Barrel/Tag. Klingt gut, aber...


"Meeting the expected demand growth is unlikely to be a problem. Plentiful supply will be available from non-OPEC countries. The US will contribute 90% of this year’s 1.9 mb/d increase in supply and in 2020 non-OPEC growth will be significantly higher at 2.3 mb/d with US gains supported by important contributions from Brazil, Canada, and Norway."

-> Der Nachfrageanstieg ist kein Problem. Die Angebotsseite wird "reichlich" bedient durch die Nicht-OPEC-Staaten mit 2,3 Mio. Barrel. Damit steigern allein die OPEC-Staaten dieses Jahr den Output um 0,7 Mio. Barrel/Tag mehr als es für den Nachfrageanstieg erforderlich wäre. Dieser Angebotsüberschuß steigt nächstes Jahr auf 0,9 Mio. Barrel/Tag. Wohlgemerkt ohne die OPEC-Länder!


"Ministers will note that OECD oil stocks remain at comfortable levels 16 mb above the five-year average."

-> In den Tanks der OECD-Länder schwappen schon jetzt 16 Mio. Barrel mehr herum als im 5-Jahres-Schnitt. (Grafik dazu: https://twitter.com/staunovo/status/1139445549927673857)


"A clear message from our first look at 2020 is that there is plenty of non-OPEC supply growth available to meet any likely level of demand, assuming no major geopolitical shock, and the OPEC countries are sitting on 3.2 mb/d of spare capacity."

-> wörtlich: Eine klare Aussage unseres ersten Ausblicks nach 2020 ist, daß, vorausgetzt, es gibt keine geopolitischen Schocks, ein reichlicher Nicht-OPEC-Angebotszuwachs verfügbar ist, um jedes nur mögliche Nachfrage-Niveau zu befriedigen, während die OPEC-Staaten auf einer ungenutzten Fördermenge von 3,2 Mio. Barrel/Tag sitzen.

-> Die Welt schwimmt im Öl, und könnte in noch viel mehr Öl schwimmen. Danmit stehen die Chancen auf nachhaltig steigende Ölpreise schlecht. Und je mehr die OPEC auf die Bremse tritt, desto stärker werden die US-Fracker die Pumpen anwerfen. Das OPEC-Kartell hat seine über Jahrzehnte aufrechterhaltene Drohkulisse wahrscheinlich auf absehbare Zeit komplett eingebüßt.

-> Ein Traum nicht nur für Ölkonsumenten, sondern auch für eine Welt, in der den Expansionsgelüsten radikaler Islamisten hoffentlich zunehmend der ökonomische Boden bisheriger üppiger Finanzierung durch Iran, Saudi-Arabien und sonstige selbsternannte geistige Anführer der islamischen Welt, entzogen werden könnte.

-> Ein Alptraum für reine (Fracking-)Ölproduzenten, die im Gegensatz zu Konzerngiganten wie Shell und Equinor nicht in der finanziellen und organisatorischen Lage sind, nach und nach auf Erdgas und vor allem auf erneuerbare Energien umzuschwenken.
 
aus der Diskussion: Deutsche Rohstoff AG: Meldungen, Analysen, Meinungen
Autor (Datum des Eintrages): Origineller_Name  (14.06.19 22:17:28)
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