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"27.06.19 09:00
Vorstandswoche.de

Haar (www.aktiencheck.de) - Salzgitter-Aktienanalyse von "Vorstandswoche.de":

Die Aktienexperten von "Vorstandswoche.de" nehmen in einer aktuellen Aktienanalyse die Aktie des Stahlkonzerns Salzgitter AG (ISIN: DE0006202005, WKN: 620200, Ticker-Symbol: SZG, NASDAQ Ticker-Symbol: SZGPF) unter die Lupe.

Ein solider Stahlproduzent mit angeschlossener Beteiligungsabteilung verstricke sich im Börsengeschäft. Problem-Tochter Aurubis verhagle Vorstandschef Fuhrmann die Bilanz. Wann komme ein strategisch-aktivistischer Investor und treibe den trägen Salzgitter-Konzern an? Aktie notiere am 10-Jahres-Tief. Vorstandsvorsitzender Heinz Jörg Fuhrmann gelte in der Branche als ausgewiesener Kenner seiner Materie, was den Experten Gesprächspartner auch bestätigen würden. Zudem habe Fuhrmann ein hohes Interesse am Kapitalmarkt und empfinde diesen nicht als notwendiges Übel, sondern sei - auch für die Salzgitter AG dort - recht aktiv im Geschehen drin. Dass er seit 1995 im Unternehmen sei, würden die Experten als Vorteil (beste Vernetzung in tiefe operative Ebenen und Verständnis der DNA der Salzgitter AG) und zugleich als Nachteil werten, denn Karrierewege vom wissenschaftlichen Mitarbeiter an einem Forschungsinstitut hinauf zum Chef von rund 25.000 Mitarbeitern und gefragtem Gesprächspartner für Kunden, Börsianer und Politik könne schon mal den Blick aufs Wesentliche vernebeln und den eigentlichen Job - Mehrwert für's Unternehmen schaffen - etwas in den Hintergrund treten lassen. Aktuell billige die Börse Fuhrmann einen Wert von 1,4 Mrd. Euro zu, womit die Aktie binnen 52 Wochen 44% an Wert eingebüßt habe. Auf Sicht von fünf Jahren (-22%) und zehn Jahren (-60%) sei der Leistungsausweis ähnlich desaströs. Die entsprechenden Zuwachsraten des MDAX lasse ich hier mal außen vor, das Vernichten von Aktionärsvermögen reiche schon.

Das Kursdesaster in Fuhrmanns Reich liege neben dem komplexen und rohstoffabhängigen Kerngeschäft von Salzgitter, hochwertiger Flach- und Trägerstahl sowie Großrohre (wo Salzgitter unbestritten Marktführer sei), auch am Beteiligungsgeschäft, welches durch Käufe der Klöckner-Werke und der 25%-Beteiligung an Aurubis (die ehemalige Norddeutsche Affinerie) Probleme bringe. Diese Aktivitäten würden die Handschrift von Fuhrmann und seiner Kapitalmarktaffinität zeigen und ihn nun in Zugzwang bringen. Noch könne er sich auf eine solide Bilanz (38% EK-Quote, positiver Cashflow von erwarteten 400 Mio. Euro in 2019) stützen, doch seien die Ertragskennziffern frappierend schwach. Für 2019 gehe der Analysten-Consensus von rund 3% EBIT-Marge und etwa 1,5% Nettomarge aus - da sei nicht viel Luft nach unten, wenn konjunkturell bei dem Frühzykliker was anbrennen sollte. Aktuell sehe es nicht danach aus. Probleme mit einer wiederholten Gewinnwarnung würden von Aurubis kommen, deren Aktien sich 2019 halbiert hätten und damit sowohl Bewertungsprobleme als auch operative Probleme in den Hof von Salzgitter schwemmen würden. Hier bestehe Handlungsbedarf. Ob Fuhrmann auf niedrigem Niveau seine Kassenbestände und Bankenlinien nutze, um Aurubis mehrheitlich zu übernehmen, sei im Führungszirkel schon des Öfteren diskutiert worden. Die Experten würden nicht damit rechnen, möchten es aber aufgrund der Fuhrmann'schen Eigenarten und dem starken Einfluss der arbeiteraffinen SPD-Regierung in Niedersachen und deren ausgeprägtem Drang zu Industriebeteiligungen und -mitsprachen keinesfalls ausschließen.

Dass Fuhrmann so herumfuhrwerkt sei für sich genommen nicht verwunderlich, denn seine gesetzlichen Chefs, die Aufseher aus dem Aufsichtsrat, seien entweder gut situiert und entsprechend konfliktscheu und motivationsgehemmt (Bernd Drouven) oder Ruheständler (Ex-WCM-Vorstand Roland Flach) oder als freischaffende Künstler am Markt tätig (Susanne Knorre) bzw. aus der Politik stammend (Niedersachsens Finanzminister Reinhold Hilbers). Ein nach der Papierform hochkarätig besetztes Gremium, bei Lichte betrachte jedoch alles andere als dynamisch, unternehmerisch, von Fachkompetenzen in den Geschäftsbereichen der Aurubis beseelt. Beim Blick auf das Aktionariat werde schnell klar, warum: Neben 10% eigenen Aktien sei das Land Niedersachen mit 26,5% der größte Eigenkapitalgeber, gefolgt von Institutionellen aus den USA (rund 20%) sowie dem Rest der Welt (rund 10%). Hier fehle ein Aktivist oder Stratege, der inhaltlich fundiert und meinungsstark Verbesserungen für's Unternehmen postuliert und an deren Umsetzung arbeite. Solange sich hier niemand einkaufe und der Sache annehme, werde im beschaulichen Salzgitter, das rund 100.000 Einwohner zähle, abgelegen und doch malerisch am Harz liege, das Geschäft weiter seinen ruhigen Gang gehen.

Für die Aktionäre bedeute das Warten auf bessere Zeiten, die Aktienexperten von "Vorstandswoche.de" sehen keinen Grund, hier in der Aktie aktiv zu werden, der Kurs hat noch deutliches Abwärtspotenzial. (Analyse vom 27.06.2019)"

https://www.aktiencheck.de/exklusiv/Artikel-Salzgitter_Ueber…
 
aus der Diskussion: Salzgitter für 33,33 statt Aurubis für 46,46 - bingo, bingo, bingo!
Autor (Datum des Eintrages): Hiberna  (27.06.19 09:11:36)
Beitrag: 1,843 von 6,381 (ID:60901209)
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