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[posting]61340119[/posting]Lange haben sie gestritten: Politiker und Autobauer über die Nachrüstung von älteren Dieselmotoren. Nun ist es endlich soweit und die ersten Nachrüst-Sätze kommen auf den Markt, nachdem das Kraftfahrtbundesamt (KBA) sie genehmigt hat.

Volvo und Daimler waren die ersten, Mitte August folgte die Betriebserlaubnis für die Nachrüstung von Euro-5-Diesel von Volkswagen, BMW soll folgen. Doch was ist beim Einbau zu beachten? Wo bekommt man die Sätze überhaupt? Und schützen diese Systeme wirklich vor Fahrverboten?

Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:

Wie funktioniert die Nachrüstung?

Mehr als fünf Millionen Dieselautos mit der Abgasnorm Euro 5 sind auf deutschen Straßen unterwegs. Wegen des hohen Ausstoßes an Stickoxiden sind sie von Fahrverboten bedroht. Für die Nachrüstung verschiedener Modelle von Volvo und Mercedes haben das Bamberger Unternehmen Dr. Pley und der niederländische Zulieferer Bosal schon Ende Juli die Allgemeine Betriebserlaubnis vom Kraftfahrtbundesamt KBA erhalten.

Im November wollen wir mit der Auslieferung beginnen.

Günter Reinke, ein Sprecher des Bamberger Technologieunternehmens Dr. Pley

Die Sätze zur Nachrüstung sind derzeit noch in der Produktion. „Im November wollen wir mit der Auslieferung beginnen“, sagt Günter Reinke, ein Sprecher des Bamberger Technologieunternehmens. Wer seinen Diesel nachrüsten lassen will, muss sich an die Vertragshändler mit den zugehörigen Fachwerkstätten wenden. Diese bestellen die Sätze bei den Zulieferern und bauen diese in die Autos ein.

Um Nachrüstsysteme für den VW-Konzern kümmert sich der Filterspezialist Twintec Baumont. Mitte August kam die Erlaubnis vom KBA. Laut Stefan Braunschweig, Sprecher vom ADAC Württemberg, können mit dem freigegebenen Filtersystem rund 1,3 Millionen Fahrzeuge nachgerüstet werden. Darunter sind verschiedene Modelle von VW, Skoda sowie Seat.

Die Sätze sollen laut Baumont ebenfalls in diesem Jahr noch ausgeliefert werden. Hier haben die Dieselhalter etwas mehr Auswahl. „Wir werden auch über freie Werkstattketten unsere Lösungen anbieten“, sagt Stefan Beinkämpen, ein Sprecher des Filterspezialisten. Dennoch muss der Umbau in einer von Baumot zugelassenen Werkstatt erfolgen. Wer seinen VW nachrüsten lassen will, kann sich auf einer Website registrieren.

„Der Umbau dauert dann einen halben Tag.“ Mittlerweile hat noch ein weiterer Filterspezialist – die Firma HJS – Freigaben für Nachrüstsätze für leichte Handwerkerfahrzeuge erhalten. Mit ihnen können unter anderem Mercedes Sprinter oder VW Transporter ausgerüstet werden.

Wenn die nicht reicht, kann man eine Schulung für den Einbau beantragen.

Markus Weishaupt vom Autohaus Weishaupt in Meckenbeuren

„Die Nachfrage ist auf jeden Fall da“, sagt Markus Weishaupt vom Autohaus Weishaupt in Meckenbeuren, der Volvos im Sortiment hat. Bestellt habe er jedoch noch keine Sets zur Nachrüstung. Damit der Umbau gelingt, bekommen die Autohäuser eine Betriebsanleitung mit den Systemen mitgeschickt. „Wenn die nicht reicht, kann man eine Schulung für den Einbau beantragen“, sagt Weishaupt.

Was kostet der Einbau?

Die Kosten variieren von Hersteller und Modell. Die Firma Dr. Pley gibt Preise zwischen 3000 und 3600 Euro inklusive Einbau an. Bei Baumot kosten die Systeme 1500 Euro zusätzlich zu den Einbaupreisen.

Bezahlen muss das der Kunde im Prinzip selbst. Allerdings haben einige Automobilhersteller zugesagt, sich an den Kosten für das Hardware-Nachrüstungsprogramm zu beteiligen.

Welche Hersteller zahlen?

„Es gibt Zusagen von Volkswagen und Mercedes“, sagt Braunschweig vom ADAC. Mercedes bietet einen Betrag von bis zu 3000 Euro brutto an. Der Autobauer hat dafür eine Website eingerichtet auf der sich Dieselhalter melden können, deren Anspruch dann geprüft wird.

Die Kostenübernahme bis zu 3000 Euro der Konzerne VW und Daimler wird voraussichtlich ab Ende Oktober stattfinden.

Baumot-Sprecher Beinkämpen

Der baden-württembergische Autobauer bezuschusst allerdings nur private Halter, deren Wohnsitz in den Schwerpunktregionen liegt, die beim Dieselgipfel festgelegt wurden. Volkswagen bezahlt ebenfalls einen Teil der Kosten für die Halter in diesen Städten. „Die Kostenübernahme bis zu 3000 Euro der Konzerne VW und Daimler wird voraussichtlich ab Ende Oktober stattfinden“, sagt Baumot-Sprecher Beinkämpen.

BMW dagegen weigert sich bislang. „Auch andere Hersteller halten sich zurück“, sagt Braunschweig. Die Umrüstung von Handwerksfahrzeugen wird mit einem Bundesprogramm vom Verkehrsministerium bis zu 80 Prozent bezuschusst. Ob sich an der Haltung der Autobauer noch etwas ändert, sei schwierig zu sagen. „Am Ende kommt es darauf an, wie die ausstehenden Gerichtsurteile ausgehen“, sagt Braunschweig.

Sind nachgerüstete Autos dann wirklich sicher vor Fahrverboten?

Diese Frage kann ADAC-Experte Braunschweig klar mit Ja beantworten: „Wer sein Auto mit einer zugelassenen Nachrüstlösung ausstattet, der hat auch Schutz vor den Fahrverboten.“ Die Grenzwerte werden dann sicher eingehalten.

Auch die Behauptung die Nachrüstung hätte negative Auswirkungen auf den Motor oder die Motorsteuerung kann der ADAC nicht bestätigen. Funktionstests des Automobilclubs würden zudem zeigen, dass die Systeme prinzipiell gut funktionieren.

Lohnt sich die Nachrüstung?

„Dass muss jeder Dieselhalter selbst prüfen“, sagt Braunschweig. Ob sich nachbessern rechnet, hänge von vielen Faktoren ab: unter anderem Alter des Autos, Preis, Fahrleistung, ob der Halter überhaupt von nennenswerten Verboten betroffen ist. Wer die Kosten nicht selber tragen muss, sollte nachrüsten, empfiehlt der Experte. Für die Umwelt hat man damit auf jeden Fall etwas getan

www.schwaebische.de
https://www.schwaebische.de/ueberregional/wirtschaft_artike…
 
aus der Diskussion: Baumot nach Kapitalherabsetzung
Autor (Datum des Eintrages): Centjaeger  (26.08.19 13:31:36)
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