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[posting]62103275[/posting]
Zitat von ARANABASIS:
Zitat von ARANABASIS: Doch nach all dieser kleinen Aktualität zurück zu dem großen Hier und Jetzt, dem Finanzsektor. Warum „Ausklingen“, was also läuft schief im Bankensystem?

• Auf der Aktivseite ihrer Bilanz halten Banken ihre langfristigen Vermögenswerte, z.B. Forderungen aus Hypothekendarlehen. Kurzfristig kann es aber sein, dass Banken Liquidität benötigen für bspw. Auszahlungen oder zur Erfüllung ihres Mindestreserve-Solls. Der Bedarf an Liquidität ist im Standard überschaubar, alleine deshalb, weil sich die Bank bei der Zentralbank leicht kurzfristige Liquidität beschaffen kann.

• Alles was hierüber hinaus geht (bis 2014 waren dies i.d.R. 30.000 Mio. €) muss man als Überschussliquidität bezeichnen. Vor dem März 2016 machte es Sinn die Überschussliquidität über die Einlagenfazilität bei der EZB zu halten, weil die jeweilige Bank Zinsen gutgeschrieben bekam.

• Seit Einführung des Strafzinses werden die Salden, die über das Mindestreserve-Soll hinausgehen und die Einlagenfazilität gleichbehandelt. Immer werden Strafzinsen in Höhe von -0,4 % fällig. Daraus folgt, dass die Höhe der Überschussliquidität nichts damit zu tun hat, dass Banken bei der Kreditvergabe zurückhaltend geworden sind.

Was ist also der Grund für die hohe Überliquidität im Bankensystem?

• Der Grund ist, dass die Banken sehr genau wissen, dass sie bei standardgemäßer/seriöser Bilanzierung pleite sind.

• Dadurch ist der sogenannte Interbankenhandel, über den früher die Überschussliquidität über Interbankenkredite bedarfsgerecht an einzelne Banken zugeteilt wurde, zum Erliegen gekommen.

D.h. somit ist eine Situation entstanden, dass einerseits die Bank auf das Vertrauen ihres Kunden angewiesen ist, andererseits sich Banken untereinander aber nicht mehr vertrauen. Gemäß den Gesetzen der Logik bedeutet das, dass keiner irgendeiner Bank trauen kann.

• Praktisch bedeutet dies, dass das automatische Umverteilungssystem von Überschussliquidität im Rahmen des Interbankenhandels nach der schweren Finanzkrise seit Oktober 2008 nicht mehr funktioniert. Deshalb war die EZB gezwungen zum System der Vollzuteilung überzugehen.

In dem kommenden Beitrag werden das System der "Vollzuteilung" und die Folgen daraus diskutiert.

Bis bald und gute Trades an alle

ARANABASIS


Round Up: In Bezugnahme auf vorgenannten Beitrag, in welchem die Thematik des Interbankenhandels erörtert wurde, hier die nächsten/näheren Details zu dem neuen mehrwelligen Liquiditätsstrom der U.S. amerikanischen Notenbank FED. Sie sind wie folgt definiert =>

• Die FED kündigt ein QE4 Programm an, bei welchem monatlich, kurz laufende Treasuries im Wert von USD 60.000 Mio. angekauft werden.

• Die FED Repurchase operation Maßnahmen, kurz „Repo“ genannt, notieren in Rekordzeit (innerhalb nur weniger Wochen) auf Rekordhöhe (größer als während der QE Maßnahmen nach der Bankenkrise 2008).

• Das „overnight funding“ muss tagtäglich von USD 75.000 Mio. auf USD 100.000 Mio. ausgeweitet werden.

• Zusätzlich wird eine overnight funding Zusage bis in das erste Quartal im kommenden Jahr sichergestellt.


ARANABASIS


Round Up: Ein Detail wurde in dem Beitrag Nr. 75 zu dem neuen mehrwelligen Liquiditätsstrom der U.S. amerikanischen Notenbank FED noch nicht beschrieben und zwar folgendes:

• Zusätzlich werden zweimal pro Woche im „overnight !! funding“ jeweils USD 30.000 Mio.
für längerfristige Finanzierungen zur Verfügung gestellt.


ARANABASIS
 
aus der Diskussion: Realtime-Signal und Realtime-Trading Thread zu Crypto Currencies
Autor (Datum des Eintrages): ARANABASIS  (08.12.19 15:45:35)
Beitrag: 77 von 213 (ID:62107445)
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