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In der vergangenen Woche war es schon etwas stabiler an den Märkten, der DAX (-1,9%) verlor nur noch moderat, während sich das Wiki (-7,6%) deutlicher abgeben musste.

Im Jahr 2020 liegt das Wiki (-35,7%) nach Gebühren nun wieder leicht hinter dem DAX (-32,6%).


Während man in guten Börsenzeiten oft den Spruch "Die Hausse nährt die Hausse" hört, ist es nun genau andersherum, denn wir befinden uns in einer schwierigen Abwärtsspirale.


Die Kurse fallen wegen der Erwartung niedriger Gewinne und dem Einpreisen einer höheren Marktrisikoprämie. Durch den wirtschaftlichen Stillstand kommen einige Unternehmer in finanzielle Schwierigkeiten und müssen schnell zu Liquidität kommen. Wenn sie Aktien halten, werden sie diese wohl trotz gesunkener Kurse auf den Markt werfen und den Kursverfall befeuern. Die Kursverluste erreichen eine neue Stufe, viele Fonds haben sich Regeln aufgelegt, nach denen Positionen verkauft werden müssen, wenn ein prozentualer Kursverlust eingetreten ist. Hinzu kommt, dass ängstliche Investoren nun ihre ETFs und Fonds verkaufen, welche zu zwangsverkäufen der dort enthaltenen Aktien führen. Ob sie wollen oder nicht, dann müssen auch diese ihre Anteile auf den Markt werfen und die Kursverluste erreichen die nächste Stufe. Zusätzlich kommt es nun zu Margin Calls: viele Investoren erhöhen ihren Einsatz über Kredite, welche eine gewisse Sicherheit in Form von Eigenkapital benötigen. Dieses Eigenkapital ist in der Regel ebenfalls in Aktien angelegt. Sinken die Aktienwerte, reicht dieses Eigenkapital nicht mehr aus um als Sicherheit für die erhaltenen Kredite zu fungieren. Wenn man kein Eigenkapital mehr nachlegen kann, ist man gezwungen seine Positionen zu verkaufen egal wie günstig die Aktie momentan auch erscheint und damit kommt es zum endgültigen Absturz an den Börsen. Wann diese Abwärtsspirale gestoppt wird und es wieder aufwärts geht kann niemand mit bestimmtheit sagen, die Effekte die zu diesen Kursverlusten führen, haben ab einem gewissen Punkt aber nichts mehr mit der fundamentalen Bewertung dieser Unternehmen zu tun und genau dann kann man als Investor die größten Schnäppchen finden.


Bei meiner Investmentstrategie versuche ich nie den Markt zu timen und so lange ich Werte finde, denen ich ein gutes Chance Risiko Verhältnis gebe, bleibe ich voll investiert, daher werde ich auch vorallem jetzt kein Cash aufbauen, sondern versuchen den Nutzen aus dieser Abwärtsspirale zu ziehen, denn irgendwann wird diese durchbrochen sein.


In meiner Handelsidee des Wikifolios hatte ich bei Eröffnung geschrieben: "Das Wikifolio, soll aus einer Mischung aus sicheren Dividendentiteln, fundamental unterbewerteten Aktien mit Chancen auf einen Turnaround und zu einem kleinen Teil auch aus Small Caps mit starkem Wachstumspotential bestehen."


Seit bestehen des Wikifolios kam dieser eigentliche Hauptpunkt von fundamental unterbewerteten Dividendenwerten mit Chance auf einen Turnaround sehr kurz, denn in der zuletzt wirtschaftlichen stabilen Lage, gab es nicht viele interessante Turnaroundwerte, denen ich ein besseres Chance-Risiko-Verhältnis zugestanden hätte, als kleineren wachstumsstarken Unternehmen.

In den Jahren vor der Eröffnung des Wikis, war das allerdings immer mein Investmentschwerpunkt, daher auch so klar in der Beschreibung genannt. Durch die nun wirtschaftlich schwierige Zeit, hat sich vieles am Markt geändert und auch meiner Ansicht nach das Chance Risiko Verhältnis vieler Werte. In der jetzigen Zeit suche ich lieber die Sicherheit als das Risiko, ohne, dass ich mir große Chancen entgehen lassen will. Wähle also Unternehmen, die in dieser Zeit zu hart abgestraft wurden, Unternehmen, bei denen ich davon ausgehe, dass sie stark genug sind auch eine längere Flaute zu überstehen um am Ende durch die Insolvenz kleinerer Wettbewerber gestärkt aus der Situtation hervorzugehen. Daher habe ich mich auch dazu entschieden nun die kleineren, wachstumsstarken Unternehmen zunächst zu verkaufen, da diese häufig noch Verluste machen und erstmal beweisen müssen, dass sie diese Phase überleben können. Sollte der Sturm vorbei sein und die Wirtschaft wieder anziehen, so sind diese Werte sicher wieder Kandidaten für eine Aufnahme, das erhöhte Risiko möchte ich allerdings nicht länger tragen.

In dieser Woche habe ich eine zweite Maßnahme getroffen um das Risiko weiter zu verringern, denn niemand kann vorhersagen wie lange die aktuelle Situation noch andauern wird. Während ich zuletzt Werte im Wiki hatte, die von dem aktuellen Abschwung deutlich getroffen sein werden, aber meiner Einschätzung nach nicht so hart getroffen werden, wie der Kursverlust suggeriert, habe ich diese Woche sechs Werte aufgenommen, bei denen ich davon ausgehe, dass diese von der aktuellen Situation wenig betroffen sind, bzw noch profitieren könnten und dennoch deutliche Kursverluste hinnehmen mussten.


Zu den Unternehmen, welche die Flaute zwar treffen wird, ich aber denke, dass der Kursabschlag schon viel zu hoch ist gehören VW, Hochtief, Allianz und ING. VW und Hochtief gehören zu den besten Unternehmen ihrer Branche und sind mit einer ordentlichen Nettocashposition ausgestattet, die sie auch eine längere Durststrecke überstehen lassen sollten. Auch die ING und Allianz könnten als Finanzwerte deutlich unter der aktuellen Situation leiden. Aber auch diese beiden Werte gehören zu den Stärksten ihrer Branche und verfügen über eine gute Kapitalausstattung. Daher gehören diese Werte für mich zu den vier größten Turnaroundkandidaten sobald Licht am Ende des Tunnels ist.

Da kaum jemand abschätzen kann, wann denn nun dieses Licht wirklich zu sehen sein wird, habe ich mit Wirecard, Deutsche Börse, Facebook, Alphabet, RTL und Wallstreet Online sechs weitere Werte aufgenommen, die von dieser Zeit, in der man verstärkt zu Hause bleibt eher profitieren sollten. Wirecard als digitaler Bezahldienstleister dürfte von der erhöhten Nutzung digitaler Produkte und Bestellungen über das Internet profitieren. Die Deutsche Börse sollte durch die aktuellen Marktturbulenzen mehr verdienen, da mehr gehandelt wird. Facebook und Alphabet sollten durch das verstärkte Zuhause bleiben auch eine erhöhte Nutzung ihrer Produkte erfahren. Auch klassisches Fernsehen sollte mehr geschaut werden wovon RTL profitieren könnte. Wallstreet Online könnte gleich doppelt profitieren, denn durch das verstärkte zuhause sein, haben viele mehr Zeit sich über die Seiten des Unternehmens über die Börse zu informieren und durch die Marktturbulenzen besteht auch ein erhöhter Bedarf danach. Wichtig war mir auch hier eine starke Marktstellung vor allem eine solide Bilanz der Unternehmen, daher habe ich z.B. auch eine RTL gewählt und hätte nie eine Prosieben gekauft. Natürlich sind diese Werte keine reinen Profiteure, denn egal wie hoch die Nutzung ihrer Produkte ist, am Ende verdienen sie ihr Geld über Werbeeinnahmen und in einer Rezession sparen Unternehmen häufig gerade daran. Dennoch glaube ich nicht, dass der Einbruch so heftig sein wird wie z.B. 2008/2009, da dies eine ganz andere Situation ist und sich deutlich schneller entspannen könnte. Gerade, da sich der Aufenthalt der Menschen in nächster Zeit immer stärker auf die eigenen vier Wände beschränken dürfte, haben werbewillige Unternehmen nicht mehr so viele Möglichkeit die potentiellen Kunden zu erreichen und da bieten diese Unternehmen genau die Möglichkeit jetzt eine erhöhte Nutzerzahl anzusprechen. Wichtig war mir bei diesen Werten, dass sie zwar zu den Profiteuren gehören könnten, aber alle trotzdem mindestens 30% Kursverlust hingelegt haben, damit diese Werte ebenfalls Aufholpotential besitzen. Andere Werte, die gerade kursmäßig von der Situation sogar profitieren, sind für mich eher uninteressant, da diese eher fallen sollten, sobald die Lage besser wird und damit die Kursgewinne der anderen Werte aufheben.
 
aus der Diskussion: Wiki Szew Grundinvest
Autor (Datum des Eintrages): Szew  (20.03.20 18:33:04)
Beitrag: 324 von 365 (ID:63080794)
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