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[posting]61360622[/posting]
Zitat von investival:
Zitat von longitudinalwelle: Funkwerk AG

Mal etwas weg von Anne Will und mehr hin zu Kerstin Schreiber (CEO) bitte ich um kritische Würdigung der German Wunderkerze Funkwerk AG, v.a. potenzielle Risiken betreffend!

Investment Highlights:

- Anbieter innovativer Kommunikations-, Informations- und Sicherheitssystemen für Bahnbetriebe und kritische Infrastrukturen
- Geschäftsbereiche Zugfunk, Reisendeninformationen, Überwachungskameras und IoT
- Quasimonopolartige Marktstellung im größten und mit Abstand ertragreichsten Geschäftsfeld Zugfunk (75% Marktanteil in Europa, nur 1 weiterer Anbieter) mit sehr hohen Markteintrittsbarrieren (technologisch, zulassungsprozessseitig und notwendige Gremienzugehörigkeit zur Festsetzung neuer Standards, in denen Funkwerk tief verwurzelt ist)
- Profiteur der Umstellung auf ETCS (European Train Control System) von Ende 2019 rund 7.000 km Zugstrecke auf 50.000 km im Jahr 2030
- Profiteur der in den nächsten Jahren / Jahrzehnten zur Erreichung der Klimaziele beschlossenen multimilliardenschweren Investitionsprogramme in den Bahnverkehr, in Deutschland u.a."Digitale Schiene" (Der Bund hat sich in der neu verhandelten Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung III (LuFV III) dazu verpflichtet, in den kommenden Jahren 86 Mrd. EUR in die Schieneninfrastruktur zu investieren. Statt der in der LuFV II vereinbarten 5,6 Mrd. EUR jährlich, sollen
von 2020 bis 2024 nun durchschnittlich 7,9 Mrd. EUR für den Erhalt des Schienennetzes ausgegeben
werden. Von 2025 bis 2029 sollen im Jahresschnitt sogar 9,2 Mrd. EUR investiert werden.
)
- Blitzsaubere Bilanz (Nettocash von knapp 30 Mio. Euro), hohe EK-Quote, nix Immaterielles, keine Aktivierung von FuE-Aufwendungen (FuE-Quote: 10%)
- Free Cashflow Maschine (der operative Cashflow übersteigt jedes Jahr zudem deutlich das Ergebnis, da jeweils Rückstellungen für langlaufende Gewährleistungen gebildet werden, die aufgrund des steigenden Umsatzvolumens zwar jeweils netto ansteigen, jährlich davon jedoch auch 1-2 Mio. aufgrund von Nichtinanspruchnahme aufgelöst werden; böse Zungen behaupten, dass auf diese Weise die Gewinne kleingerechnet werden für eine Komplettübernahme des Großaktionärs. Ich stufe dies jedoch schlicht als kaufmännische Vorsicht ein.)
- Weltmeister im Tiefstapeln und Übertreffen von Unternehmensprognosen
- Großaktionär Hörmann Industries
- Deutlich 2-stellige EBIT-Margen
- Sehr starke Halbjahreszahlen mit hohen Steigerungen im Auftragseingang und Auftragsbestand und weiterhin wohl viel zu niedriger Prognose: https://www.funkwerk.com/aktuell/pressemitteilung-zum-halbja…
- Meine Schätzung liegt bei 14 bis 15 Mio. EBIT für 2019, somit auf Basis Enterprise Value ein EBIT-Multiple von rund 8
- Steigende Dividendenzahlungen seit Aufnahme 2017
- Weitestgehend konjunkturunabhängiges Geschäft mit oftmals langlaufenden Rahmenverträgen
- Viel zu niedrige Bewertung hinsichtlich der operativen Ertragsstärke, dem äußerst soliden Finanzfundament und den Zukunftsaussichten

Risiken:

- Übernahmeangebot und Delisting seitens des Großaktionärs: nach Besuch der HV würde ich diese Wahrscheinlichkeit auf unter 5% beziffern. Eher könnte der Großaktionär im Falle eines von ihm geplanten Börsenganges mit seiner Aushängeschild-Beteiligung Funkwerk "prahlen"
- Freefloat von 22% und damit überschaubare Liquidität in der Aktie
- Kürzliche Beteiligung an der bis dato dahinsiechenden Euromicron AG (Erwerb von rund 15% zu 3,40 Euro auf Basis halbes Eigenkapital der Euromicron AG), Einsatz bis dato rund 5 Mio. Euro, überspitzt formuliert "Portokasse". Ziel von Funkwerk im Rahmen der damit verbundenen strategischen Kooperation dürfte sein, die 300 Mio Euro Euromicron Umsatz zu beackern, v.a. mit dem Geschäftsbereich Videosysteme für kritische Infrastrukturen. Euromicron kauft diese Systeme selbst nur zu, deren Asset ist die 24/7 Überwachungsdienstleistungfähigkeit, diese besitzt Funkwerk nicht. Zudem mindestens 1 Sitz im AR, um den Laden auf Vordermann zu bringen. Der Beweis, dass dbzgl. hohe Kompetenz vorliegt, wurde bei Funkwerk selbst erbracht.
- Rückstellungen in der Bilanz: siehe oben

>> bitte ich um kritische Würdigung der German Wunderkerze Funkwerk AG <<
Bei derart gründlich-(ge)wissenhaftem research input meinerseits immer sehr gerne:

– So sehen wohl gemachte Hausaufgaben aus ...
Die werte Frau Schreiber war dazu, als unternehmensthematisch fachfremd Ausgebildete, ja nicht unbedingt berufen, wie der Untenehmenswerdegang vordergründig impliziert. Sie hat aber offenbar den wirtschaftlichen turnaround [weg von automotive] hinbekommen und die Einbindung 2018 eines Co-Vorstands mit fachlicher Expertise tut sicher sein übrigens dazu.

F. war mal ein von mir in NM-Zeiten auch wegen der beschriebenen Unternehmensrelevanz stärker präferiertes Unternehmen, bis ich da, immerhin noch sehr zeitig, eines Besseren belehrt wurde ... – Ein tolles Unternehmensthema ist per se kein Erfolgsgarant. Es ist halt gehörig hardIT mit langlebiger Gebrauchgütereigenschaft dabei, was eben was anderes als reine softIT ist, wie es im Logistiksektor bspw. Descartes oder Wisetech anbieten; da helfen auch hippe Attribute wie 'IoT' faktisch nix, man ist bis auf weiteres wohl auf weitere namhafte (Staats-)Kunden angewiesen.

Ich denke, dass man im Zuge e.g. Eingrenzung auch solche Unternehmenshistorien grundsätzlich außen vor lassen kann oder als newbie auch -sollte.
Es kommt da auf die eigene Fähigkeit an, da einen operativen transition point ausmachen zu können; das fällt auch Anlageerfahrenen nicht leicht. So ein tp sollte sich an einem möglichst historisch umsatzstarken bottom breakout schon mal indikativ zeigen – was hier vor 2½y der Fall war, und weshalb ich meinen Senf mal weiter schreibe ...

Operativ wurde erstmal (2017) »nur« die ziemlich happige Umsatzerosion gestoppt. Schon vorher allerdings wurde der Margen-turnaround vollzogen, der ganz offensichtlich nachhaltig ist. Und kommen Umsatz- und Margenwachstum frisch zusammen ... => 'strong buy' Das wäre idealerweise allerdings schon vor ~1y nach Jahresabschlussvorlage 2017 zu etwa dem ½ Kurs gewesen ...
Für 2018 hat man dann die Div.zahlungen aufgenommen; auch kein schlechtes Zeichen, passt das zur Bilanz – was es tut worauf ich da Wert lege, ist ja hinlänglich bekannt.

F. sollte eines der wenigen dt. Unternehmen sein, die so oder so vom Lauf der Dinge profitieren können – so »man« Regulierung und Unternehmenssteuern + -abgaben nicht forciert. Ich sehe durchaus die Notwendigkeit, dem alten politischen Versprechen 'mehr auf die Schiene' welches dann diametral mit flächendeckenden Streckenstilllegungen desavouiert wurde Folge zu leisten, und denke, dass dies auch steuerzahlerseits mehrheitlich so gesehen wird.
Wo sich allerdings mal Umsatz und Margen einpendeln werden, k.A.; es dürfte aber im Geschäft mit klammen öffentlichen Händen üblicherweise schwer werden, überdurchschnittliche Margen zu erzielen bzw. zu halten.

Die umsatzbezogen extrem billige Euromicron-Beteiligung finde ich recht interessant um nicht zu sagen als Anleger noch spannender; dürfte sicher nicht ohne eine vom Großaktionär begleitete due dilligence passiert sein. Wobei ich allerdings keine Meinung zum selbigen habe; kommt mir produktthematisch ziemlich gemischt und sicher nicht gerade kapitalextensiv resp. (f)cf-beständig oder gar -stark daher. [Was allerdings impliziert, dass man F. börsennotiert hält, um so leichter zu Kapital für F.'s Expansion zu kommen] Anzumerken ist auch, dass (auch) Euromicron vorm. die mal börsennotierte Berliner Elektro nicht gerade ein Vorbild an Unternehmenshistorie abgibt.

Bisher gab's für F. binnen 2y einen 10-bagger, was per se immer eine Hausnr. ist. Aber ich tue mich hier schon schwer, von 'zu teuer' zu sprechen. Die lange Chartoptik lädt allerdings konservative/defensive Investoren, die auch darauf achten, kaum ein und D als Land halt auch nicht, was gegen eine nachhaltige Hochbewertung spricht; heißt, das Unternehmen operativ auch weiter liefern muss.

– Ich selbst finde im smallcapigen E-Techniksektor Gerard Perrier unter'm Strich investiv noch interessanter (da würde ich auch gerne noch feedback zu erhalten).



Besten Dank für dein Feedback!

Ad Hard IT: Ganz klar, es handelt sich hier nicht um ein hippes hochskalierbares Softwareunternehmen mit 10-facher Umsatzbewertung und chronischen Verlusten :D aber eine 10% Free Cashflow Rendite sieht man heutzutage nicht mehr allzu häufig auf Kurszetteln ;)

Unabhängig davon ist Funkwerk vor nicht allzu langer Zeit in Bremen ein Lucky Buy gelungen, die Tochtergesellschaft heißt nun Funkwerk IOT: https://funkwerk-iot.com/

Ursprünglich als Think Tank gedacht, liefern die nun zunehmend SaaS Lösungen, die auch immer mehr Einzug in die Geschäftsbereiche von Funkwerk (v.a. Reisendeninformationen und Überwachungssysteme) erhalten. So schlecht liest sich die Kundenliste nicht.

Funkwerk vertreibt softwareangereichterte hochtechnologische und komplexe Anwendungen, anders wären solche Margen nicht möglich. Ich zitiere aus dem GB: "Im Geschäftsbereich Zugfunk konzentrieren wir uns weiter auf das profitable Software-Geschäft sowie unser Service-Angebot. Wachstumspotenzial sehen wir insbesondere bei den Nachfolgetechnologien für den GSM-R Standard und den vielfältigen Applikationen ... Die Systeme im Geschäftsbereich Reisendeninformation beinhalten hochkomplexe Steuerungssoftware zur Bearbeitung und Bereitstellung von Echtzeitdaten im Schienenverkehr, die den Reiseverlauf widerspiegeln und Planabweichungen mitteilen ... Die Strategie des Funkwerk-Konzerns zielt auf ertragsorientiertes Wachstum und die kontinuierliche Weiterentwicklung der technologischen Kompetenz sowie den Ausbau bzw. Erhalt der Marktanteile ab. Wir konzentrieren uns insbesondere auf maßgeschneiderte Systemlösungen mit hohen Software-Anteilen sowie Zukunftsmärkte mit gutem Wachstumspotenzial und investieren speziell in Schlüsselkomponenten."

Ad Euromicron: mit dem Laden kann man verbal ruhig härter ins Gericht gehen. Da liegt einiges im Argen, aber genau darin liegt auch die Chance für FW. Wenn die nur ein paar ihrer Systeme bei Kunden von Euromicron platzieren (deren Kunden sind hochkarätig), dann hat Funkwerk sofort ihren Einsatz wieder raus. Ich denke jedoch die haben Ambitionen, den Laden komplett umzukrempeln oder zumindest an die Filetstücke ranzukommen.

Ad Margenbedenken: V.a. im Zugfunkbereich handelt es sich um absolut sicherheitsrelevante Systeme, da wird nicht groß geschachert. Wie sollten die Bahnbetreiber auch bei 75% Marktanteil ;)

Gerard Perrier schau ich mir gerne nach dem Urlaub an!
 
aus der Diskussion: Timburgs Langfristdepot - Start 2012
Autor (Datum des Eintrages): longitudinalwelle  (28.08.19 19:06:03)
Beitrag: 38,976 von 56,687 (ID:61363454)
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