Das kleine Medtech-Unternehmen feiert grosse Erfolge, am Markt für Knochenersatzprodukte und an der Börse. CEO, CFO, eine Analystin und ein Fondsmanager ordnen ein.
Der Markt für Wirbelsäulenoperationen war 2023 etwa 2,3 Mrd. $ gross. Kuros’ Anteil ist noch klein, sollte aber stark wachsen.
Die Kuros-Aktien eilen von Rekord zu Rekord. Seit dem Jahreswechsel hat sich der Kurs mehr als verdreifacht (+235%), seit Bekanntgabe der Umsatzzahlen für das erste Quartal Ende April beträgt das Plus 80%.
Der Absatz des Knochenersatzprodukts von Kuros, MagnetOS, hat im Vergleich zu den ersten drei Monaten im Vorjahr 155% auf 13,9 Mio. Fr. zugenommen. Damit hat Kuros nahtlos ans horrende Wachstum von 2023 angeknüpft. Die einzige Analystin, die das Unternehmen abdeckt, Laura Pfeifer-Rossi von Octavian, hatte mit einer Verdoppelung gerechnet. «Wenn das Wachstum in dem Tempo weitergeht, könnte das Momentum für die Aktien anhalten», sagt Pfeifer-Rossi im Gespräch mit «Finanz und Wirtschaft».
Das Wachstum wird aber nicht immer linear verlaufen. «Das Geschäft unterliegt saisonalen Schwankungen, wobei das erste Halbjahr ca. 40% ausmacht», sagt CEO Chris Fair. Dem Finanzmarkt sei eine Formel kommuniziert worden: Das erste Quartal mal zwei entspricht grob dem ersten Halbjahr. Entsprechend würde ein Jahresumsatz von knapp 70 Mio. Fr. resultieren. Fair äussert sich optimistisch zum bisherigen Geschäftsverlauf im zweiten Quartal: «In den USA sind wir auf Kurs, die Expansion ausserhalb der USA läuft ebenfalls sehr gut.»
Institutionelle Investoren steigen ein
Pfeifer-Rossi ist über den Kursanstieg erfreut. Erst im März, als die Papiere um 5 Fr. handelten, hatte sie ein Kursziel von 7 Fr. ausgegeben. Aktuell werden Preise um 12 Fr. bezahlt. Für Kuros-CFO Daniel Geiger drückt das neue Kursniveau das verstärkte Vertrauen des Finanzmarktes aus. «Das Unternehmen war zuvor völlig unterbewertet», ist er überzeugt.
Viele institutionelle Investoren hätten abgewartet, um zu sehen, ob der Kuros-Kurs sich in Richtung ihrer Bewertungen bewegt. «Wir haben uns in den letzten Monaten und Wochen dem Bereich offenbar angenähert, den viele als fair ansehen, und registrieren nun viel mehr Interesse von institutionellen Investoren», erklärt Geiger. Das bedeute aber keineswegs, dass das Kurspotenzial ausgereizt sei.
Leerverkäufer wurden ausgebremst
Der Kursanstieg wurde laut dem CFO zuletzt auch durch einen sogenannten Short-Squeeze begünstigt. Leerverkäufer, die auf sinkende Kurse setzen, sahen sich angesichts steigender Kurse gezwungen, Aktien zu kaufen, um ihre Verluste zu begrenzen.
Fundamental erklärt sich Pfeifer-Rossi den Kurssprung mit dem veränderten Investment-Case. Kurz vor und nach dem Jahreswechsel hatte Kuros zwei wichtige Neuigkeiten. MagnetOS, als Granulat oder als modellierbare Masse, hat deutlich bessere Resultate bei Wirbelsäulenfusionen geliefert als der «Goldstandard» körpereigenes Knochenmaterial.
Enttäuschende Studie als Glücksfall
Das Knochenersatzprodukt Fibrin PTH, an dem Kuros arbeitete, enttäuschte hingegen in einer Phase-II-Studie im Vergleich mit körpereigenem Material. Kuros hat deshalb entschieden, die Entwicklung nicht weiterzuführen und sich auf MagentOS zu konzentrieren. Dieses wurde für weitere Anwendungen bei Wirbelsäulenoperationen zugelassen.
Das Marktpotenzial für MagnetOS, das nun breiter einsetzbar ist als ursprünglich gedacht, sei gleich gross, wie wenn Fibrin PTH hinzugekommen wäre, versicherte Kuros, nämlich geschätzte 3 Mrd. im Jahr 2028.
Viel früher als noch vor wenigen Monaten erwartet, sollte Kuros im nächsten Jahr einen ersten Profit schreiben, nicht zuletzt, weil die hohen Kosten für die Weiterentwicklung von Fibrin-PTH entfallen. Das Unternehmen braucht auch keine Kapitalerhöhung mehr. «Die Visibilität ist viel besser geworden, das gibt den Investoren Sicherheit», sagt Pfeifer-Rossi. Sie erhalte nun mehr Anfragen, auch aus dem Ausland.
Fondsmanager sieht noch viel Wachstum
Simon Götschmann beobachtet ebenfalls steigendes Kaufinteresse aus Übersee. Er verfolgt das Unternehmen wie Pfeifer-Rossi schon seit Jahren, zuerst als Leiter Aktien Schweiz von Credit Suisse, als er «mit einer Kapitalspritze von gegen 10 Mio. Fr. für das Überleben des Unternehmens sorgte.» Zurzeit halte er «eine signifikante Position» über den Arkudos Swiss Equity Alpha 130/30 Fonds.
Götschmann glaubt, der Aktienkurs könne sich in den nächsten Jahren «trotz der Kursrally noch verdoppeln». Studien haben signifikante Vorteile für MagnetOS belegt. «Die Überlegenheit des Produkts sollte Marktanteilsgewinne und ein Umsatzwachstum von deutlich über 30% pro Jahr in den nächsten fünf Jahren ermöglichen», schätzt der Fondsmanager.
Konkurrent viel höher bewertet
Wie Pfeifer-Rossi verweist er auf den Konkurrenten BoneSupport aus Schweden. Dessen Aktien handeln zu vierzehnmal den geschätzten Umsatz im kommenden Jahr. «Übertragen auf Kuros käme dies einer Kapitalisierung von gegen 1 Mrd. Fr. gleich, also mehr als dem Doppelten der heutigen Marktbewertung», rechnet Götschmann vor. Er sieht zudem eine Konsolidierung im Markt für Knochentransplantate und zählt eine Reihe von Übernahmen und Fusionen auf.
Der Finanzmarkt sieht für Kuros alle Ampeln auf Grün. Das Unternehmen hat zuletzt vor allem gezeigt, dass es das Potenzial seines Produkts in effektive Verkäufe umsetzen kann. Gelingt das weiterhin, sind weitere Kursavancen wahrscheinlich. Anleger sollten nach der Rally aber auch mit Konsolidierungsphasen rechnen.
Quelle: https://www.fuw.ch/kuros-kursrally-ist-noch-nicht-zu-ende-905859058669?utm_source=sfmc&utm_medium=email&utm_campaign=FW_ED_9_ENG_EM_NL_XX_AKTIENALERT_XX_AO&utm_term=2024-06-13&utm_content=3811605_
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