Positive Berichtssaison vs. Probleme im Bankensektor
Die Berichtssaison zum 1. Quartal 2023 neigt sich dem Ende entgegen. Aus dem S&P 500 haben inzwischen mehr als 90 % der Unternehmen ihre Geschäftszahlen veröffentlicht.
Positive Berichtssaison vs. Probleme im Bankensektor
von Sven Weisenhaus
Die Berichtssaison zum 1. Quartal 2023 neigt sich dem Ende entgegen. Aus dem S&P 500 haben inzwischen mehr als 90 % der Unternehmen ihre Geschäftszahlen veröffentlicht. Und gegenüber dem Stand vom 26. April (siehe „S&P 500: Die Gewinnentwicklung passt weiterhin nicht zur Bewertung“) fallen die Zahlen insgesamt noch einmal besser aus.
Denn nach aktuellem Stand konnten 74 % der Unternehmen die Erwartungen beim Umsatz schlagen, und zwar um durchschnittlich 3,5 %. Ende April waren es „nur“ 68 % bzw. 2,1 %. Beim Gewinn sieht die Bilanz etwas gemischter aus. Hier konnten 77 % der Unternehmen die Analystenprognosen übertreffen, Ende April waren es allerdings sogar 79 %.
(Quelle: Refinitiv)
Dafür fällt der Gewinnrückgang mit aktuell nur noch -0,6 % gegenüber den -3,9 % von Ende April deutlich kleiner aus.
(Quelle: Refinitiv)
Man kann daher davon ausgehen, dass der Verlauf der Berichtssaison den Aktienmärkten geholfen hat, ihre erreichten Niveaus trotz einiger negativer Nachrichten (Probleme weiterer US-Banken, fehlende Einigung bei der Schuldenobergrenze der USA) zu halten.
Problematisch war für die Anleger auch nicht, dass die Gewinnerwartungen bis einschließlich 1. Quartal 2024 erneut reduziert wurden. Werfen wir dazu noch einmal einen Blick auf die Grafik aus der Börse-Intern-Ausgabe vom 26. April:
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(Quelle: Refinitiv)
Und vergleichen wir diese mit den aktuellen Werten:
(Quelle: Refinitiv)
Der Grund für diese Gelassenheit könnte sein, dass die Erwartungen für die darauffolgenden 3 Quartale erhöht wurden. Doch da diese noch weit in der Zukunft liegen, steht dieses Argument auf etwas wackeligen Beinen – und somit auch die stabile Kursentwicklung an den Aktienmärkten.
Kunden heben weiterhin Geld von Bankkonten ab
Zumal der Stress im US-Bankensystem noch nicht vorüber ist. Stattdessen erreichte das Volumen des „Bank Term Funding Program“ (BTFP) gerade erst einen neuen Höchststand.
Dieses Programm wurde im März ins Leben gerufen, als Banken Probleme bekamen, ausreichende Liquidität zu besorgen, um Geld-Abhebungen ihrer Einleger zu bedienen. Im Rahmen dieses Programms können Banken nun Anleihen bei der Notenbank hinterlegen, um diese zum Nennwert zu beleihen. Dadurch sind die Banken nicht mehr gezwungen, Wertpapiere zum Marktwert zu verkaufen, um sich die nötige Liquidität zu besorgen. Denn das hatte zum Beispiel die Silicon Valley Bank in den Ruin getrieben.