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     1609  1 Kommentar Gesunder Menschenverstand ist heute rechtsextrem

    Überall heute heftige und schwere Theoriegeschütze. Doch was ist eigentlich mit dem normalen Denken?

    Für Immanuel Kant war der gesunde Menschenverstand „nichts anderes als der durchschnittliche Verstand eines gesunden Menschen.“ Das lässt natürlich viele unterschiedliche Facetten zu, stellt aber dennoch einen festen Rahmen dar.

     

    Vor Kurzem habe ich in der Bild-Zeitung ein bemerkenswertes Interview mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán gelesen, in dem sich dieser zudem mit großer Fairness uns Deutschen gegenüber geäußert hat, wie ich finde.

     

    Es ging darum, dass in der EU unterschiedliche Vorstellungen zur Migration existieren, und Orbán meinte dazu: „Wahrscheinlich mögt ihr Deutschen die Migration. Ihr seid stolz darauf, ein Land von Neuankömmlingen zu werden. Das ist eure Entscheidung.“

     

    Und anschließend dann zu seinem Land: „In Ungarn haben wir eine andere Meinung. Wir denken, es ist zu riskant. Deshalb lehnen wir die Migration ab, besonders die illegale. Und wir machen eine klare Unterscheidung zu Gastarbeitern. Wir haben eine Regelung für Gastarbeiter und eine für Migranten. Sie machen diesen Unterschied nicht, weil Ihre Einstellung zur Migration positiv ist. Unsere Haltung ist vorsichtiger.“

     

    Ich finde, klarer, offener und fairer kann man diese Dinge nicht ausdrücken.

     

    Als ich schließlich dann noch weiter lese, komme ich zum ersten Mal für mich auf den Begriff des „gesunden Menschenverstandes“.

     

    Denn da sagt Orbán: „Wir Ungarn sind der Meinung, dass es einige Werte gibt, die in Ungarn geschützt werden müssen – man kann sie als europäische Werte bezeichnen – wie zum Beispiel die Gleichbehandlung von Frauen, keine Homophobie, kein Antisemitismus. Und schauen Sie sich die Migrationsgruppen an, die kommen. Diese Migrationsgruppen halten diese Art von Werten nicht hoch.“

     

    Und weiter: „Warum sollten wir Ungarn das Risiko eingehen, Gemeinschaften zu haben, die unsere wichtigsten europäischen Werte nicht respektieren? Deshalb lehnen wir sie ab.“

     

    Was kann man hier dagegen sagen? Für mich ist meine Wohnung mein Land. Würde ich dort Menschen wohnen lassen, von denen ich weiß, dass sie meine Vorstellungen von einer Wohnung nicht teilen?

     

    Natürlich würde ich das nicht tun.

     

    Bin ich deswegen rechtsextrem? Anscheinend. Viktor Orbán gilt ja allgemein auch als rechtsextrem.

     

    Doch wer kann schon definieren, was rechtsextrem ist? Ich kann es jedenfalls nicht. Das ist ja auch gar nicht intendiert, es reicht schließlich, um die gewollten Ergebnisse zu produzieren, wenn man in der Bevölkerung solche Schmähworte verankert.

     

    Interessanterweise habe ich gerade an dem Tag, als ich mit dieser Kolumne begonnen habe, ein langes Interview mit unseren ehemaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt gehört.

     

    Da ging es im Jahr 2010 um die Zuwanderung von Arbeitskräften für die Wirtschaft. Und Schmidt hat stark vor der Zuwanderung aus fremden Kulturen gewarnt, denn seiner Meinung würden die unserer Gesellschaft mehr Probleme bereiten als sie Nutzen für den Arbeitsmarkt bringt.

     

    Schmidt denkt hier also wie ein Hausvater. Ist das nun extrem und verwerflich? Ich finde nicht. Im Gegenteil, jeder, der sich um ein Land sorgt, sollte und müsste eigentlich so denken.

     

    Doch seitdem sind 13 Jahre vergangenen und die Sache ist entschieden. Es gibt kein Zurück mehr.

     

    Wir Deutschen haben der Welt wieder einmal zeigen wollen, dass wir besser und klüger sind als alle anderen.

     

     

    Bernd Niquet

     

    berndniquet@t-online.de


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Gesunder Menschenverstand ist heute rechtsextrem Helmut Schmidt und Viktor Orbán der gleichen Meinung

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    Kommentare

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    01.08.23 11:26:06
    Ja wie immer und wir gehen damit wie immer baden und dem Rest der Welt auf die Nerven.

    Der nächste Krieg kommt nicht vom bösen Putin sondern wird ein Bürgerkrieg.

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