Zunehmende Diskrepanz zwischen Kurs- und Konjunktur-Verlauf - Seite 2
Angeführt wird der Abschwung weiterhin vom verarbeitenden Gewerbe. Der entsprechende Index sank von 40,6 auf 38,8 Punkte. Und er nähert sich damit den Tiefs von März und April 2020, die erreicht wurden, als die Corona-Pandemie auf die Wirtschaft traf.
Auch beim Einkaufsmanagerindex (PMI) gibt es einen „Frühindikator des Frühindikators“: die Neuaufträge bzw. Auftragseingänge. Und auch diese waren in der Industrie erneut rückläufig, wie S&P Global zu seiner monatlichen Umfrage unter rund 800 Unternehmen mitteilte. Zudem schrumpfte der Auftragsbestand weiter, weil bestehende Aufträge abgearbeitet werden. Und erstmals seit 2,5 Jahren wurden Arbeitsplätze abgebaut.
Die Schwäche der Industrie wirkt sich auch laut den Daten von S&P Global inzwischen auf den Service-Sektor aus. Erstmals seit einem halben Jahr gab es hier ebenfalls ein rückläufiges Neugeschäft. Der Einkaufsmanagerindex für die Dienstleister gab daher im Juli zum 2. Mai in Folge recht kräftig nach – von 54,1 auf 52,0 Punkte.
Sich eintrübende Zukunftserwartungen, sinkende Auftragseingänge, rückläufige Auftragsbestände, Abbau von Personal – das alles deutet nicht darauf hin, dass der Abschwung der deutschen Wirtschaft seinen Boden erreicht hat. Und daher passt der charttechnische Kursverlauf des DAX nicht zu den fundamentalen Entwicklungen, auch wenn der deutsche Leitindex, gemessen unter anderem am Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), relativ günstig bewertet ist.
Auch die Wirtschaft der gesamten Eurozone schrumpft
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Übrigens: Auch die Wirtschaft der gesamten Euro-Zone ist in den Sommermonaten auf Schrumpfkurs. Der Einkaufsmanagerindex für die gesamte Privatwirtschaft (Composite) sank im Juli um 1,0 auf 48,9 Punkte, wie S&P Global am Montag zu seiner Umfrage unter Tausenden Firmen mitteilte. Und er notiert damit bereits den 2. Monat in Folge unterhalb der Wachstumsschwelle von 50 Zählern. Ökonomen hatten nur mit einem leichten Rückgang auf 49,7 Punkte gerechnet.
Hauptverursacher bleibt auch hier die Industrie, deren Barometer um 0,7 auf 42,7 Punkte sank und sich damit ebenfalls scheinbar unaufhaltsam den Tiefstständen der Corona-Pandemie nähert. Kein Wunder: Die Einbußen beim Neugeschäft in der Industrie fielen laut S&P Global so stark aus wie selten zuvor seit 2009.