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     801  1 Kommentar Vulkane gehören verboten!

    Als ich am letzten Wochenende die Nachrichten in den Zeitungen durchgeblättert habe, dachte ich, plötzlich auf die Seite eines Satireblattes gekommen zu sein.

    Was für eine dümmliche Überschrift, werden Sie jetzt denken. Und ich kann Ihnen nur zustimmen. Da ich diese Kolumne jedoch mit Frauen in unserer Regierung beginne, finde ich die Überschrift enorm passend.

     

    Denn ich finde doch tatsächlich in der Presse, unsere Innenministerin hätte angekündigt, antisemitisch auftretende Anhänger der Hamas aus Deutschland ausweisen zu lassen.

     

    Was für ein fieser Joke, dachte ich sofort. Denn das würde unsere Regierung doch niemals machen, das widerspräche schließlich allen ihren sonst üblichen rot-grün-dogmatischen Regelungen. Und haben wir nicht sowieso witterungsbedingt einen Abschiebestopp vom Frühjahr bis nach dem Winter?

     

    Doch dann sehe ich, das war gar kein Schabernack. Und denke, jetzt muss der Regierung das Wasser wirklich bis zum Hals stehen, dass sie mit solch offensichtlichem Blendwerk in der Bevölkerung Ruhe schaffen will.

     

    Das ist ja das Gleiche, als würde man den Italiener verbieten, ihre Vulkane ausbrechen zu lassen. Denn es steht in diesem Land derzeit ja wohl nicht nur in der Flüchtlingspolitik Spitz auf Knopf, sondern auch in Hinsicht auch die neapolitanischen Vulkane, vor allem auf die Phlegräischen Felder.

     

    Und was dann wird, wenn es hier tatsächlich zu Ausbrüchen kommt, das wissen weder Nancy Faeser noch Katrin Göring-Eckardt. Und selbst die oberschlaue Ursula von der EU Leyen weiß es nicht.

     

    Denn ein ordentlicher Vulkanausbruch könnte natürlich uns Nicht-Italiener allesamt retten, weil dann eine Abkühlung der Atmosphäre uns vor dem sicheren Klimatod bewahren könnte. Es wäre allerdings auch möglich, dass mit Wasserdampf ein weiteres Treibhausgas in die Luft geschleudert wird, was unseren Garaus sogar noch weiter beschleunigen würde.

     

    Und deswegen gehören eben sicherheitshalber Vulkane verboten.

     

    Doch wegen der Regierungsfrauen wollte ich ja gar nicht so kompliziert schreiben. Und lieber auf X, ehemals Twitter, nach der aktuellen Situation in Neapel schauen.

     

    Doch hätte ich das bloß nicht getan. In der einen Stunde, die ich dort herumgestolpert bin, bin ich nämlich nicht nur Hundertsten ins Tausendste gekommen, sondern auch abseits der Vulkane bestimmt auf eine Million Dinge gestoßen, von denen ich vorher noch nie etwas gehört hatte.

     

    Ich kann es gar nicht fassen, was es alles für Meinungen gibt und was Menschen alles für möglich halten. Andererseits aber auch, was sie alles für unmöglich halten.

     

    Eigentlich bin ich ja ein großer Fan von freier Meinungsäußerung, doch wäre ich nicht bereits so alt und in meinen Grundfesten unerschütterlich, wäre ich hier voll ins Trudeln geraten.

     

    Mit großen Besorgnis überlege ich mir daher, wie junge Menschen, die heute ja in der Schule nichts Vernünftiges mehr gelernt haben, es schaffen, in dieser Informationswelle nicht unterzugehen.

     

    Im Grunde genommen gibt es da wohl nur eine Möglichkeit, und die lautet: Man muss sich einen festen Punkt suchen und sich dort festhalten, egal was passiert.

     

    Was dann jedoch zwangsweise bedeutet: Je größer die Meinungsvielfalt ist, die auf die Menschen als Gesamtheit einwirkt, umso größer wird zwangsläufig der Dogmatismus und Extremismus des Einzelnen.

     

    Wenn jeder seine Meinung frei ausdrücken kann und es keine Instanz gibt, die diese Meinungen kanalisiert oder bündelt, führt das zu Intoleranz und Diktatur.

     

    Früher, als ich groß geworden bin, gab es nur Zeitungen und das Fernsehen als Informationsquellen. Dort existierten damals noch zwei oder drei verschiedene Meinungen, die man gegeneinander abwägen musste. So konnte man sich jedoch gut orientieren.

     

    Heute hingegen gibt es auf der einen Seite die Presse und das Fernsehen, wo eigentlich nur noch eine einzige zementierte Meinung ständig von Neuem wiederholt wird, und auf der anderen Seite den Dschungel aus Information und Desinformation.

     

    Und das ist im Endeffekt wahrscheinlich gefährlicher als alle Vulkane auf der Welt.

     

    Bernd Niquet

     

    berndniquet@t-online.de

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Vulkane gehören verboten! Was für eine dümmliche Überschrift, aber damit leider genau treffend

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    Kommentare

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    29.10.23 16:06:56
    Richtig erkannt die Medien mit ihrer Hofberichterstattung sind ein Problem.
    Nur wie in der DDR es glaubt halt langsam aber sicher keiner mehr.

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