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    Kapitalmarkt-Standpunkt  133  0 Kommentare Quo vadis ESG?


    Kapitalmarkt-Standpunkt von Kai Jordan, Vorstand der mwb Wertpapierhandelsbank AG:

    Ist der Megatrend ESG am Ende? Der Ukrainekrieg hat auf jeden Fall einen Einschnitt gebracht. Die Aufstellung muss neu überdacht werden.

    In einer Welt, die zunehmend von ökologischen und sozialen Herausforderungen geprägt ist, hat sich das nachhaltige Investieren zu einem zentralen Anliegen für Investoren und Unternehmen entwickelt. Der Trend hin zu Investments, die nicht nur finanzielle, sondern auch nachhaltige Werte generieren, reflektiert ein wachsendes Bewusstsein über die Verantwortung des Finanzsektors gegenüber der Gesellschaft und der Umwelt. Zum Jahr 2023 hat das Volumen nachhaltig verwalteter Vermögen weltweit 35,3 Billionen Dollar erreicht, was mehr als ein Drittel aller Vermögenswerte in den fünf größten Märkten der Welt entspricht. Das zeigt: Nachhaltigkeit in der Finanzbranche ist nicht aus der Mode zu bringen.

    Gleichzeitig existiert nicht erst seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine eine Identitätskrise bezüglich des Labels „ESG-Konform“. Die Regulatoren in den USA und in Europa erarbeiten gerade Richtlinien, um die Gefahr des Missbrauchs des Nachhaltigkeitsanspruches, sogenanntes Greenwashing, zur Kundengewinnung einzudämmen. Sie wollen Standards und Vorschriften einführen, die eine bessere Messbarkeit und Vergleichbarkeit der Nachhaltigkeitsleistungen ermöglichen.

    Die EU-Regulierung, die bestimmte wirtschaftliche Aktivitäten als nachhaltig klassifiziert, ist für ESG-Puristen ein Schritt in die falsche Richtung. Die Einbeziehung von Unternehmen der Gas- und Atomenergie in die Liste der nachhaltigen Investments hat zu kontroversen Diskussionen geführt. Diese Entscheidung unterstreicht die Komplexität und die Herausforderungen bei der Definition von Nachhaltigkeit in einem sich ständig wandelnden geopolitischen und wirtschaftlichen Kontext.

    Der Ukraine-Krieg hat diese Komplexität weiter vergrößert, indem er die Rolle der Rüstungsindustrie im Licht von Freiheit und Demokratie neu bewertet und somit die traditionellen ESG-Ausschlusskriterien in Frage stellt. Die Diskussion ist entbrannt: Bisher galten Investitionen in Aktien von Unternehmen, die mit Waffen, Kohle, Tabak, Pornografie, Glücksspiel und Ölsand als nicht nachhaltig. Nicht ganz zu Unrecht wird gerade die Frage diskutiert, ob ein Waffenhersteller nicht im Sinne von Freiheit, Demokratie und Menschenrechte handelt, wenn er zur Verteidigung ebendieser Werte in der Ukraine Waffen liefert. Ist das ESG-konform? Dürfen große Fonds, die nachhaltig investieren, zukünftig auch in Waffen investieren? Per se sind Rüstungshersteller nicht von der „Nachhaltigkeit“ ausgeschlossen. Einzelne Konzerne werden von der Ratingagentur „Sustainalytics“ bewertet. So erreichen Airbus und Rheinmetall eine mittlere Risikoeinstufung und der Waffentechniker Hensold eine tiefe.

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