Schulden steigen
USA stecken in einem Teufelskreis von 27 Billionen US-Dollar fest
Der weltweit größte und wichtigste Finanzmarkt wächst sprunghaft – und entwickelt sich zu einem kaum noch bezähmbaren Monster. An der Wall Street wächst die Nervosität.
- US-Staatsanleihenemission explodiert auf 23 Billionen US-Dollar - Anstieg wird nicht bald enden.
- Treasury-Markt wächst auf 27 Billionen US-Dollar - sechsmal größer als vor Finanzkrise.
- Angebot an Staatsanleihen steigt schneller als Nachfrage - Teufelskreis der Finanzierung.
Die jährliche Emission von US-Staatsanleihen ist explodiert und hat sich seit Beginn der Pandemie fast verdoppelt. Die US-Regierung hat im Jahr 2023 Treasuries im Rekordvolumen von 23 Billionen US-Dollar ausgegeben. Und nur wenige glauben, dass sich der Anstieg bald verlangsamen wird, da allgemein erwartet wird, dass die amerikanischen Staatsausgaben weiter steigen werden, unabhängig davon, wer die Wahlen im November gewinnt.
Wenn es in der Vergangenheit ein so rasantes Wachstum der Märkte gegeben hat, sei es von Technologieaktien oder Hypothekenanleihen, endete es stets schlecht. Staatsanleihen gelten zwar als die sichersten und am einfachsten zu handelnden Wertpapiere an der Wall Street, aber viele befürchten, dass sich eine Instabilität in diesem Sektor schnell auch auf andere Anlageklassen ausbreiten könnte.
Der Treasury-Markt insgesamt ist seit Ende 2019 um mehr als 60 Prozent auf 27 Billionen US-Dollar gewachsen. Er ist etwa sechsmal so groß wie vor der Finanzkrise 2008–2009, wie aus Berechnungen des Wall Street Journal hervorgeht.
Das Congressional Budget Office geht davon aus, dass die Staatsausgaben in den kommenden Jahren weiter steigen werden, da eine alternde Bevölkerung die Kosten für Programme wie Sozialversicherung und Medicare in die Höhe treibt. Auch steigende Zinskosten könnten die Emissionstätigkeit ankurbeln.
Angebot wächst, Nachfrage fraglich
Das Angebot steigt also immer weiter, mehr als die Nachfrage absorbieren kann: Die Banken haben ihre Käufe von Staatsanleihen seit Jahren zurückgefahren, da die Vorschriften nach der Regionalbanken-Krise restriktiver werden könnten. Hedgefonds, Geldmarktfonds und ausländische Investoren sind heute Amerikas wichtigste Geldgeber.
Während ausländische Investoren kontinuierlich Staatsanleihen gekauft haben, könnten ein starker US-Dollar und ein wachsendes Angebot an hochwertigen Anleihen andernorts die Käufe verlangsamen. Die ausländischen Beteiligungen sind auf unter ein Viertel der ausstehenden Schulden gesunken, nachdem sie 2015 bei mehr als einem Drittel gelegen hatten.
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Letztendlich ergibt sich ein Teufelskreis: Da die Ausgaben der US-Regierung immer weiter wachsen, muss sie immer mehr Staatsanleihen verkaufen, um sich zu finanzieren. Wenn die Nachfrage aber nicht in gleichem Maße steigt, muss sie Anreize schaffen, indem sie zum Beispiel die Verzinsung erhöht. Dadurch jedoch steigen auch ihre Kosten, um diese Anleihen zu bedienen. Die US-Regierung muss also neue Schulden machen, um ihre Altschulden zu finanzieren.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion
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