Die 4G-Regel
Alles eine Frage der Einstellung? Was erfolgreiche Anleger ausmacht
Es gehört auch Glück dazu: Stefan Riße, Kapitalmarktstratege bei Acatis Investment, erklärt im Interview der Woche, welche Qualitäten für den Börsenerfolg besonders wichtig sind.
Martin Kerscher: Die Idee, die Anleger in Zittrige und Hartgesottene einzuteilen, stammt nicht von Ihnen, noch weniger von mir, aber von Ihrem Lehrer, dem Börsen-Altmeister André
Kostolani, den Sie lange begleitet haben. Was meinte er eigentlich damit?
Stefan Riße: Die Hartgesottenen, das muss man kurz erklären, das sind diejenigen, die die 4G haben. Und das hat er übernommen vom berühmten Feldmarschall Moltke. Der sagte, wenn du
Kriege gewinnen willst, dann brauchst du die 4G. Man braucht zum einen Geld, um einen Krieg zu gewinnen, aber auch um ein Hartgesottener Börsianer zu sein.
Gedanken, also eine Strategie, um einen Krieg zu gewinnen, aber eben auch, um ein erfolgreicher Börsianer oder Spekulant zu sein, dann braucht man - ganz wichtig - Geduld. Und zwar Geduld zu
warten, bis die eigenen Gedanken, die man hatte, Wirklichkeit werden. Und deswegen braucht man auch unbedingt das Geld, um das durchhalten zu können.
Ein weiteres Bonmot von ihm: An der Börse sind 2 mal 2 nicht 4, sondern 5 minus 1. Es dauert manchmal länger und manchmal geht der Markt erstmal in eine andere Richtung und dann braucht man eben
auch Glück haben sie auch nicht, wenn sie in ihrem betagten Alter ja noch Interviews mit mir führen müssen.
Martin Kerscher: Okay, also hartgesotten zu sein am Kapitalmarkt, das klingt jetzt nicht danach, dass es der Durchschnitts-Privatanleger ist, sondern dass es eher die langfristig
orientierten zum Beispiel Pensionsfonds sind. Das heißt, alle Privatanleger sind dann die Zittrigen. Ist das demnach so?
Stefan Riße: Das würde ich überhaupt nicht sagen. Also die Mehrheit der Fondsmanager, der institutionellen Anleger sind auch eher zittrig nach meiner Beobachtung. Man kann ja an
Umfragen sehen - wie dem berühmten Fondsmanager-Survey von der Bank of America - dass diese Fondsmanager auch immer Positionen abbauen, wenn der Markt fällt. Das heißt, die kriegen Angst, wenn die
Aktien schon stark gefallen sind und verkaufen dann auch noch dazu. Und wenn der Markt aber schon stark gestiegen ist, dann bauen sie immer noch mehr Positionen auf.
Sie sind also eher prozyklische Anleger und den Hartgesottenen zeichnet aus, dass er antizyklisch handelt. Der hat den Mut und eben den Glauben daran, dass die Kurse sich auch wieder erholen werden
und investiert deswegen antizyklisch. Es gibt durchaus Privatanleger, die hartgesotten sein können. und institutionelle Anleger, die zittrig sein können.
Der berühmteste hartgesottene Anleger ist fraglos Warren Buffett, der sich, so wie wir bei Acatis auch, als Investor in Unternehmen betrachtet. Der sich nur fragt, kann dieses Geschäftsmodell
selbst bei widriger Konjunkturlage in den nächsten Jahren Geld verdienen? Und dann investiert er und er hat das Geld natürlich nicht auf Kredit, er sitzt ja auf riesigen Reserven, also er kann das
ewig durchhalten.
Martin Kerscher: Sind dann vielleicht Stimmungsindikatoren ein guter Maßstab für Privatanleger, um sich daran zu orientieren, wann und ob man am Aktienmarkt investiert?
Stefan Riße: Genau, Kostolani teilte die Börsianer in diese zwei Gruppen auf und man muss sagen, in der Menge sind die Zittrigen viel mehr, als es Hartgesottene gibt. Die
Hartgesottenen Anleger, sie sind ja erfolgreich, sind dann in der Regel, selbst wenn es Privatanleger sind, dann durchaus eben oft vermögend. Sie haben Pensionskassen angesprochen, ja die sind ja
so unbeweglich, die können ja gar nicht rein und raus gehen aus dem Markt. Das heißt, die sind auch immer langfristig investiert und Costolani sagt ja, du musst verkaufen, wenn die Papiere in den
Händen der Zitrigen sind....
Das vollständige Interview gibt es auf dem YouTube-Kanal von wallstreetONLINE zu sehen.
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