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     12077  0 Kommentare Wohin führt der „Raubtier-Kapitalismus“?

    Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt ist nicht der einzige, der die Folgen eines fehlgeleiteten und nicht mehr zu beherrschenden „Raubtier-Kapitalismus“ anmahnte. Die renommierte Unternehmensberatung Mc Kinsey warnt vor einem möglichen „Erdbeben im Welt-Finanzsystem“ durch Notverkäufe zur Refinanzierung von finanziellen Schieflagen. Auch die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) warnt in ihrem Quartalsbericht von einer Fortsetzung der Wertverluste bei strukturierten Produkten in 2008. Auch wird von weiteren Problemen im Bereich von Kreditkarten und Autoleasing in den in den USA ausgegangen. Bei Hedgefonds und Banken wird es demnach in 2008 eine Marktbereinigung geben, die für manche Anleger schmerzlich sein wird. Auch Ex-Notenbankchef Alan Greenspan geht davon aus, dass nach dem „irrationalem Überschwang“ nun eine dramatische Korrektur droht, zumal weltweit die steigende Inflation ein weiteres Problem darstellt.

    In die Kritik kamen in diesem Jahr vor allem Top-Manager von Investmentbanken (und deren ausgegliederte und jetzt wieder integrierte Zweckgesellschaften), Hypothekenbanken, Hedge Fonds und Private Equity Fonds, die aber auch zuvor einer der Gründe waren, dass die meisten Weltbörsen trotzt hoher Risken neue historische Höchstkurse feierten. Es mehren sich die Befürchtungen, dass unkontrollierte Spekulationen in Kombination mit unkontrollierten und intransparenten Kredit-Derivaten einen „Tsunami an den Welt-Finanzmärkten“ auslösen könnten. In diesem Jahr durften wir schon einige Auswüchse des Raubtier-Kapitalismus miterleben, allerdings noch ohne nachhaltige Folgen für die Weltbörsen und Weltwirtschaft. In 2008 wird wie im Vorjahr ein Wachstum das Welt-BIP um etwa 5% erwartet, wobei die Wachtums-Tiger weiterhin in den Emerging Markets zu finden sind. Für USA wird (noch) von einigen Wirtschaftsexperten für 2008 ein Soft landing, also ein Abschwächung der Konjunktur, aber keine Rezession in Aussicht gestellt. Triebfeder der Auswüchse des Raubtier-Kapitalismus sind Gier und Machtkämpfe. Zudem neigen die Märkte bekanntermaßen immer wieder zur Blasenbildung durch Überspekulation, die dann in scharfen Korrekturen bzw Crashs enden.

    In diesem Jahr waren wieder Zeugen einiger Auswüchse des Raubtier-Kapitalismus, der auf dem Rücken von ahnungslosen Anlegern ausgetragen wird. So gab es unverantwortliche Kreditvergaben bei Immobilienbesitzern in den USA in Kombination mit Kredit-Derivaten und strukturierten Produkten, die in Kreditpyramiden münden. Die Banken haben vor lauter Gier neue Produkte so entwickelt, dass sie hernach keiner mehr verstand. Bei machen Bankprodukten muss man sich fragen, ob sie die Konstrukteure überhaupt selbst verstanden haben oder ob sie nur Mittel waren, um das Geschäftspotential auszuweiten. Dies trifft zum Teil auf die Inflationierung von Zertifikaten zu, die zwar die Produktvielfalt erhöhen, aber die Transparenz und Verständlichkeit mindern. Selbst Top-Manager in Großbanken scheinen den Überblick zu verlieren. So war es nicht verwunderlich, dass sogar erzkonservative (?) deutsche Landesbanken und Geldmarktfonds am Rande des Ruins waren und nur durch Fusionen oder externe Hilfe gerettet werden konnten. Auch intransparente Hedgefonds, die mit großen Hebeln arbeiten, und in illiquiden Märkten in Schwierigkeiten kommen, sind Auswüchse eines Kapitalismus, die geradezu den Ruf der Politiker nach mehr Regulierung und Transparenz herausfordern. Die Auflösung von Carry Trades, was auch eine reine Finanzspekulation ist, können die Liquiditätsengpässe im globalen Interbanken-System verstärken und Hedgefonds in Bedrängnis bringen.
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    Andreas Männicke
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    Andreas Männicke ist Geschäftsführer der ESI East Stock Informationsdienste GmbH (www.eaststock.de), Herausgeber und Chefredakteur des EAST STOCK TRENDS, freier Mitarbeiter vom Emerging Markets Portal und Berater für Vermögensverwalter im Bereich Osteuropa. Er hat eine über 15 jährige Erfahrung mit den aufstrebenden Kapitalmärkten in Osteuropa und ist ein gefragter Interviewpartner in den Medien (u.a. bekannt aus NTV/Telebörse, N24, 3 SAT Börse, Bloomberg TV).
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    Verfasst von Andreas Männicke
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