checkAd

     3096  0 Kommentare Tippfehler? Die verarschen uns doch!

    Wenn Sie vorgestern hautnah dabei waren, hat es Sie vermutlich extrem viele Nerven (und möglicherweise Geld) gekostet. Wenn Sie es am nächsten Tag aus den Zeitungen erfahren haben, haben Sie sich verwundert die Augen gerieben: Der Dow Jones verlor am Donnerstag, den 6. Mai 2010, ca. eineinhalb Stunden vor Börsenschluss urplötzlich extrem an Wert. Vorübergehendes Minus war 9,2% bzw. über 900 Punkte – nach dem Crash 1987 der größte Tagesverlust aller Zeiten. Zum Börsenschluss erholte man sich war wieder, Tagesminus war »nur« etwas mehr als 3,2%.

    Am ulkigsten ist der vermeintliche Grund, der nun in den Medien rund um den Erdball herumgereicht wird: Ein Händler soll wegen eines Tippfehlers den Kurssturz verursacht haben. Anstatt Aktien im Wert von 16 Mio. USD abzustoßen soll der Börsenmakler versehentlich Wertpapiere über 16 Mrd. USD verkauft haben. Und hier geht das News-Dilemma schon an: Wenn Sie danach in Suchmaschinen suchen, finden Sie News mit dieser Wertangaben – die ich hier mal übernommen habe –, aber auch News, wo es um 16 Mrd. Aktien anstatt 16 Mio. Stücke geht.

    Anzeige 
    Handeln Sie Ihre Einschätzung zu Dow Jones Industrial Average Excess Return!
    Short
    40.788,53€
    Basispreis
    23,70
    Ask
    × 14,99
    Hebel
    Long
    35.829,44€
    Basispreis
    23,52
    Ask
    × 14,93
    Hebel
    Präsentiert von

    Den Basisprospekt sowie die Endgültigen Bedingungen und die Basisinformationsblätter erhalten Sie bei Klick auf das Disclaimer Dokument. Beachten Sie auch die weiteren Hinweise zu dieser Werbung.

    Ich habe keine Ahnung, ob das stimmt – aber ich halte diese News-Version für gequirlten Quark. Eine solche gigantische Order kann kein normaler Händler eingeben. Über ein solches Volumen müsste mindestens ein Vorgesetzter mitentscheiden. Irgendwo hätten rote Kontrolllichter in dem Handelssaal aufblinken müssen.

    Und dann der Dow-Jones-Knick. Nach ähnlichen Vorkommnissen bereits in diesem Jahrzehnt hatte die New York Stock Exchange (NYSE) im November 2007 die so genannte »Downtick Rule« eingeführt. Sie sollte automatisch in Kraft treten, wenn der Dow-Jones-Index um mehr als 170 Punkte stürzt – dann wird eine Handelsaussetzung überlegt. Für 30 Minuten wird der Handel unterbrochen, sollte der Dow in einem nicht näher definierten Zeitraum um mehr als 350 Punkte absacken. Bricht das wichtigste US-Börsenbarometer gar um mehr als 550 Punkte ein, sollt der Börsenverkehr sogar eine Stunde lang eingestellt werden. Haben Sie irgendwo davon gelesen, dass die Downtick Rule griff?

    Die verarschen uns doch! Keine einzige Downtick Rule wurde angewendet, obwohl alle Regeln greifen hätten müssen, teilweise sogar automatisiert von Computern gesteuert. Haben die verantwortlichen SEC-Manager geschlafen? Oder bewusst nicht auf den Downtick-Rule-Knopf gedrückt?

    Es gehen Gerüchte um, wonach mit der Aktion unsichere Aktienanleger noch mehr verunsichert werden sollten – man will sie angeblich mehr in vermeintlich »sichere« Anleihen locken. Vorzugsweise natürlich USA-Anleihen. Nun ja, diese Verschwörungstheorie hat was. Ich glaube allerdings auch nicht so recht daran.

    Was auch immer passiert ist – die volle Wahrheit werden wir wohl nie erfahren. Wenn es Absicht war, Aktienanleger hochgradig zu verunsichern, dann ist das zumindest vortrefflich gelungen. Meine Charttechnik-Kollegen von godmode-trader.de finden jedenfalls eine verblüffende Chart-Parallel ausm Jahr 2000: Damals verlor Anfang April der Nasdaq intraday ebenfalls sehr stark, um sich zum Schluss eigentlich ganz ansehnlich zu berappeln. Danach ging’s noch ein paar Tage aufwärts – aber dann folgte der bekannte dreijährige zähe und enervierende Abstieg. Freilich war die Situation damals in einem entscheidenden Punkt deutlich anders: Wir notierten nur knapp unter dem Allzeithoch, wir waren mitten in einer Blase, und die Stimmung war allerorten bombastisch. Dieses Umfeld haben wir derzeit natürlich nicht.

    Herzlichst
    Ihr Engelbert Hörmannsdorfer

    Diskutieren Sie über die enthaltenen Werte


    E. Hörmannsdorfer
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    Engelbert Hörmannsdorfer ist Chefredakteur und gemeinsam mit der BörseGo GmbH Herausgeber des Börsenbriefs BetaFaktor.info (http://www.betafaktor.info).
    Mehr anzeigen

    Verfasst von 2Engelbert Hörmannsdorfer
    Tippfehler? Die verarschen uns doch! Wenn Sie vorgestern hautnah dabei waren, hat es Sie vermutlich extrem viele Nerven (und möglicherweise Geld) gekostet. Wenn Sie es am nächsten Tag aus den Zeitungen erfahren haben, haben Sie sich verwundert die Augen gerieben: Der Dow Jones verlor …

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer