Krise im Jahr 2011
Wer rettet den Euro-Retter?
Auf den ersten Blick ist „aus deutscher Sicht“ alles in Ordnung. Die deutsche Volkswirtschaft hat dank starker Exporte und durch einen deutlich flexibilisierten Arbeitsmarkt 2010 ein BIP-Wachstum von 3,6 Prozent erreicht, so eine aktuelle Einschätzung der Bundesbank. Das ist Boom-Niveau. Auch 2011 gehen die Wirtschaftsforschungsinstitute von einem mehr als ordentlichen Wachstum von im Schnitt 2,4 Prozent aus. Also alles in Butter? Nein. Denn Deutschland ist zwar die mit Abstand größte - und derzeit dynamischste - Volkswirtschaft in der Europäischen Union, aber der „Michel“ kann es allein nicht stemmen.
Bei den anderen großen Volkswirtschaften des Euro-Raumes sieht es düster aus. Italien und Frankreich treten auf der Stelle. Spaniens Wirtschaft ist im vergangenen Jahr sogar gegenüber dem Krisenjahr 2009 noch weiter geschrumpft. Zwar wurde ein „permanenter Krisenmechanismus“ und ein Schutzschirm für den Euro installiert. Aber was ist, wenn die Finanziers auf zunehmend wackligen Beinen stehen?
Euro verkommt zur butterweichen Krisen-Devise
Deutliches Zeichen für diese Wahrnehmung ist die erneute Abwertung der Gemeinschaftswährung im Vergleich etwa mit dem US-Dollar. Anfang des Jahres 2010 war der Euro noch 1,45 US-Dollar wert, zeitweise waren es dann nur noch 1,20 US-Dollar. Meiner Meinung ist eine Abwertung des Euro bis zur Parität, also ein Wechselkurs von eins zu eins zwischen Euro und US-Dollar, in absehbarer Zeit realistisch. Der Euro, als Weltwährung in der Tradition der harten Bundesbank-Regeln gestartet, verkommt zur butterweichen Krisen-Devise.
Auch Bundesanleihen kommen deutlich unter Druck
Aber die Abwertung des Euro ist nur ein deutliches Symptom, dass Deutschland allein nicht die Euro-Krise stemmen kann. Das zweite Anzeichen ist die Entwicklung deutscher Staatsanleihen. Seitdem konkret über Hilfen für Irland und Portugal diskutiert wird und Krisenpläne für Spanien in der Schublade liegen, sinken die Kurse von deutschen Staatsanleihen deutlich. Die Kurse für zehnjährige Bundesanleihen sind vom Hoch bei 108 Punkten im Laufe des Jahres 2010 auf nur noch 96 Punkte gefallen. Für das Anleihensegment sind das drastische Bewegungen. Der Kurssturz reflektiert die Einschätzung der Marktteilnehmer: Hilfen für die Staatshaushalte von Irland, Portugal und erst recht Spanien würden den deutschen Steuerzahler massiv belasten. Damit fällt Deutschland als Anleihenschuldner in der Gunst der Investoren.
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2011 wird für Anleger leider nicht einfacher. Man sollte die Entwicklung genau verfolgen und gegebenenfalls mit seinem Berater besprechen, wie mit Umschichtungen im Depot auf den Vertrauensverlust für Euro-Anleihen reagiert werden kann.