AKW - Ausstieg
Atomausstieg bis 2017 machbar
Deutschland kann nach Ansicht des Umweltbundesamts (UBA) bis 2017 alle Kernkraftwerke stilllegen, ohne dass die Versorgung oder die Klimaschutzziele gefährdet wären. Dies geht nach Informationen
des Nachrichten-Magazins „Der Spiegel“ aus neuen Berechnungen hervor, die dem Bundesumweltministerium vorliegen. Im deutschen Kraftwerkspark bestünden laut UBA Überkapazitäten von elf Gigawatt, was
es erlaube, die sieben ältesten Kernkraftwerke plus Krümmel nicht wieder anzuschalten. Vor allem Erdgas-Wärme-Kraftwerke könnten bis 2017 sukzessive die Stromproduktion der neueren Meiler
übernehmen.
Deutlich höhere Strompreise werde es infolge eines Schnellausstiegs nicht geben. Allerdings warnt der Vorsitzende der neuen „Ethikkommission für sichere Energieversorgung“, Klaus Töpfer, vor einem
vorschnellen Umstieg auf Erdgas und Kohle. Auch der nötige Neuanfang in der Energiepolitik werfe ethische Fragen auf, sagte er dem „Spiegel“. „Wenn wir verstärkt auf Erdgas setzen, dann müssen wir
uns auch fragen, was die ökologischen Folgen der neuen Erdgasfördertechniken sind.“
Einem Ausbau von Kohlekraftwerken steht Töpfer nicht nur aus klimapolitischen Gründen „äußerst skeptisch“ gegenüber. Der frühere Unep-Chef und Bundesumweltminister sagte, die Reaktorkatastrophe von
Fukushima sei ein desaströser Anlass, „doch zugleich auch eine Chance, von einem Pfad abzukommen, der Kollaps, Katastrophen und Kriege heraufbeschwört“. Er sehe es positiv, dass die deutsche
Gesellschaft nun „nicht mehr für immer mehr Bruttoinlandsprodukt immer mehr Risiken in Kauf nehmen will“.
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer sagte gegenüber dem „Spiegel“, er glaube nicht, dass die sieben nun abgeschalteten Kernkraftwerke wieder in Betrieb genommen werden. „Ich kann mir schwer
vorstellen, dass es wirtschaftlich ist, sie noch einmal nachzurüsten.“ Er wünsche sich bis 2020 einen weitgehenden Abschied von der Kernenergie. Seehofer sagte, er wolle „energiepolitisch ein
grünes Bayern schaffen“.