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Infineon nimmt Übernahmekandidaten unter die Lupe
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Halbleiterhersteller Infineon hat nach dem Rekordjahr 2011 prall gefüllte Kassen und könnte demnächst auf Einkaufstour gehen. Vorstandschef Peter Bauer stimmte die Aktionäre am Donnerstag auf der Hauptversammlung in München zwar auf ein schwieriges Jahr mit weniger Umsatz und Gewinn ein. Aber nach jahrelangem Umbau sei das Unternehmen inzwischen wetterfest und habe ein dickes Polster, 'auch für mögliche Übernahmen'. Infineon Technologies sei 'aktiv dabei, Unternehmen anzusehen und zu bewerten', die Chips für mehr Energieeffizienz herstellten, sagte er.
Finanzvorstand Dominik Asam erklärte, Infineon Technologies habe 2,4 Milliarden Euro in der Kasse. Im laufenden Geschäftsjahr, das im September endet, rechnet er mit einem Umsatzrückgang von 4 auf 3,8 Milliarden Euro und einem Gewinnrückgang im fortgeführten Geschäft von 786 auf gut 500 Millionen Euro. 'Wir sind stabiler, jedoch nicht immun gegen konjunkturelle Schwankungen', sagte Bauer und fügte hinzu: 'Wir sehen das Autogeschäft nach wie vor stark, auch im Gesamtjahr', aber die Nachfrage in der Industriesparte sei 'eher kritisch'. Erst ab Oktober, also nach dem Ende des Infineon Technologies-Geschäftsjahres, werde mit einem Aufwärtstrend im globalen Halbleitermarkt gerechnet.
Die Aktionäre waren voll des Lobes. Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sagte: 'Herr Bauer, Sie haben Wort gehalten!' Infineon Technologies sei '2011 einen ganz großen Schritt weitergekommen'. Der Union-Investment-Fondsmanager Ingo Speich sagte, 'wie Phönix aus der Asche' habe die Infineon Technologies AG die Wende geschafft: 'Vor drei Jahren noch am Abgrund, kann sie heute als Musterbeispiel geglückter Restrukturierung gelten.'
Die Altlast Qimonda schwebe allerdings noch wie ein Damoklesschwert über Infineon Technologies, sagte Speich und warnte auch deshalb vor überteuerten Akquisitionen. Der Insolvenzverwalter der früheren Computerspeicher-Tochter Qimonda , die 2009 pleitegegangen war, hat Infineon Technologies im Februar auf 1,7 Milliarden Euro verklagt. Bauer sagte, Infineon Technologies werde den Streit notfalls 'durch alle Instanzen ausfechten'. Vorsichtshalber habe Infineon Technologies 305 Millionen Euro zurückgestellt, aber soeben habe der Bundesgerichtshof in einem vergleichbaren Fall die Sichtweise seines Konzerns gestärkt.
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Asien, wo Infineon Technologies bereits mehr als 40 Prozent seines Umsatzes erwirtschaftet, und die Energiewende eröffneten dem Unternehmen enorme Marktchancen, sagte Bauer. So brauche ein konventionelles Kraftwerk Chips für 250 000 Euro, ein Windpark im Meer aber für 11 Millionen Euro.
Eindringlich warnte er vor einem Auseinanderbrechen der Eurozone: Mit einer starken deutschen Währung müsste die Exportindustrie mehr Produktion ins Ausland verlagern./rol/DP/tw