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     3134  2 Kommentare Griechenland revised

     

    Ich muss mich dafür entschuldigen, am letzten Wochenende falschen Zahlen aufgesessen zu sein. Es wäre auch einfach zu schön gewesen.

     

    Doch so muss ich jetzt zugeben: Die Griechenland-Spekulation ist schiefgegangen. Und ich bin manchmal einfach zu naiv. Nicht unbedingt am letzten Wochenende, sondern ganz besonders die gesamte Zeit davor.

     

    Dabei hat Argentinien es doch vorgemacht, wie so etwas läuft mit der Umschuldung. Ich hingegen hatte gedacht, die EU wird weder Griechenland noch die Gläubiger völlig hängen lassen.

     

    Ich hatte gedacht, bei einem Schnitt von 53,5 % bleiben einem 46,5 %, weshalb es ein gutes Geschäft wäre, diese 46,5 bereits vorher am Markt für 30 zu kaufen.

     

    Doch leider bleiben den Anleihehaltern keine 46,5 %. Vielleicht im Jahr 2042, wenn bis dahin alles gut geht, heute jedoch nicht. Heute sind die 46,5 gerade einmal die Hälfte wert. Der wirkliche Schnitt war also weit größer als etwas mehr als die Hälfte, er lag bei mehr als drei Vierteln.

     

    Für eine alte Griechenlandanleihe im Nominalwert von 100 Euro hat es im Umtausch eine EFSF-Anleihe in Höhe von 15 Euro sowie neue Griechenbonds im Nominalwert von 31,5 Euro gegeben, aufgeteilt in 20 Tranchen mit Fälligkeiten von 2023 bis 2042. Daher diese vielen verschiedenen Einbuchungen.

     

    Nun werden diese neuen Griechenbonds derzeit jedoch nicht besser bewertet als die alten, und stehen zwischen 21 und 29, je nach Fälligkeit. Die niedrigen Kurse liegen einerseits an den niedrigeren Zinsen und längeren Laufzeiten (Stichwort: Discounted Cashflow), aber auch daran, dass der Markt das Risiko Griechenland auch nach der Erleichterung des Landes um die Hälfte seiner Schulden nicht anders bewertet als vorher.

     

    Um den Kurswert der neuen Griechenbonds zu berechnen, darf man nun jedoch die aktuellen Kurse nicht auf den ursprünglichen Nominalwert der Altanleihe von 100 beziehen, sondern nur auf die neu gewährten 31,5. Und etwa 25 % (als mittlerer Kurswert der neuen Anleihen) von 31,5 Euro ergeben nur knapp 8 Euro.

     

    Hinzu kommen die 15 Euro der ESFS-Anleihe, die etwa bei pari notiert, und das macht einen augenblicklichen Wert der alten 100-Euro-Anleihe von 15 + 8 = 23 Euro. Und so niedrig standen die Griechenlandanleihen bis auf die letzten Wochen vor dem Schnitt niemals.

     

    Es ergibt sich also das paradoxe Bild, dass die Pleite nach der Rettung eigentlich weit größer ist als davor.

     

    Und darüber muss man wirklich erst einmal in Ruhe nachdenken, finde ich.

     

     

    Und vergessen Sie trotzdem nicht: Die wirkliche Wahrheit liegt jenseits des Geldes. Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, Erster Teil, Leipzig 2011, 506 Seiten, 18 Euro, ISBN 978-3862684083.

     

    Das Geld hat den Menschen aus langen historischen Abhängigkeiten befreit. Wer heute etwas haben möchte, bezahlt mit Geld und muss keine anderweitigen Gegenleistungen mehr anbieten. Die meisten Bereiche unseres Lebens liegen allerdings jenseits des Geldes. Wie steht es jedoch jenseits des Geldes mit der Freiheit? Bernd Niquet verfolgt den Lebensweg einer Gruppe von Menschen und stellt fest, dass selbst der Wegfall materieller Restriktionen uns nicht von unseren alten Fesseln befreit. Im Gegenteil, die Vergangenheit bestimmt weit stärker über uns als die gesamte Geldsphäre das je vermag.

     

    http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3862684083/buchervonberndni

     

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Griechenland revised Die Pleite ist nach der Rettung weit größer als vorher