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     3120  0 Kommentare Es geht hier jetzt ums Überleben

     

    Es ist kurz vor dem entscheidenden Spiel von Hertha BSC gegen Hoffenheim um die letzte Chance zum Verbleib in der 1. Bundesliga. Vor dem Stadion steht ein Mann mit Bierflasche in der Hand.

     

    Ich stelle mich dazu und sage: „Weißt du eigentlich, dass es bei den Aktien derzeit gute Einstiegskurse gibt?“

     

    Er schaut mich total entgeistert an und antwortet: „Ey Alter, halt bloß das Maul. Denn hier geht es jetzt ums Überleben.“

     

    „Eben!“, sage ich und gehe ins Stadion.

     

    Nach dem Spiel sitze ich in den Stadionterrassen an der Bar, da kommt jemand und bestellt Latte macchiato. Ich muss lachen, nach dem Fußball so ein laues Frauengetränk.

     

    „Sorry, war haben hier nur normalen Kaffee“, sagt der Barkeeper, der gerade Bier zapft. „Das mit dem Aufschäumen der Milch geht hier in dem Trubel nicht.“

     

    „Ich platze fast aus mir heraus, und der Latte-macchiato-Mann meint zu mir: „Was gibt es denn da zu lachen?“

     

    Und ich denke: Ich halte jetzt lieber die Klappe. Vielleicht hat der Typ von vorhin ja wirklich Recht gehabt. Denn hier geht es jetzt ums Überleben.

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Es geht hier jetzt ums Überleben Aktien sind nicht alles im Leben

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