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    BEHAVIORAL FINANCE  1237  0 Kommentare Sitzen alle im selben Boot?

    Investiert ein Vermögensverwalter eigenes Geld in seinen Fonds, so erhöht sich sein psychologisches Commitment, der „Klebstoff“, der ihn an seine Investment-Entscheidungen bindet. Das ist allerdings nicht zu verwechseln mit Überzeugung. Während Letzteres ein Segen sein kann, ist das Commitment nur allzu oft ein Fluch. Nur wenn eine Entscheidung einen Erfolg nach sich zieht, hat diese emotionale Bindung einen Vorteil: Der Entscheidungsträger kann sich nicht nur über den monetären Gewinn freuen, sondern sich auch seiner guten Entschlüsse rühmen. Er ist stolz; davon hat der Investor aber leider nichts. Im Gegenteil: Der Eifer, sich seinen Stolz auch zu erhalten, könnte den Fondsmanager dazu verleiten, Gewinne künftig noch früher mitzunehmen. Der monetäre Gewinn für ihn und den Investor könnte am Ende sogar geschmälert werden. Wenn sich die Dinge hingegen nicht so entwickeln wie erhofft, erschwert es das Commitment, den einmal eingeschlagenen wieder Pfad zu verlassen. Und das kann ziemlich teuer werden – auch für den Investor.

    Verlustaversion entscheidend

    Wie hoch der Einfluss dieses „Klebstoffs“ ist, hängt von der individuellen Verlustaversion und der Zahl der Fehlentscheidungen ab. Durchschnittlich bewerten wir Verluste etwa zweimal stärker als Gewinne in gleicher Höhe, also beträgt der Koeffizient der Verlustaversion 2:1. Das Commitment verstärkt die Wirkung in beide Richtungen gleichermaßen (proportional): Bei Gewinnen platzt man fast vor Stolz, doch im Falle von Verlusten muss man doppelt so viel Demut aufbringen, selbige auch zu akzeptieren. Wegen dieses Verhältnisses von 2:1 richtet es daher mehr Schaden an, als es Nutzen stiftet. Wie man es auch dreht und wendet: Für einen Fondsmanager wird das Commitment immer ein Problem darstellen.

    Der Fluch des Commitments

    Ist das persönliche Engagement des Fondsmanagers relativ gering, sagen wir: 10 Prozent seines gesamten Kapitals, wird sein Commitment noch nicht dramatisch ansteigen. Vermutlich wirkt es sich deutlich stärker aus, wenn er z.B. ein Fernsehinterview zu seiner aktuellen Marktmeinung gibt. Aber besteht hier wirklich eine Interessensgemeinschaft zwischen Fondsmanager und Investor? Nicht unbedingt. Man stelle sich vor, der Fondsmanager erleidet einen herben Verlust bei den verbliebenen 90 Prozent seines Kapitals oder umgekehrt: Ihm fließt plötzlich ein großer Geldbetrag zu. Sein Risikoverhalten bezüglich des Engagements in dem von ihm gemanagten Fonds wird durch diese externen Faktoren beeinflusst. Die anderen Investoren seines Fonds, die nicht unter dem Einfluss derselben externen Größen stehen, werden sein Risikoverhalten womöglich aber nicht teilen wollen.

    Investiert der Vermögensverwalter einen deutlich größeren Anteil seines Vermögens in seinen eigenen Fonds, so werden der Einfluss und das Überschwappen anderer Faktoren zumindest minimiert. Gleichzeitig nimmt aber das Commitment noch stärker zu – am Ende wird der Vermögensverwalter den Fonds nicht mehr zum Wohle der anderen Investoren managen, sondern lediglich in seinem eigenen finanziellen oder politischen Interesse handeln. Im Extremfall – so gesehen bei George Soros und seinem Hedgefonds – drängt der Fondsmanager kurzerhand sämtliche andere Investoren aus dem Fonds. Das war‘s dann mit der Interessensgemeinschaft.




    Christin Stock
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    Christin Stock, Analystin und Bloggerin.
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    Weitere Informationen zur Autorin und der Behavioral Finance: www.blognition.de.
    Verfasst von 2Christin Stock
    BEHAVIORAL FINANCE Sitzen alle im selben Boot? Investiert ein Vermögensverwalter eigenes Geld in seinen Fonds, so erhöht sich sein psychologisches Commitment, der „Klebstoff“, der ihn an seine Investment-Entscheidungen bindet. Das ist allerdings nicht zu verwechseln mit Überzeugung. Während Letzteres ein Segen sein kann, ist das Commitment nur allzu oft ein Fluch. Nur wenn eine Entscheidung einen Erfolg nach sich zieht, hat diese emotionale Bindung einen Vorteil: Der Entscheidungsträger kann sich nicht nur über den monetären Gewinn freuen, sondern sich auch seiner guten Entschlüsse rühmen.