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    Zwischen Leugnen und Protest  2122  0 Kommentare Zeit der Entscheidung oder weiter die Augen verschließen?

    Europa ist nicht nur praktisch insolvent, sondern leugnet dazu noch diese Tatsache. Einen glaubwürdigen Plan für die Zukunft kann die Euro-Zone nicht vorweisen, urteilt die SaxoBank in ihrem Ausblick für das 3. Quartal. 
     
    Für China prognostizieren die Saxo-Analysten einen Wachstumseinbruch auf 6,5 Prozent. Das markiert nicht nur für China einen Tiefpunkt, sondern dürfte auch für die Weltkonjunktur insgesamt negative Folgen haben. 
     
     
    Die Saxo Bank teilt Krisen wie die aktuelle in Europa in drei Phasen ein. 
     
    Erstens Leugnen: Politiker und Zentralbanker glauben, es mit quantitativer Lockerung und finanziellen Stimulationsmaßnahmen schon richten zu können. 
     
    Zweitens Protest: Das Volk wählt eine neue Regierung, die aber die wahren Probleme noch immer nicht anzugehen vermag. 
     
    Drittens Mandat zur Veränderung: Die politischen Verantwortlichen sind dazu gezwungen, wirksame Maßnahmen zu ergreifen. 
     
    Nach Ansicht der Saxo Bank verharrt die EU momentan in Phase eins bis zwei und muss erst noch erkennen, dass echte Veränderung nottut. Die Experten der Bank erwarten, dass diese dritte Phase höchstwahrscheinlich vor Ablauf des Jahres erreicht werden wird – dann allerdings nicht durch „Erleuchtung“ der Politik, sondern wahrscheinlich infolge eines systemischen Zusammenbruchs. 
     
    Die derzeitige Kombination aus fiskalischem Stimulus, Bilanzausweitung der Zentralbanken und niedrigen Zinsen werde laut den Prognosen der Saxo Bank langfristig nicht funktionieren. Auf die politische Agenda gehöre daher wieder die stärkste Seite der Wirtschaft: die Mikroökonomie. 
     
    Peter Garnry, Aktienstratege bei der Saxo Bank, kommentiert: „Wir brauchen einen echten Wandel, der uns eine starke und nachhaltige Erholung vom derzeitigen Tiefpunkt bringt. Die Hauptbeteiligten der aktuellen Krise – Europa, die USA, aber auch Asien – verharren weiter in völliger Tatenlosigkeit. Die Strategie des „Extend and Pretend“ – also weitermachen und so tun, als wäre alles in Ordnung – wird bald an ihre Grenzen stoßen.“
     
    Garnry weiter: „Die Lösung für diese Krise ist so einfach wie wahr: Schafft für die Mikrowirtschaft Anreize zum Investieren und Produzieren und erkennt endlich, dass ein Wachstumsplan flankiert werden muss von Sicherheit, Bildungschancen, einem fairen Gesundheitssystem, liquiden Kapitalmärkten und vernünftigen Steuern. Im Augenblick tun die politischen Verantwortlichen genau das Gegenteil: Sie verschärfen die Regulierung und erhöhen die Steuern. Auf der anderen Seite verstärken sie die Sparmaßnahmen und kürzen bei Gesundheit und Bildung.“
     
     
    Hier die wichtigsten Aussagen des Q3-Ausblicks:
     
    Aktien: Die unbeliebteste Anlageklasse 
    Gemessen am Spread zwischen der Gewinnrendite des S&P 500 und der Rendite von Unternehmensanleihen mit Baa-Rating sind die Ängste derzeit fast so hoch wie seit 54 Jahren nicht. Andere Indikatoren sind ebenfalls alarmierend und zeichnen für Aktien ein äußerst düsteres Bild. Die Ähnlichkeiten zwischen der aktuellen Situation und der Großen Depression sind in vielerlei Hinsicht erstaunlich.
     
     
    Devisen: USD zurück zu alter Stärke
    Im dritten Quartal wird Europa vor vielen Fragen stehen, die vielleicht unbeantwortet bleiben. Dies könnte den Euro weiter in die Defensive drängen, während der US-Dollar zusammen mit den skandinavischen Währungen an Wert gewinnen dürfte. Der Dollar hatte schon einen vielversprechenden Start ins zweite Quartal, als er ein 18-Monats-Hoch auf handelsgewichteter Basis erreichte. 
     
     
    Geldpolitik: Weitere Zinssenkung der EZB?
    Die langfristigen Refinanzierungsgeschäfte (LTRO) der Europäischen Zentralbank wurden anfangs als „Wunderlösung“ für die Eurokrise bejubelt. Ihre Wirkung hat seither jedoch beträchtlich nachgelassen, da sich Solvenzprobleme nun einmal schlecht mit Liquidität lösen lassen. Die EZB könnte irgendwann im dritten Quartal zu einer letzten konventionellen Lockerungsmaßnahme greifen und dabei ihren Refinanzierungssatz auf 0,5 Prozent senken. Weitere LTRO-Aktionen dürften nur im Falle einer erneuten schweren Liquiditätskrise der Banken erfolgen.
     
     
    Anleihen: Sinkflug der „Nord-Renditen“ zeigt schiere Verzweiflung
    Gegen Ende des zweiten Quartals verzeichneten die Gläubigerländer der Eurozone – sprich die Länder im Norden und allen voran Deutschland – einen kräftigen Rückgang der Anleihenrenditen. Angesichts der noch immer recht stabilen Inflationserwartungen eine Extremsituation. Das Risiko-Rendite-Profil deutscher Bundesanleihen ist gemessen am aktuellen Zinsniveau recht unattraktiv.
     
     
    Devisenoptionen: Kaufgelegenheit?
    Da Europa im Mittelpunkt der anhaltenden Finanzkrise steht, war die erste Hälfte des Jahres zu Recht von einem starken Fokus auf EUR/USD geprägt. Viele Länder in Europa stehen nach wie vor unter extremem Druck, und der Stress an den Finanzmärkten hält unvermindert an. Egal, in welche Richtung Europa steuert: Die Saxo Bank Experten rechnen mit schwierigen Bedingungen.
     
     
    Asien: China in ungewohnter Wachstumsflaute
    Auch wenn China noch immer Wachstumsraten hat, von denen viele Industrienationen nur träumen können, markiert das derzeitige Wachstum für das Land einen Tiefpunkt. Daten vom Mai deuten zumindest auf eine kurzzeitige Erholung von der schwachen Entwicklung im April hin. Um den Binnenkonsum weiter anzukurbeln und der chinesischen Wirtschaft eine harte Landung zu ersparen, halten die Experten der Saxo Bank eine weitere Zinssenkung für möglich. Allerdings dürften sich die weiteren Bemühungen auf Senkungen des Mindestreservesatzes für Geschäftsbanken konzentrieren. In jedem Fall aber werde es zu einem Anstieg der Yuan-Kredite kommen.
     
     
    Rohstoffe: Kampf zwischen Wetter, geopolitischen Faktoren und schwächerem Wachstum
    Das dritte Jahr in Folge haben makroökonomische Sorgen im zweiten Quartal einen Ausverkauf an den Rohstoffmärkten ausgelöst. In Europa gab es kaum Fortschritte zur Lösung der Schuldenkrise, in China verlangsamte sich das Wachstum, und auch die US-Wirtschaft geriet in eine Schwächephase. Doch paradoxerweise sind niedrige Preise das beste Mittel gegen ein Preistief. Angesichts des schleppenden Angebotswachstums, der niedrigen Lagerbestände, der restriktiven Kreditvergabe der Banken und der begrenzten Investitionsanreize für das produzierende Gewerbe sollte der positive Preiseffekt, der sich daraus ergeben wird, nicht übersehen werden.
     



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    Peter Garny
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    Verfasst von 2Peter Garny
    Zwischen Leugnen und Protest Zeit der Entscheidung oder weiter die Augen verschließen? Europa ist nicht nur praktisch insolvent, sondern leugnet dazu noch diese Tatsache. Einen glaubwürdigen Plan für die Zukunft kann die Euro-Zone nicht vorweisen, urteilt die SaxoBank in ihrem Ausblick für das 3. Quartal.

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