Devisen - Währungen
Keine Anzeichen für einen Währungskrieg
Volkswirtschaftliche Betrachtungen zu den Währungen Februar 2013 durch das Makro-Research-Team der DekaBank:
In den Devisenmärkten ist weiter Musik drin, aber Diskussionen über einen globalen Währungskrieg halten wir für übertrieben. In diese Richtung ging auch die Erklärung der G7-Gruppe, die keine an
den Wechselkursen orientierte Wirtschaftspolitik anstrebt und bei Bedarf auf dem Feld der Wechselkurspolitik kooperieren will. Damit sind aber nicht mittelfristige Wechselkursziele für den Euro
gemeint, wie es der französische Staatspräsident Hollande vorgeschlagen hat. Seine Absicht war durchschaubar: Mit Euro-Kursen, die unter den aktuellen Notierungen liegen sollten, soll den Ländern
in der Peripherie ein Teil der Anpassungslasten abgenommen werden, die zur Verbesserung ihrer Wettbewerbsfähigkeit notwendig sind. Doch die Bundesregierung hat in diplomatisch-höflicher Form dieses
Ansinnen zurückgewiesen. Und Bundesbankpräsident Weidmann sieht derzeit ohnehin keine "gravierende Überbewertung" des Euro. Solidaritätsbekundungen für die Position Hollandes sind auf dem
europäischen Parkett gänzlich ausgeblieben.
Obwohl das Umfeld an den Finanzmärkten nicht mehr ganz so "tiefenentspannt" ist wie noch im Januar, konnte sich der Euro auf starken Niveaus behaupten oder sogar gegenüber einigen
Industrieländerwährungen aufwerten. Die Risiken an den Finanzmärkten werden wieder stärker wahrgenommen, was sich in einem Anstieg der Volatilitäten für Aktien und Währungen sowie in einer
Ausweitung der Zinsdifferenzen zwischen Bundesanleihen und Papieren in der Peripherie zeigt. Zudem haben die europäischen Aktienmärkte ihre anfänglichen Gewinne im neuen Jahr wieder eingebüßt.
Unsicherheiten kommen dabei von politischer Seite: Italien hält Ende Februar Wahlen ab, und der spanische Premier Rajoy sieht sich Korruptionsvorwürfen ausgesetzt. Investoren sehen daher wieder
größere Risiken, dass beide Ländern von ihrem strukturellen und finanziellen Anpassungskurs abweichen könnten. Nach Zwischenhochs des Euro haben dann die "weichen" Äußerungen Draghis auf der
EZB-Pressekonferenz und Bemerkungen zum Euro-Wechselkurs auf den Euro gedrückt. Unter anderem beschrieb Draghi die jüngste Euro-Aufwertung als Abwärtsrisiko für die Inflation und ließ auch mit
anderen Äußerungen zum Euro-Wechselkurs Besorgnis über die starke Gemeinschaftswährung erkennen.
Eins ist den Märkten seit Ende Januar wieder bewusster geworden: Die "Kuh" europäische Schuldenkrise ist nach wie vor nicht vom Eis, die Anpassungsprobleme in der Euro-Peripherie haben sich also
nicht in Luft aufgelöst. Daher halten wir auch an unserer grundsätzlichen Ausrichtung fest: Der Euro hat jetzt einige Zeit Höhenluft geschnuppert, aber unsere Phantasie für weitere Ausbrüche nach
oben ist gegenüber den meisten Währungen überschaubar. Über der weiteren Entwicklung des Euro schweben nach wie vor die vergleichsweise schwachen Wachstumsperspektiven und mögliche Rückschläge bei
der Erholung an den Märkten.