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    Meinung  6132  22 Kommentare Bargeld ist ein Stück gedruckter Freiheit

    Staaten haben verschiedene Möglichkeiten, ihren Haushalt zu finanzieren. Neben der klassischen Finanzierung über die Einnahme von Steuern und die Ausgabe von Staatsanleihen, können sie sich über Inflation gesund kurieren, da diese den realen Wert der Staatsschulden senkt. Doch in der Staatsschuldenkrise, bei Steuerquoten über 50% und zunehmender Inflationsgefahr, scheinen diese altbewährten Methoden nicht mehr auszureichen, um die Last des Wohlfahrts- und Subventionsstaates zu tragen. Vermehrt greifen die Staaten der Euro-Zone daher zu kreativeren Formen der indirekten Finanzierung ihrer aufgeblähten Staatsapparate: Die finanzielle Repression nimmt in der Euro-Zone an Fahrt auf. Mittels Kapitalverkehrskontrollen, Zinsobergrenzen und anderer Zwangsmaßnahmen greifen die Staaten in den Anleihemarkt ein und versuchen, ihre Staatsanleihen attraktiver zu machen. Eine besonders subtile Form der finanziellen Repression ist die Einschränkung des Bargeldverkehrs.
     
     
    Verschiedene Staaten der Euro-Zone haben in den vergangenen Jahren bereits weitgreifende Maßnahmen ergriffen:
     
    · In Griechenland gilt seit Januar 2011 ein Verbot von Bargeldzahlungen über 1.500€ für Privatpersonen und 3.000€ für Geschäftsleute. Geschäfte und Unternehmen sind dazu gezwungen, elektronische Kartenlesegeräte für den    bargeldlosen Zahlungsverkehr bereit zu stellen.
    · Eine der ersten Amtshandlungen Mario Montis in Italien war im Dezember 2011 die Einführung einer Obergrenze für Bargeldtransaktionen von 1.000€.
    · In Spanien sind seit November 2012 Bargeldgeschäfte über 2.500€ verboten und Privatpersonen sind dazu gezwungen, Quittungen aller ihrer Transaktionen fünf Jahre lang aufzubewahren.
    · Auch Frankreich plant ein Verbot von Barzahlungen über 1.000€ ab 2014. Schon heute gilt dort im Regelfall ein Maximum von 3.000€.
    · In Schweden fordern Gewerkschaften, Unternehmen und Behörden ein komplettes Bargeldverbot. Zwar spielt Bargeld in der schwedischen Wirtschaft ohnehin nur noch eine geringe Rolle, doch viele Menschen wollen weiterhin gerne an dieser Option festhalten.
     
    Gerechtfertigt werden diese Einschränkungen der Freiheit von Konsumenten und Unternehmen offiziell mit der Geldwäscheprävention und dem Kampf gegen Steuerhinterziehung. Und tatsächlich: Bargeldzahlungen sind diskreter als der rein elektronische Verkehr mittels Chipkarte und spielen daher auf dem Schwarzmarkt eine wichtige Rolle. Elektronische Zahlungen dagegen können leicht nachverfolgt und langfristig dokumentiert werden. Doch es geht um sehr viel mehr als um Steuerhinterzieher und Geldwäscher. Die Staaten greifen zu Zwangsmaßnahmen um Kapitalflucht zu verhindern, Transaktionen ihrer Bürger überwachen zu können und ihre Steuerbasis zu erweitern. Bargeld ist ihnen dabei ein Dorn im Auge, da es dem Bürger Unabhängigkeit verspricht: Unabhängigkeit vom maroden Bankensystem und Unabhängigkeit von der Überwachungswut der Politik.
     
    Und nicht nur die Finanzpolitiker der klammen Schuldenstaaten befürworten die Einschränkung des Bargeldverkehrs. Auch datenhungrige Unternehmen, die detaillierte Profile des Konsumverhaltens ihrer Kunden wünschen, stimmen in den Chor ein. Den Banken ist das elektronische Geld ebenfalls lieber, denn auf dessen Basis lässt sich die Kreditschöpfung leichter vollziehen und die Gefahr des massenhaften Abzugs von Geldreserven aus dem Bankensystem insgesamt sinkt beträchtlich.
     
    In Deutschland sind derzeit noch keine Einschränkungen des Bargeldverkehrs geplant, doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis der europäische Trend auch hierzulande Fuß fassen wird oder die Europäische Union verbindliche Richtlinien für alle Mitgliedsstaaten ausgibt. Das bereitet mir große Sorgen, denn Bargeld ist ein Stück gedruckter Freiheit. Transparenz ist ein wichtiges Anliegen, doch es ist nicht Transparenz des Bürgers vor dem Staat, sondern die Transparenz des Staates vor dem Bürger, die wir Liberale anstreben. Nicht der gläserne Bürger – oder Geldhalter – ist mein Leitbild, sondern der gläserne Staat. Und ein solcher generiert seine Einnahmen transparent und klar ersichtlich über Steuern und Abgaben, statt die Bürger über finanzielle Repressionsmaßnahmen und Inflation versteckt zu enteignen. Die bargeldlose Gesellschaft mag auf so manchen technokratischen Staatenlenker attraktiv wirken, doch ich halte sie für eine Dystopie. Wem die Freiheit am Herzen liegt, der muss das Bargeld verteidigen!
     



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    Frank Schäffler
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    Frank Schäffler (FDP) ist als klassischer Liberaler ein Kritiker der Euro-Rettungspolitik der Bundesregierung und des geldpolitischen Kurses der EZB. Der Autor veröffentlicht wöchentlich seinen Weblog, den man hier auf seiner Homepage anfordern kann.
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    Verfasst von 2Frank Schäffler
    Meinung Bargeld ist ein Stück gedruckter Freiheit Staaten haben verschiedene Möglichkeiten der Haushaltsfinanzierung. Doch scheinen diese nicht mehr auszureichen. Vermehrt wird zu kreativeren Formen der indirekten Finanzierung aufgeblähter Staatsapparate gegriffen: Die finanzielle Repression nimmt Fahrt auf.

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    Kommentare

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    21.06.15 00:48:17
    Banken: Bargeld auch noch in 50 Jahren

    Mehr als die Hälfte der Umsätze im Laden werden immer noch bar abgewickelt, der Abwärtstrend hat sich in den vergangenen Jahren sogar etwas verlangsamt. Foto: Daniel Reinhardt.
    dpa/Daniel Reinhardt - Mehr als die Hälfte der Umsätze im Laden werden immer noch bar abgewickelt, der Abwärtstrend hat sich in den vergangenen Jahren sogar etwas verlangsamt.

    Trotz immer neuer Bargeld-Alternativen haben Münzen und Scheine aus Sicht der Banken in Deutschland noch eine lange Zukunft.

    «Der Anteil der Bar-Transaktionen wird zurückgehen», sagte der Hauptgeschäftsführer des Bankenverbands, Michael Kemmer, der Deutschen Presse-Agentur. «Aber es wird auch in 50 Jahren noch Bargeld geben.»

    Nach einer Umfrage des Digitalwirtschaftsverbands Bitkom bezahlen 96 Prozent der Bundesbürger an der Ladenkasse in bar, immer mehr nutzen demnach aber auch die Debitkarte (82 Prozent), Kreditkarten (35 Prozent) und das Handy (10 Prozent).

    «Bargeld verursacht für die Banken nicht unerhebliche Kosten für Sicherheit, Lagerung und Transport. Aber wir machen das, was unsere Kunden wünschen», sagte Kemmer. Tendenzen zur Abschaffung würden in Deutschland nicht goutiert.

    Mehr als die Hälfte der Umsätze im Laden werden immer noch bar abgewickelt, der Abwärtstrend hat sich nach Zahlen der Deutschen Bundesbank in den vergangenen Jahren sogar etwas verlangsamt.

    Die Banken vermuten, dass die Kunden auch ihre Autonomie wahren wollen. «Wenn ich nur noch mit Karte zahlen könnte, hätte ich das Gefühl, jeder kann meine Ausgaben nachvollziehen», sagte Kemmer. «Das ist wahrscheinlich irrational, aber ich glaube, ich bin da nicht untypisch. Die Deutschen lieben ihr Bargeld, das ist sicherlich eine deutsche Eigenheit.»

    Pressemitteilungen Bankenverband

    Bitkom-Umfrage

    Bundesbank-Studie zum Zahlungsverhalten

    Quelle: dpa

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    Das klingt doch ganz vernünftig!

    :)
    Avatar
    18.05.15 16:19:54
    -----------------------------------
    Ökonomen haben einen neuen Lieblingsgegner gefunden - das Bargeld. Immer prominenter werden die Namen jener Experten, die Münzen und Scheine abschaffen wollen. Doch Bargeld ist auch ein Stück geprägter Freiheit - zahlen zu können, ohne eine digitale Spur zu hinterlassen. Der Bargeld-Krieg hat begonnen: Soll das Bargeld abgeschafft werden?

    Abstimmungsergebnis

    Ja, ich zahle elektronisch und halte Bargeld für ein Relikt alter Zeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6,3 %
    Ja, nur so können Schwarzgeld, Steuerhinterziehung und Geldwäsche bekämpft werden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5,5 %
    Nein, ich zahle grundsätzlich mit Bargeld und will diese Option auch in Zukunft haben. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28,8 %
    Nein, Bargeld ist geprägte Freiheit, keine digitalen Spuren für Staat und dessen Kontrolle zu hinterlassen . . . . . . . 59,5 %

    Bisher 476 Teilnehmer

    :rolleyes:
    Avatar
    28.04.15 01:49:12
    Sach' mal 'nen Satz mit schabau.

    Nix :confused:

    ... schabau kei Jeld

    :D
    Avatar
    07.11.14 01:11:51
    Bumm's da fiel die Lampe um
    und alles voll Petroleum!

    :eek:

    Disclaimer