Emerging Markets
Schwellenländer-Experte Mobius warnt vor Kreditkrise in Brasilien
Der Schwellenländer-Experte Mark Mobius warnt vor dem Platzen einer Kreditblase in Brasilien. „Es ist inzwischen fast schon so wie in den USA vor der Finanzkrise“,
sagte er in einem Interview der „Welt am Sonntag“. Der Konsum in dem Land werde zu einem guten Teil von Darlehen getrieben, die die Bevölkerung aufnehme. In Brasilien drohe „Gefahr am Horizont“, so
Mobius. Eine Kreditkrise in Brasilien hätte weitreichende Folgen für die Banken des Landes.
Der 76-jährige Mobius gilt als Altmeister der Geldanlage in Schwellenländern, dessen Wort weltweit Gehör findet. Bereits seit 1987 leitet er den Bereich bei der Fondsgesellschaft Franklin
Templeton. Der Amerikaner mit deutschen Vorfahren gehörte damit zu den Vorreitern in diesem Segment des Finanzmarkts.
Gute Chancen sieht der Investor derzeit in vielen Schwellenländern der zweiten Reihe, in den so genannten Grenzmärkten. Staaten wie Bangladesch, das derzeit wegen schrecklicher Unglücke und
schlechter Arbeitsbedingungen in den Schlagzeilen ist, könnten zu echten Wachstumsmärkten werden. „Die wachsenden Textilexporte geben dem Land endlich eine echte Chance, denn nach Jahrzehnten des
Stillstands sagen jetzt viele Investoren: auf nach Bangladesch“, sagte Möbius gegenüber der „Welt am Sonntag“. Dies komme auch den kleinen Leuten zugute, die eine Perspektive auf allmählich
wachsenden Wohlstand hätten. Ähnliches gelte auch für viele Länder in Afrika.
Kritisch sieht der Experte dagegen die Politik der westlichen Notenbanken. „Die derzeitige Mode in der Volkswirtschaftslehre sagt, dass Gelddrucken die Lösung für alle Probleme sei.“ Das verstehe
er nicht. „Irgendwann jedoch werden Zentralbanker, Politiker und Wirtschaftswissenschaftler hoffentlich begreifen, dass die wirkliche Lösung für die Krise darin liegt, die Produktivität der
Volkswirtschaften zu erhöhen, beispielsweise durch Reformen am Arbeitsmarkt oder durch weniger staatliche Intervention“, so Möbius gegenüber der „Welt am Sonntag“. In dieser Hinsicht seien
die meisten Schwellenländer wesentlich weiter als sogenannten entwickelten Volkswirtschaften.