EZB Dissonanzen
Widerstand bei Notenbankern gegen neue Hilfsmaßnahmen
Im Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB) wächst der Widerstand gegen weitere Hilfsmaßnahmen für die Krisenländer der Euro-Zone. Nachdem sich erst kürzlich
Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen gegen die jüngste Zinssenkung der EZB ausgesprochen hat, geht nun offenbar auch Yves Mersch weiter auf Distanz, berichtet die Tageszeitung "Die Welt". Nach
Informationen aus Notenbankkreisen lehne der Luxemburger neue unkonventionelle Maßnahmen der EZB jenseits der klassischen Zinspolitik ab. Mersch sei nicht nur gegen den Aufkauf strukturierter
Wertpapiere (ABS) zur Entlastung der Bankbilanzen, sondern lehne auch eine weitere Aufweichung des Sicherheitenrahmens für die Banken ab.
Die Positionierung der Direktoriumsmitglieder schwächt auch die Position von EZB-Präsident Mario Draghi. Das sechsköpfige Gremium war bislang die Hausmacht des Italieners, auf die er bei
kontroversen Entscheidungen wie der zum Anleihenkaufprogramm OMT zählen konnte. Auch Mersch, damals noch Zentralbankpräsident in Luxemburg, und Asmussen hatten dafür gestimmt. Bei Streitigkeiten
mit dem EZB-Rat dürfte es nun für Draghi schwieriger werden, seine Positionen durchzusetzen.
Doch bislang hat sich EZB-Präsident Draghi selbst noch nicht auf neue unkonventionelle Maßnahmen festgelegt. Die Diskussionen und Überlegungen seien nicht abgeschlossen, so die „Welt“ unter
Berufung auf EZB-Kreise.