Interview
gamigo startet Unternehmensanleihe im Spielemarkt
Foto: Fiesta Online - gamigo AG
Am 5. Juni 2013 begann die Zeichnungsfrist der gamigo-Mittelstandsanleihe (WKN: A1TNJY, ISIN: DE000A1TNJY0) mit Notierung im Entry Standard der Börse Frankfurt. Das Emissionsvolumen der Anleihe
beläuft sich auf bis zu 15 Mio. Euro. Mindestanlage und Stückelung betragen 1.000 Euro. Über eine Laufzeit von 5 Jahren – vom 20. Juni 2013 bis 19. Juni 2018 - bietet das Unternehmen einen
jährlichen Zinskupon in Höhe von 8,5 Prozent. Die Ausschüttung erfolgt vierteljährlich. wallstreet:online sprach mit Herrn Remco Westermann, CEO der gamigo
AG:
Können Sie kurz das Geschäftsmodell der gamigo AG skizzieren?
Remco Westermann: Gamigo vertreibt und vermarktet Onlinespiele und ist vor allem in Europa und Nordamerika tätig. Mit mehr als 10 Millionen
Spiele-Accounts sowie erfolgreichen Games wie Last Chaos, Fiesta Online oder Cultures Online sind wir eine feste Größe in diesem national wie international substantiellen und weiterhin sehr schnell
wachsenden Markt. Die so genannten Freemium Online Games haben den großen Vorteil, dass es keine Zutrittsbarriere gibt. Jeder kann sich einfach anmelden und mitspielen. Der soziale Aspekt ist sehr
wichtig für Online Games, denn man spielt online und gemeinsam. Unsere Spieler geben Geld aus für virtuelle Güter, um im Spiel mehr Spaß zu haben und schneller voran zu kommen. Damit lassen sich
gute Margen erzielen. Der Markt für Onlinespiele wächst laut Studien in Deutschland in den kommenden Jahren um rund 18 Prozent pro Jahr. Längst sind Onlinespiele ein Massenphänomen, das sich quer
durch alle Bevölkerungsschichten zieht.
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In welchen Ländern und Sprachen bieten Sie Spiele an und wer ist Ihre Zielgruppe?
Westermann: Wir bieten unsere Spiele in Deutschland, fast allen Ländern der Europäischen Union, der Schweiz, der Türkei sowie in den USA und Kanada an. Unsere Hauptsprachen sind
Deutsch, Englisch und Französisch. Weitere unterstützte Sprachen für einzelne Spiele sind Spanisch, Italienisch und Polnisch. Mit den Online-Spielern verfügen wir über eine große und breite
Zielgruppe. So sind zum Beispiel in Deutschland viele Online-Spieler weiblich (etwa 44 Prozent). Übrigens verdienen viele „Gamer“ überdurchschnittlich und der durchschnittliche deutsche Gamer ist
laut Studien 32 Jahre alt.
Bei den Spielen handelt es sich um kostenfreie Angebote. Womit verdient gamigo sein Geld? Was ist die Haupteinnahmequelle?
Westermann: Unsere Haupteinnahmequelle ist der Verkauf von virtueller Währung. Unsere User kaufen damit virtuelle Items wie Kleidung, Golfschläger
oder auch Schwerter um den Spielespaß zu steigern und ihre Erfolgschancen innerhalb eines Spiels zu verbessern. Zusätzlich wollen wir künftig Erlöse mit Werbung und Merchandising erzielen. In
Deutschland gaben in 2011 laut einer Studie von PWC über 5 Millionen Spieler über 6 Euro pro Monat für solche virtuelle Güter aus. In unseren Top Spielen werden sogar im Schnitt über 30 Euro im
Monat ausgegeben, zusätzlich sind die Spieler über mehrere Monate bis mehrere Jahre aktiv in den Spielen.
Sie haben sich vor kurzem von der Eigenentwicklung von Spielen verabschiedet und agieren nunmehr als Mittler zwischen Entwicklern und Spielern. Was waren die Gründe der
Neufokussierung?
Westermann: Ein kontinuierlicher Cashflow sowie Profitabilität mit dauerhaften und stabilen Gewinnen stehen bei gamigo
an erster Stelle seit ich das Unternehmen führe. Aufgrund der in den vergangenen Jahren angefallenen Verluste sowie dem hohen Risiko bei der Finanzierung von Eigenentwicklung von Spielen haben wir
uns bewusst von diesem Bereich getrennt. Es gibt sehr viele Entwickler, die gute Publisher suchen, wir bekommen genug neue Spiele angeboten, so dass es auch keinen Grund gibt, das
Entwicklungsrisiko zu finanzieren. Wir konzentrieren uns als Kerngeschäft auf den schon seit vielen Jahren von der gamigo AG erfolgreich betriebenen profitablen Bereich Publishing. In diesem
Segment wollen wir wachsen und durch Skaleneffekte unsere Profitabilität steigern.
Der Online-Spielemarkt ist stark fragmentiert und unterliegt einem ständigen Wandel. Wie positionieren Sie sich für die Zukunft? Mit welcher Strategie möchten Sie konstante Gewinne
erwirtschaften?
Westermann: Wir wollen unsere starke Marktstellung u.a. dazu nutzen, um über
Akquisitionen den Markt zu konsolidieren. Insbesondere können wir durch die Ausweitung unseres Spieleportfolios von Skaleneffekten profitieren und dadurch unsere Profitabilität erhöhen. Vielen
kleinen Publishern von Online-Games fällt es zunehmend schwer, die wachsenden Anforderungen an IT-Sicherheit und IT-Stabilität zu erfüllen; darüber hinaus fehlt es Ihnen an
Online-Vermarktungskraft. Dadurch eröffnen sich für gamigo wertschaffende Akquisitionsgelegenheiten.
Am 5. Juni 2013 startet die Zeichnungsfrist der gamigo-Mittelstandsanleihe. Wie viel Geld möchten Sie bei den Investoren einnehmen und welche Pläne haben sie bezüglich der
Mittelverwendung des Emissionserlöses?
Westermann: Das Emissionsvolumen der Anleihe beträgt bis zu 15 Millionen Euro, das Interesse ist schon im Vorfeld groß. Mit den uns aus der Anleihe zufließenden Mitteln wollen
wir sowohl organisch wie auch anorganisch, sprich über wertschaffende Akquisitionen, wachsen. Wir planen, unsere Position in einige Märkten Europas und Nordamerikas weiter zu Stärken und unser
Portfolio mit weiteren Onlinespielen und Spielen für mobile Endgeräte zu erweitern. Darüber hinaus wollen wir die Marketingaktivitäten verstärken und unsere technische Effizienz noch weiter
verbessern.
Sie sprechen von organischem und anorganischem Wachstum. Können Sie uns konkrete Beispiele nennen?
Westermann: Organisches Wachstum beinhaltet zum Beispiel die Erweiterung der bestehenden Spielelizenzen auf weitere Länder. Anorganisches Wachstum meint Akquisitionen. Derzeit
bieten sich dafür einige günstige Gelegenheiten. So haben wir im Februar 2013 zum Beispiel die Assets eines US-Publishers übernommen. Wir konnten die Spiele der übernommenen Gesellschaft auf unsere
technische Plattform überführen und mussten keinen teuren Overhead mit übernehmen.
Wer sind die Anleger, die Sie mit der gamigo-Anleihe insbesondere ansprechen wollen? Fokussieren Sie im Wesentlichen auf Privatanleger oder institutionelle Investoren?
Westermann: Uns sind beide Zielgruppen gleichermaßen willkommen. Gerne nehmen wir Zeichnungen von zum Beispiel 1.000 Euro, aber auch von beispielsweise 100.000 Euro an. Von
institutionellen Anlegern haben wir bereits sehr positives Feedback erhalten und sind entsprechend sehr zuversichtlich bezüglich des Erfolgs unserer Emission.
Sie bieten den Anlegern eine Rendite von 8,5 Prozent jährlich. Es heißt: Je höher die Rendite, desto höher das Risiko. Welche Sicherheiten bieten Sie den Anlegern? Gibt es besondere
Schutzrechte?
Westermann: Da wir vierteljährig Zinsen zahlen, liegt die effektive Rendite der Anleihe sogar bei ca. 8,775 Prozent. Unsere Anleihe ist mit mehreren Schutzrechten
ausgestattet. So haben die Anleihegläubiger eine bevorzugte Stellung gegenüber anderen Gläubigern, deren Darlehen nachrangig sind. Darüber hinaus weist die Anleihe eine so genannte
Ausschüttungssperre auf: Die Dividendenzahlung an die Aktionäre darf 25 Prozent des Jahresüberschusses bzw. des Free Cashflows für das jeweilige Geschäftsjahr nicht übersteigen, ansonsten steht den
Anleihegläubigern ein außerordentliches Kündigungsrecht zu.
Sie haben sich selbst ein vorzeitiges Kündigungsrecht zum 30. Juni 2016 bzw. 30. Juni 2017 vorbehalten. Was sind die Gründe?
Westermann: Zunächst einmal ist eine Kündigung für uns nur klar über pari möglich. Wer unsere Anleihe also jetzt zu 100 Prozent des Nennwerts zeichnet, würde also bei einer
vorzeitigen Kündigung den attraktiven Kupon plus einen zusätzlichen Gewinn vereinnahmen können. Das Kündigungsrecht haben wir uns vorbehalten, um ab Juni 2016 eine gewisse finanzielle Flexibilität
zu haben. Dies macht für ein wachstumsstarkes Unternehmen auch Sinn.
Abschließend in wenigen Worten: Warum sollen Anleger die Unternehmensanleihe der gamigo AG zeichnen?
Westermann: Wir sind ein gut positioniertes Unternehmen in einem substantiellen Wachstumsmarkt und verfügen über ein optimiertes Geschäftsmodell, das mittels Verkauf von z.B.
virtuellen Items gute Renditen abwirft und bei dem sich mittels der Skalierungsmöglichkeiten, die der Markt bietet, die Profitabilität sehr gut steigern lässt. Zudem bieten wir einen attraktiven
Effektivzins von 8,775 Prozent.
Herr Westermann, vielen Dank für das Gespräch.
Informationen zur Unternehmensanleihe der gamigo AG:
Hintergrund gamigo AG:
Die gamigo AG wurde im Jahr 2000 gegründet. Das Geschäftsmodell basiert auf der Vermarktung von Online-Spielen, so genannten Massively Multiplayer Online Games (MMOG). 2007 stieg die Axel Springer AG in das Unternehmen ein und verkaufte im Jahr 2012 ihre Anteile an Samarion SE. Seitdem fokussiert sich das Unternehmen als Bindeglied zwischen den
Spieleentwicklung und Spielern auf die Vermarktung und Distribution von lizenzierten Online Spielen. Die regionalen Schwerpunkte liegen in Europa und Nordamerika. Nach eigenen Angaben verfügt die
gamigo-Gruppe über mehr als 10 Millionen Spielekonten mit mehr als 70.000 täglichen Nutzern.
Bildnachweis: 1. Remco Westermann, 2. Fiesta Online, 3. Last Chaos (Quelle: gamigo AG)