Viel Neues im Osten
Die EU-Osterweiterung nimmt wieder Fahrt auf - Seite 2
Lettland hat wesentliche bessere Makro-Daten als Kroatien und ist zumindest „auf dem Papier“ voll berechtigt, in die EWU aufgenommen zu werden, obwohl das Land im Jahr 2009 nur durch einen IWF-Kredit vor einem Default gerettet werden konnte. Danach machte aber Lettland wie auch die anderen baltischen Länder eine Rosskur und steht jetzt wirtschaftlich sehr gut dar. Das BSP-Wachstum betrug im letzten Jahr 5,5% und wird in diesem Jahr auch über 3% betragen. Damit hat Lettland die höchsten Wachstumsraten in Europa aufzuweisen. Das Haushaltsbilanzdefizit liegt dauerhaft unter 3%, womit Lettland auch einer der wenigen Länder im Moment ist, das die Maastricht-Kriterien erfüllen kann. Auch beträgt die Auslandsverschuldung unter 60%des BSP und die Inflation ist niedrig. Lettland pflegt sehr enge wirtschaftliche Beziehungen zu Russland. 30% der 2 Mio. Einwohner kommen auch aus Russland, Weißrussland und den GUS. Die Börse OMX Riga ist sehr klein und illiquide, aber es gibt doch einige interessante Aktien mit hohen Dividendenrenditen, die auch im aktuellen EAST STOCK TRENDS (www.eaststock.de) ausführlich vorgestellt werden ebenso wie interessante Aktien aus Kroatien sowie Balkan– und Baltikumfonds. Vorrangig ins Baltikum investiert auch die deutsche Beteiligungsgesellschaft Beteiligungen im Baltikum AG (www.baltikum.de) mit Sitz in Rostock. Der OMX-Riga-Index stieg seit Jahresbeginn schon um 8,1%, wobei die Börse in Vilnius mit einem Plus von 12,4% noch besser abschnitt und somit den DAX outperformte.
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Die Türkei wurde durch die Tumulte auf der Straße zurückgeworfen und die Börse Istanbul fiel in 1 Woche um 11%. Man darf gespannt sein, wie sich das Land nach diesen einschneidenden Ereignissen jetzt (demokratisch?) weiterentwickelt und welche Menschenrechte beachtet werden. Auch die Türkei will schließlich irgendwann einmal – wie jetzt Kroatien - in die EU. Eine Revolution wie beim „arabischen Frühling“ erwarte ich in der Türkei nicht, obwohl die Polizeigewalt gegen Demonstranten an den „arabischen Frühling“ erinnert. Immer mehr junge und gebildete Menschen fordern aber auch in der Türkei ihre Freiheitsrechte ein und wollen nicht den Weg der Islamisierung und schon gar den Weg der „Bevormundung von oben“. Ein Referendum wäre aber immerhin ein demokratisches Mittel, um den eskalierenden Seite auf der Straße zu schlichten, obwohl man genau weiß, wie in solchen Ländern ein „Referendum“ ausgeht. Auch hier muss man sich beim geplanten EU-Beitritt der Türkei fragen. Cui bono? Ganz abgesehen davon schätze ich die Börse Istanbul langfristig weiter als sehr chancenreich ein, denn wirtschaftlich geht es gut voran.