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    Fidelity Worldwide Investment Kolumne  1931  0 Kommentare Mein Dotcom Déjà-vu

    Die nächste Börsenkrise schlägt dann zu, wenn alle, die sich an die letzte erinnern können, in Rente sind. Demnach hätte es eigentlich länger als 13 Jahre dauern müssen, bis sich die zweite Dot.com-Blase andeutet. Aber nach dem Börsengang von Twitter beschleicht mich ein Déjà-vu.

    An den haarsträubenden Unsinn über Besucherzahlen und Clicks auf Websites und all die anderen abgefahrenen „Kennzahlen“, die sich Investmentbanker 1999 ausdachten, kann ich mich noch gut erinnern. Es hatte immer jemand eine Begründung für völlig absurde Bewertungen verlustträchtiger Unternehmen parat. Unter den Kommentaren zum Höhenflug der Twitter-Aktie am ersten Handelstag war mein Favorit: „Die Leute verstehen zwar nicht genau, wie Twitter Geld verdienen soll. Aber dafür verstehen sie das Produkt. Sie nutzen es ständig und finden es aufregend. Sie wollen deshalb unbedingt Teil der Story sein.

     

    Ich bin zwar noch nicht alt genug, um mich an die Südseeblase von 1720 zu erinnern. Aber in der Kurzfassung begeisterten sich Investoren damals für „eine Unternehmung von großem Nutzen, den aber (noch) keiner kennt“. Von wegen Geschichte wiederholt sich nicht. Mary Jo White, Chefin der US-Börsenaufsicht, brachte es auf den Punkt: „Es fällt schwer, nicht zu glauben, dass sich diese fantastisch hohen [Nutzer] Zahlen nicht früher oder später in satte Gewinne ummünzen lassen. Aber der Zusammenhang ist nicht zwingend.“

     

    Entscheidend für den Erfolg einer Investition ist der Preis, den man beim Kauf zahlt. Danach zu urteilen haben alle, die die Twitter-Aktie bei unweit von 50 US-Dollar, also fast dem Doppelten des Emissionspreises von 26 US-Dollar, gekauft haben, dem Unternehmen einen enormen Vertrauensvorschuss gegeben. Schon die Annahmen, die dem niedrigeren der beiden Kurse zugrunde liegen, sind atemberaubend. Damit sie eintreffen, bräuchte es beispielsweise ein Umsatzwachstum von etwa 50 Prozent pro Jahr in den nächsten fünf Jahren. Möglich ist alles. Facebook etwa hat seinen Umsatz in den letzten fünf Jahren deutlich schneller gesteigert. Und viele der kürzlich an die Börse gebrachten Technologieaktien werden derzeit mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 100 gehandelt. Aber die Erfahrungen mit MySpace, Bebo und Friends Reunited zeigen, dass der Geschäftserfolg sozialer Netzwerke eher binären Regeln folgt – entweder man wird so groß, dass man uneinnehmbar ist, oder man verschwindet ganz von der Bildfläche.

     

    Twitter jedenfalls hat seinen Gang aufs Parkett geschickt eingefädelt. Das Facebook-Debakel hat man sich zu Herzen genommen und den Ausgabepreis der Aktie so niedrig angesetzt, dass der Kurs nach Aufnahme des Handels zunächst nur nach oben gehen konnte. Möglich war das, weil die Alt-Aktionäre an ihrem Aktienpaket festhielten und somit keinen Anreiz hatten, den Preis für den Börsengang nach oben zu treiben. Damit haben sie deutlich mehr für die anderen übrig gelassen, als bei den meisten anderen Börsendebüts in der Geschichte des amerikanischen Aktienmarktes.

     

    Andere Technologieunternehmen werden es danken. Twitter hat den Boden für eine veritable Tech-IPO-Welle in den nächsten Monaten bereitet. Das ist aufregend und deprimierend zugleich. Denn mit Marktmanien lässt sich schnelles Geld verdienen. Aber man wird das ungute Gefühl nicht los, entweder in die Röhre zu gucken, wenn andere das große Geld machen. Oder aber wie ein Idiot dazustehen, wenn die Blase schließlich platzt. Ich bin sicher, ich bin jetzt nicht der Einzige mit Déjà-vu.




    Andreas Feiden
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    Andreas Feiden leitet das Privatanlegergeschäft von Fidelity Worldwide Investment in Deutschland. Er verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung im Asset Management bei führenden deutschen und internationalen Vermögensverwaltern.

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    Verfasst von 2Andreas Feiden
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