Ehemaliger Star-Reeder Stolberg
"Beluga absichtlich von US-Finanzinvestor Okatree zerschlagen"
Erstmals nach seiner Entmachtung als Beluga-Geschäftsführer hat sich der einstige Star-Reeder Niels Stolberg zu Wort gemeldet. Wenige Monate vor dem Gerichtsprozess,
in dem er wegen Kreditbetruges angeklagt ist, gibt Stolberg Fehler zu. Doch auch dem US-Finanzinvestor Oaktree, der ihn einst entmachtet und angezeigt hat, macht er Vorwürfe. „Ich kann mich
des Eindrucks nicht erwehren, dass Oaktree einen Masterplan hatte, der unter anderem vorsah, mich mit aller Macht aus meinem Unternehmen zu entfernen und Beluga zu zerschlagen“, erklärte Stolberg
gegenüber der „Welt“. Die Amerikaner waren 2010 bei der Bremer Schwerlastreederei Beluga eingestiegen, die dann 2011 pleite ging. Oaktree wirft Stolberg vor, die wirtschaftliche Lage beim
Einstieg geschönt haben.
„Ich bin der festen Überzeugung, dass Beluga hätte überleben können, wenn Oaktree dies gewollt hätte. Eine Insolvenz war in meinen Augen überflüssig“, erklärte Stolberg gegenüber der „Welt“. Die
Zerschlagung der Reederei habe allein 500 Arbeitsplätze gekostet und damit auch existenzielle Konsequenzen für viele Familien herbeigeführt.
Der heute 53-Jährige räumt allerdings auch eigene Fehler ein. „Sicherlich hätte Beluga in der Retrospektive eine Konsolidierung zu diesem Zeitpunkt gut getan, aber die Uhren lassen sich nun einmal
nicht zurückdrehen. Für mich stand das Unternehmen stets im Vordergrund, allen voran die Beluga-Mitarbeiter – in Bremen allein 500 – für die ich als Unternehmer die Verantwortung trug. Mein
Vorhaben, die Reederei in diesen schweren Zeiten erfolgreich durch die Krise führen, ist gescheitert.“ Seiner Meinung nach hätte es aber nicht zu einer Zerschlagung des Unternehmens kommen müssen.
Mit Blick auf den Gerichtsprozess, nach dem ihm eine vierjährige Haftstrafe droht, gibt er sich selbstbewusst. Stolberg: „Ich sehe einem fairen Gerichtsverfahren entgegen, in dem ich mich mit
offenem Visier den Vorwürfen, die im Raum stehen, stellen werde.“