Reederei Fusion?
Reederei Hapag-Lloyd lotet Fusion mit Chilenen aus
Deutschlands größte Reederei Hapag-Lloyd sondiert eine Verflechtung mit dem chilenischen Konkurrenten CSAV. Am vorvergangenen Wochenende hat es dazu nach
Informationen der „Welt“ ein Treffen von Top-Managern beider Parteien in Miami, Florida, gegeben. Die Gespräche befinden sich noch in der Frühphase und umfassen daher zahlreiche Varianten – im
Extremfall auch eine Fusion. Die Beteiligten kennen sich bereits: Schon vor einigen Jahren hatten sie einen Kapitalverflechtung sondiert, das Thema dann aber ruhen lassen. Hapag-Lloyd-Chef Michael
Behrendt lehnte auf Anfrage der „Welt“ einen Kommentar zu den Informationen ab.
Die erneuten Sondierungen sind eine Reaktion auf das Scheitern der Fusionsgespräche zwischen Hapag-Lloyd und der Oetker-Tochter Hamburg Süd in diesem Jahr. Die Verhandlungen waren bereits weit
fortgeschritten, schließlich konnte sich die Oetker-Familie aber nicht zu dem Schritt durchringen. Die Hapag-Lloyd-Führung ist aber weiterhin um einen Partner bemüht, um gegen die
Kostenvorteile der Branchenführer Maersk, MSC und CMA CGM bestehen zu können. „Hapag-Lloyd will sich nicht wegkonsolidieren lassen, sondern selbst aktiv sein“, sagte ein Eingeweihter.
Hapag-Lloyd und Compañía Sud Americana de Vapores (CSAV) gehören zwar nicht zu den dominierenden Anbietern, verfügen aber aufgrund ihrer jeweils langen Geschichte über beträchtliches
Selbstbewusstsein. In Chile wurde daher betont, dass CSAV nicht auf Hapag-Lloyd angewiesen sei. „Es gibt Gespräche zwischen CSAV und Hapag-Lloyd, aber das Management spricht auch mit anderen
möglichen strategischen Partnern“, sagte ein Unternehmer, der nicht namentlich genannt werden möchte. Auch liege kein konkretes Angebot von der Hamburger Reederei vor.
Die lateinamerikanische Reederei war in den vergangenen Jahren durch die internationale Schifffahrtskrise in die Schieflage geraten und konnte nur mit Finanzmitteln der Gesellschafter von rund 1,7
Milliarden Dollar am Leben gehalten werden. Die Luksic Group hat mit mehr als einer Milliarde Dollar den größten Teil dazu beigetragen. Auf einen Verkauf sei der reiche Familienclan aber damals
nicht angewiesen gewesen, und sie sei es auch heute nicht, heißt es am Firmensitz in Valparaiso.
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CSAV ist die Nummer 16 der weltweiten Schifffahrt, Hapag-Lloyd rangiert auf Platz fünf. Beide Reedereien passen durchaus gut zueinander: Hapag-Lloyd ist stark im Schiffstransport zwischen Europa
und Asien sowie Nordamerika vertreten, CSAV hat seinen Schwerpunkt auf Verbindungen von und nach Lateinamerika gelegt. Dort ist die Reederei mit Abstand das größte Schifffahrtsunternehmen.