checkAd

    GRAUER KAPITALMARKT  1331  0 Kommentare Prokon meldet Insolvenz an

    Der Verlust ist gigantisch. Jahr für Jahr werden am sogenannten Grauen Kapitalmarkt mehrere Milliarden Euro Anlegergelder verbrannt. Aktuelles Beispiel ist der Windanlagenfinanzierer Prokon, der am 22. Januar den Weg zum Insolvenzrichter antreten musste. Nun hoffen rund 75.000 Anleger, die dem Unternehmen rund 1,4 Milliarden Euro geliehen haben, dass sie zumindest einen Teil ihrer Ersparnisse zurückbekommen.

    „Die Tatsache, dass die rund 1,4 Milliarden Euro, die das Unternehmen bei Anlegern eingesammelt hat, als Genussscheine mit teilweise recht unterschiedlichen Bedingungen ausgestaltet sind, macht den Prokon-Fall nicht nur einzigartig, sondern auch juristisch äußerst komplex“, sagt Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der DSW (Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz). Grundsätzlich sind Genussscheine nachrangig besichert. Dies bedeutet, dass Anleger sich im Insolvenzfall ganz hinten anstellen müssen – also erst dann aus der Insolvenzmasse bedient werden, wenn alle anderen Investoren ihre Forderungen erhalten haben.
     

    Möglicherweise nicht alles verloren

    Wenn das Unternehmen zur Kapitalbeschaffung jedoch lediglich Genussscheine emittiert hat – und dies ist bei Prokon möglicherweise der Fall – muss geprüft werden, wann die Forderungen der Anleger bedient werden. Zudem gelte es zu prüfen, ob neben den Forderungen aus den Genussscheinen noch andere Ansprüche existieren, etwa auf Schadenersatz. „Das hätte den Vorteil, dass man mit seinen Schulden eine bessere Rangstelle erreicht“, meint Klaus Nieding, Geschäftsführer der PIA ProtectInvestAlliance Rechtsanwaltsgesellschaft. 

    Wie es jetzt weitergeht, steht derzeit noch in den Sternen. Zunächst einmal werden die Geschäfte laut des vorläufigen Insolvenzverwalters Dietmar Penzlin ohne Einschränkungen weiterlaufen. „Gemeinsam mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter und im Dialog mit unseren Anlegern werden wir alles daran setzen, die Zukunftsfähigkeit von Prokon zu sichern“, heißt es in einer Stellungnahme des Windanlagenfinanzierers. „Positiv für die Anleger an der Meldung ist, dass jetzt unabhängige Experten die Möglichkeit bekommen, das Unternehmen zu durchleuchten. Jetzt kommt es darauf an, wie das Geld verwendet wurde. Wurde es zum Großteil ins Geschäft investiert oder ist es in der Verwaltung versickert oder wurde das Geld zu ganz anderen Zwecken eingesetzt?“, so Nieding. Es besteht also durchaus die Hoffnung, dass die Gläubiger zumindest einen Teil ihres Kapitals wiedersehen. 
     

    Vorsicht vor überzogenen Renditeversprechungen

    Lesen Sie auch

    Grundsätzlich sollten bei Anlegern die Alarmglocken läuten, wenn Unternehmen wie Prokon mit Renditeversprechungen von sechs Prozent locken. Vor allem in der anhaltenden Niedrigzinsphase sind solche hohe Renditen nur mit erheblichen Risiken zu erzielen. Verschärft wird das Problem, wenn die Ersparnisse dann noch in den weitestgehend unregulierten Grauen Kapitalmarkt fließen. Anderes als „normale“ Anleihen werden Wertpapiere vom Grauen Kapitalmarkt nicht an der Börse gehandelt. Vor Fälligkeit kommen Anleger daher nur schwer an ihr investiertes Vermögen. „Klar ist aber auch, dass nicht die Anleger an der Misere Schuld sind. Diesen Schuh muss sich schon das Prokon-Management anziehen“, meint Anlegerschützer Tüngler. 

    Bereits Anfang Januar hatte das Management von Prokon Anleger dazu aufgefordert, vorerst kein Geld aus dem Unternehmen abzuziehen, um eine Insolvenz zu vermeiden. Dieser Aufforderung sind aber bei weitem nicht alle Anleger nachgekommen; rund 227 Millionen Euro von den insgesamt 1,4 Milliarden Euro Genussscheinkapital hätten Anleger zurückgefordert. Um eine Insolvenz zu verhindern, hätten laut Prokon 95 Prozent des Kapitals vorerst im Unternehmen verbleiben müssen. 




    Franz von den Driesch
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    Franz von den Driesch ist Chefredakteur der kostenfreien Webmagazine AnleihenMonitor, FinanzMonitor, RuhestandsMonitor und econoafrica. Die Portale sind redaktionell unabhängig und werden von Wirtschaftsjournalisten mit langjähriger Berufserfahrung betreut.
    Mehr anzeigen

    Verfasst von Franz von den Driesch
    1 im Artikel enthaltener WertIm Artikel enthaltene Werte
    GRAUER KAPITALMARKT Prokon meldet Insolvenz an Der Verlust ist gigantisch. Jahr für Jahr werden am sogenannten Grauen Kapitalmarkt mehrere Milliarden Euro Anlegergelder verbrannt. Aktuelles Beispiel ist der Windanlagenfinanzierer Prokon, der am 22. Januar den Weg zum Insolvenzrichter antreten musste. Nun hoffen rund 75.000 Anleger, die dem Unternehmen rund 1,4 Milliarden Euro geliehen haben, dass sie zumindest einen Teil ihrer Ersparnisse zurückbekommen.