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Telefónica Deutschland verliert Chef - EU prüft Kauf von E-Plus
MÜNCHEN/BRÜSSEL (dpa-AFX) - Mitten im Ringen um die Übernahme des Konkurrenten E-Plus geht der Chef von Telefónica Deutschland . René Schuster werde Ende Januar im gegenseitigen Einvernehmen als Vorsitzender aus dem Vorstand ausscheiden, teilte das Telekom-Unternehmen am Mittwochabend mit. Finanzchefin Rachel Empey und Strategievorstand Markus Haas sollen zusätzlich zu ihren Ressorts gemeinsam das Unternehmen leiten. Unterdessen behielt die EU-Kommission die Prüfung des Deals in der Hand und ließ das Bundeskartellamt abblitzen. Die europäischen Wettbewerbshüter hatten bereits Bedenken gegen den Zusammenschluss angemeldet.
Die Hintergründe für den abrupten Chefwechsel blieben zunächst unklar. Dem Vernehmen nach sollen sie im persönlichen Bereich liegen. Offiziell hieß es nur, der Schritt geschehe im gegenseitigen Einvernehmen. Ein Sprecher des Unternehmens sagte, es sei ein Signal der Kontinuität, dass nun zwei erfahrene Vorstände die Führung übernähmen. Dabei werde sich Empey auf das operative Geschäft konzentrieren und Haas auf die Vorbereitung der Integration von E-Plus.
Rachel Empey kam 2004 zur Telefónica-Gruppe und ist seit 2009 Finanzchefin bei Telefónica Deutschland. Haas ist seit 1998 dabei und wurde 2009 Strategievorstand. Die beiden werden zudem gemeinsam Schusters Sitz im Executive Committee von Telefónica Europe übernehmen. In dem Gremium sitzen ausgewählte Manager des Europageschäfts.
Schuster kam 2009 zu Telefónica. Unter seiner Führung übernahm das Unternehmen HanseNet, baute die Anzahl der Kundenanschlüsse aus und ging an die Börse. Dort ist es seitdem ein Schwergewicht im TecDax . Bei der außerordentlichen Hauptversammlung am 11. Februar, auf der die Übernahme des Konkurrenten E-Plus auf den Weg gebracht werden soll, wird er nicht mehr dabei sein.
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Telefónica will mehr als acht Milliarden Euro für E-Plus zahlen. Das Unternehmen mit der Kernmarke O2 will damit zum größten Mobilfunkanbieter in Deutschland aufrücken. Die EU-Wettbewerbshüter wollen den Fall vertieft bis zum 14. Mai prüfen. Der Deal könne den Wettbewerb auf dem Mobilfunk-Markt empfindlich schwächen, lauteten die erste Einschätzung der Behörde. Telefónica Deutschland ist dennoch zuversichtlich, die Übernahme wie geplant in der zweiten Jahreshälfte unter Dach und Fach zu bringen.
Den Antrag Deutschlands, die Prüfung nach deutschem Wettbewerbsrecht an das Bundeskartellamt zu verweisen, lehnte die EU-Kommission ab. Die EU-Behörde kam nach Angaben von Donnerstag zu dem Schluss, sie sei 'wegen ihrer Erfahrung mit der Prüfung von Zusammenschlüssen in der Mobilfunkbranche' und im Sinne einer 'einheitlichen Anwendung der Fusionskontrollvorschriften' besser für die Untersuchung geeignet. Eine Fusion kann von einer nationalen Behörde geprüft werden, wenn sich die wettbewerbsrechtlichen Folgen ausschließlich auf nationale Märkte beschränken.
Der Präsident des Bundeskartellamts, Andreas Mundt, erklärte nach der Brüsseler Entscheidung: 'Wir sind nach wie vor der Auffassung, dass der Zusammenschluss aufgrund der auf Deutschland beschränkten Auswirkungen vom Bundeskartellamt hätte geprüft werden sollen.' Seine Behörde werde nun eng mit der Kommission zusammenarbeiten./fn/she/DP/zb